Hamburg. In der größten Hamburger Flüchtlingseinrichtung steigt die Zahl der Polizeieinsätze. Nun reagieren Behörde und Supermarktkette.
- Die Flüchtlingsunterkunft am Überseering hat zu einer Zunahme an Polizeieinsätzen in dem umliegenden Viertel geführt
- Gastronomen berichten davon, dass Gäste durch Bewohner beim Essen belästigt werden
- Die hiesige Filiale des Discounters Penny setzt zur Sicherheit ihrer Kunden nun einen Sicherheitsdienst ein
Seit dem Einzug in die Flüchtlingsunterkunft am Überseering in der City Nord in Hamburg häufen sich auch die Polizeieinsätze in dem Viertel. Das ergab eine Abendblatt-Anfrage bei der Polizei. In der Unterkunft leben inzwischen 1220 Menschen aus der Ukraine. Und es gibt noch eine Ausbau-Reserve.
Anwohner und Anlieger der Einrichtung klagen seit Monaten über Lärm und Dreck – und darüber, dass viel Alkohol im öffentlichen Raum konsumiert werde. Auch das Einkaufen bei Penny City Nord an der Hindenburgstraße – es ist der einzige Supermarkt in der Gegend – werde immer unangenehmer, monierten Stammkunden.
Flüchtlinge: Unterkunft in der City Nord – Zahl der Polizeieinsätze steigt
Polizeisprecher Joscha Ahlers sagt, man könne zwar keine valide Auskunft darüber erteilen, wie viele Ladendiebstähle oder andere Straftaten beim Verbrauchermarkt zur Anzeige gebracht worden sind. Gleiches gelte für die Flüchtlingsunterkunft. Auf Grundlage von Daten aus dem Hamburger Einsatzleitsystem der Polizei gebe es aber eine Auswertung nach Objektadressen.
Das Ergebnis: Seit Anfang April wurden 24 Polizeieinsätze unter der postalischen Adresse des Penny-Supermarkts dokumentiert. Im gesamten Jahr 2022 wurden laut Ahlers insgesamt 16 Polizeieinsätze verzeichnet.
Flüchtlingsunterkunft am Überseering – 38 Einsätze in gut fünf Monaten
Unter der Adresse der Flüchtlingsunterkunft am Überseering dokumentierte die Polizei im angefragten Zeitraum – 3. April bis 10. September 2023 – 38 Polizeieinsätze. Bei den Einsätzen ging es laut Ahlers unter anderem um Ladendiebstähle, vermisste Personen, Streitigkeiten, Anzeigenaufnahmen, Ruhestörungen, ausgelöste Feuerbrandmelder und Körperverletzungen.
Die Polizei reagiere aber nicht nur anlassbezogen, sondern auch mit verstärkten Präsenzmaßnahmen, so der Sprecher, zum Beispiel durch den Beamten des Besonderen Fußstreifendienstes (BFS). „Dieser steht darüber hinaus im engen Austausch mit der Leitung der Unterkunft und ebenso mit den Betreibern von Geschäften, Lokalitäten etc. in seinem Betreuungsgebiet.“
City Nord: Wirt des Pepe Nero beklagt Belästigungen seiner Gäste
So berichtet beispielsweise der Gastronom Giorgio Freitas, der das Restaurant Pepe Nero in der Sydneystraße betreibt und sich über Belästigungen seiner Gäste beklagt hat, dass die Polizei inzwischen Kontakt zu ihm aufgenommen habe.
„Bezüglich des festgestellten Mülls wurde bereits Kontakt zum zuständigen Bezirksamt aufgenommen“, so Polizeisprecher Ahlers. „Und nach unserer Kenntnis ist die Stadtreinigung auch tätig.“
Penny in der City Nord setzt nun einen Security-Dienst ein
Auch der Penny-Supermarkt hat auf die Beschwerden von Stammkunden offenbar reagiert. Eine Sprecherin von Penny sagte auf Abendblatt-Anfrage: „In unserem Penny-Markt in der Hindenburgstraße verzeichnen wir seit geraumer Zeit durchaus ein höheres Kundenaufkommen, welches Problematiken potenziert. Dies ist aber für hoch frequentierte Standorte in Hamburg, unabhängig von einer Flüchtlingsunterkunft, nicht ungewöhnlich.“ Eine negative Veränderung der Gesamtsituation sei nicht festzustellen, sagt sie.
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Allerdings gibt es doch eine Reaktion des Unternehmens. „Um allen unseren Penny-Kunden gerecht werden zu können und ihnen ein gewohnt gutes Einkaufen zu ermöglichen, haben wir unsere Mitarbeiteranzahl erhöht und einen Security-Dienst beauftragt. Das ist bei unseren punktuell hoch frequentierten Märkten eine gelebte Praxis.“