Die Kita am Sinstorfer Kirchweg übt draußen mit Disco-Musik einen Tanz für ihr Sommerfest ein. Eine Nachbarin beschwerte sich und rief die Polizei.
Harburg. Sängerin "Lady Gaga" hat mit "Pokerface" den Sommerhit des Jahres gelandet. Doch der gut vier Minuten dauernde Titel sorgt jetzt für mächtig Stress zwischen Mitarbeitern eines Büros am Meckelfelder Weg 2 und der Kindertagesstätte am Sinstorfer Kirchweg 2. Die Kinder studieren für ihr Sommerfest am 10. Juli einen Tanz in Lady Gaga-Manier zu "Pokerface" ein, aber der Diskosound stört Beschäftigte in der oberen Etage des knapp 100 Meter Luftlinie entfernt gelegenen Geschäftshauses an der Ecke Meckelfelder Weg/Winsener Straße (B 4). Viviane Fux, eine für Cityguide arbeitende Beschäftigte, rief sogar die Polizei, um für Ruhe zu sorgen.
"Das war nicht mehr auszuhalten", beklagt sie sich, "in meinem Büro unterm Dach muss ich bei dem Sommerwetter einfach das Fenster aufmachen und den Ventilator laufen lassen. Sonst wird das hier zu heiß. Und dann die laute Musik in den Nachmittagsstunden. Immer wieder derselbe Titel. Ich konnte mich gar nicht mehr auf die Arbeit konzentrieren. Woher die Musik kommt, ist mir egal. Ich will nur nicht auf diese Weise gestört werden. Deshalb habe ich die Ruhestörung bei der Polizei angezeigt." Bereits seit zwei Wochen müsse sie die Musik ertragen. Das sei anfangs, bei schlechterem Wetter und geschlossenen Fenstern, nur nicht ganz so schlimm gewesen.
Auf der anderen Seite der viel befahrenen, vierspurigen Bundesstraße 4 (Winsener Straße) spielen die Kinder der Kindertagesstätte Sinstorfer Kirchweg draußen im Kita-Garten. Und Frauke Plagge, stellvertretende Leiterin der Kita, stellt die Musikanlage auf, um mit den Schulkindern (sechs bis elf Jahre alt) noch einmal den Tanz zur Musik zu proben. "Wir waren total überrascht, als kürzlich die Polizei hier war und uns auf die Beschwerde wegen Ruhestörung hingewiesen hatte. Natürlich haben wir die Lautstärke etwas gedrosselt, aber die Kinder müssen bei dem Straßenlärm schließlich auch die Musik hören, um tanzen zu können."
Frauke Plagge erzählt, dass seit drei Wochen die Tanzvorführung einstudiert werde. "Zuerst haben wir drinnen geprobt und dafür auch nur unsere ganz normale Stereoanlage in Betrieb gehabt. Die bringt auch keine Lautstärke zustande. Erst vier Mal haben wir für die Aufführung draußen unter den Außenbedingungen geprobt, damit die Kinder auch genau wissen, wo sie stehen und sich drehen." Besonders stolz ist die Kita-Leitung auf die Einsatzfreude der Kinder. "80 Prozent der Choreographie haben sie selbst entwickelt." Wenn draußen von 15 bis 16.30 Uhr getanzt wird, läuft der Titel drei Mal hintereinander, unterbrochen von längeren Pausen, in denen an der Choreographie gefeilt wird. Frauke Plagge: "Es sind also immer nur kurze Momente, in denen die Musik spielt. Ich verstehe nicht, wieso die Leute nicht selbst herkommen sondern stattdessen die Polizei schicken. Wir haben am letzten Freitag vor den Sommerferien schon viele Sommerfeste gefeiert, aber noch keines mit einer Tanzaufführung."