Heute sind sie in der Lüneburger Straße. Mit mehr Kollegen hätten sie die Innenstadt schneller klar. Aber die Personallage lässt nicht mehr zu.
Harburg. Sie gehören momentan zu den gefragtesten Männern Harburgs: Josef Marius Sprengler, Martin Halberstadt und Isa Kula, Mitarbeiter der Stadtreinigung, sind von morgens bis abends unterwegs, um den Stadtteil von den Müllbergen zu befreien, die sich nach dem Tauwetter angesammelt haben.
"Montag waren wir im Phoenix-Viertel unterwegs, heute sind wir am Sand und kehren den Abfall weg. Mittwoch ist die Lüneburger Straße dran", sagt Isa Kula. Doch zu dritt sei die Arbeit kaum zu schaffen. "Der Winter war hart. Dank des wochenlangen Frosts konnten wir nicht früher los. Jetzt türmt sich der Unrat in den Straßen." Früher seien sie mit mehr Personal ausgerückt. "Da war der Dreck schnell beseitigt. Jetzt muss gespart werden. Nun brauchen wir halt mit weniger Kollegen mehr Zeit", so Halberstadt.
Das bestätigt Reinhard Fiedler, Sprecher der Stadtreinigung. "So wie wir finanziell und personell ausgestattet sind, geht es nicht schneller, den Müll zu beseitigen. Wir tun unser möglichstes." 450 Kollegen von Halberstadt, Kula und Sprengler sind im Hamburger Stadtgebiet unterwegs. 40 Mitarbeiter wurden für Harburg eingeteilt.
Doch will die Stadtreinigung ein besonderes Programm auf den Weg bringen, um die Schietberge abzubauen: Im Rahmen der "Hamburger Kehrwoche" sollen die Hauseigentümer ran, zumindest wenn es um Sand und Splitt geht. "Anlieger, die keine Gehwegreinigungsgebühren bezahlen, sind aufgefordert, Splitt und Müll auf den Gehwegen vor ihren Grundstücken so schnell wie möglich zusammenzufegen und den Kehricht zu entsorgen", so heißt es in einer Pressemitteilung der Stadtreinigung. Größere Mengen könnten kostenfrei entsorgt werden.
Allerdings ist Müll nicht gleich Müll, so die drei fleißigen Stadtreinigungsmitarbeiter: "Tannenbäume, die jetzt noch hier herumliegen, müsste die Müllabfuhr mitnehmen. Für Sperrmüll gibt es eine spezielle Hotline, die die Bürger anrufen können", so Kula. Ihm reicht es auch so. Sieben bis acht Kilometer schaffen die drei am Tag, wenn sie bereits um 7 Uhr morgens mit dem Kehren loslegen. Sprengler: "Ich habe seit Jahresbeginn noch kein freies Wochenende gehabt. Bevor es mit dem Müll losging, waren wir im Streueinsatz." Mit mehr Personal hätte "die ganze Misere mit Abfall und Schneechaos nicht passieren können", sind sich die drei einig.
Das sagt auch Jürgen Heimath, Vorsitzender der SPD-Fraktion in der Bezirksversammlung. "Die Unfähigkeit des Senats, einen vernünftigen Winterdienst zu organisieren, setze sich jetzt in Sachen Müllbeseitigung fort. Die Stadtreinigung benötigt mehr Manpower und Geld, um handlungsfähig zu werden." Er habe noch nie soviel Dreck in Harburg gesehen. "Es sind Berge von Müll, die hier herumliegen." Daher werde sich auch die kommende Bezirksversammlung mit dem Thema beschäftigen müssen. Heimath: "So leicht kommt der Senat nicht davon. Das, was wir hier in den Straßen an Abfallmassen ertragen müssen, ist ein Skandal."
Ralf Dieter Fischer, Vorsitzender der CDU-Fraktion in der Bezirksversammlung, will den Bezirk stärker in die Pflicht nehmen: "Die Mitarbeiter müssen zumindest erst einmal die Innenstadt reinigen. Dafür setzen wir uns verstärkt ein."
Doch im Harburger Rathaus wird abgewinkt. "Dafür ist die Stadtreinigung zuständig", so Beatrice Göhring, Sprecherin der Verwaltung. Bürger könnten den Bezirklichen Ordnungsdienst (BOD) auf besonders schlimme Ecken aufmerksam machen. Daraufhin werde man die Stadtreinigung informieren. Und dann kommen wieder Kula, Sprengler und Halberstadt ins Spiel, die sich in ihren orangefarbenen Westen mit Besen und Kehrschaufeln unterdessen zum Sand vorgekämpft haben. Zumindest das Trio lässt Harburg in Sachen Müll nicht im Stich.