Hamburg. Der Jugendstil-Zaun am Mundsburger Kanal ist ein Denkmal. Anwohner setzen sich für den Erhalt ein und starten eine Petition.

So viele Fans dürfte ein Zaun selten gehabt haben: 13.652 Menschen setzen sich für die Rettung des Jugendstil-Zauns an der Armgartstraße in Hohenfelde ein (Stand 16. Dezember). Sie haben die Petition auf change.org unterschrieben, die Anwohner Ulrich Poser Anfang Oktober für den Erhalt des kunstvoll geschmiedeten Gitters entlang des Mundsburger Kanals zwischen Alster und Kuhmühle initiiert hat. Der Hamburger Anwalt setzt sich seit fast vier Jahren für die Rettung des historischen Zauns ein und habe seitdem zahlreiche Mails an das Bezirksamt, das Denkmalschutzamt und sogar den Bürgermeister geschrieben.

„Vor zwei Jahren sicherte das Bezirksamt Hamburg-Nord zu, Abhilfe zu schaffen“, so Poser. „Doch es ist nichts geschehen. Und auch das Denkmalschutzamt kümmert sich nicht.“ Da habe es ihm „gereicht“. Er gründete die Initiative „Pro Zaun“ und rief eine Petition ins Leben. Am Dienstag übergaben er und seine Mitstreiter die Unterschriftenliste an das Bezirksamt.

Historischer Zaun nahe der Alster: Bezirk Hamburg-Nord sah „gute Gründe“ für Instandsetzung

Im Mai 2021 hatte Poser den Verfall des Zauns erstmals in der „Hohenfelder und Uhlenhorster Rundschau“ thematisiert. Er befürchtete, dass er durch eine billige Standardlösung ersetzt werden könnte – wie schon an der Hartwicusstraße auf der anderen Seite des Mundsburger Kanals. Am Anfang hatte er noch Hoffnung. Zum Beispiel, als er erfuhr, dass der Zaun Teil des Denkmalensembles Mundsburger Kanal ist, zu dem neben dem Kanal auch die Ufermauern, die Treppen und Brücken, die Alleen am Rand und die historischen Zäune gehören.

Doch für den Erhalt des Zauns ist nicht das Denkmalschutzamt zuständig, sondern der Bezirk. Nachdem er dort hingeschrieben hatte, habe ihm das Amt im November 2022 tatsächlich geantwortet, dass „die Instandsetzung des übrigens Zauns zwar nicht zu dem Standard-Portfolio des Bezirksamtes gehört“, es dennoch „gute Gründe“ sähe, „hier tätig zu werden“.

Jugendstilzaun am Mundsburger Kanal: „Hoffen, dass unsere Petition für Aufmerksamkeit sorgt“

Doch es geschah nichts. Auch nicht, nachdem der Zaun eines Tages von Unkraut befreit worden war und das neue Hoffnung bei Poser und den übrigen Mitgliedern der Initiative geweckt hatte. „Die nahezu vier Jahre währende Untätigkeit der Stadt tolerieren wir jetzt nicht mehr“, so Poser. „Wir hoffen, dass unsere Petition für Aufmerksamkeit sorgt und sich etwas ändert.“

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Das hofft auch der Denkmalverein Hamburg. „Es gibt nicht mehr viele historische Zäune in Hamburg. An den meisten Stellen sind sie irgendwann verrostet und durch meist einfachere Standardlösungen ersetzt worden“, so Geschäftsführerin Kristina Sassenscheidt.

Da nicht alle erhaltenen historischen Zäune unter Denkmalschutz ständen, könne man nur bei einem Teil eine bislang ausgebliebene Restaurierung einfordern. „Da sollte man es aber tun. Vor allem, wenn die Zäune in städtischer Hand sind, denn die Stadt muss bekannterweise vorbildhaft mit ihren Denkmälern umgehen.“

Denkmal in Hohenfelde: „Bezirke müssen für Sanierung von Zäunen höhere Budgets einplanen“

Durch den Verfall des Zauns am Mundsburger Kanal drohe der Verlust eines besonders schönen Exemplars, weil der Bezirk die notwendige Restaurierung nicht durchführe. Und das sei nicht der einzige historische Zaun, um den sich die Stadt nicht kümmere. Derzeit verfielen auch die kunstvollen Zäune am Wohlers Park oder an Teilen des Ohlsdorfer Friedhofs. Die Denkmalschützerin fordert: „Die jeweiligen Bezirksämter müssen für diese Aufgabe höhere Budgets einplanen.“

Das Bezirksamt Hamburg-Nord sieht keine Gefahr für den Jugendstilzaun. Schadhafte Stellen, die die Verkehrssicherheit einschränkten, würden vom Bezirksamt umgehend repariert, so Sprecher Alexander Fricke. „Aufgrund der vorhandenen Verzinkung wurde der Gesamtzustand des Zauns bei einer Begehung Anfang des Jahres 2024 mit dem Denkmalschutzamt als gut bewertet.“ Den von „Pro Zaun! „formulierten Handlungsdruck“ stuften Bezirksamt und Denkmalschutzamt als „nicht angemessen“ ein.