Hamburg. Viele empfinden die Feiertage als stressig, fürchten den Trubel an Heiligabend. Hamburger Psychiater kennt Wege aus der Stressspirale.
- Weihnachten muss der Höhepunkt des Jahres werden. Das erzeugt Druck.
- Ruhephasen sind wichtig für Körper und Geist.
- Experte aus Hamburg hat Tipps, wie Weihnachten möglichst stressfrei abläuft.
Alle Jahre wieder empfinden Millionen Menschen, wie aktuelle Studien zeigen, den „größten Stress des Jahres“ rund um das Weihnachtsfest. Ausgerechnet.
Dabei soll es doch an den Feiertagen besinnlich und harmonisch zugehen. „Das ist Teil des Problems“, sagt Peter Pfefferkorn, Psychiater und Psychotherapeut an der Asklepios Tagesklinik Walddörfer, die zur Asklepios Klinik Nord gehört. „Weihnachten ist mit Erwartungen überfrachtet, es muss der Höhepunkt des Jahres werden. Das erzeugt Druck.“
Weihnachten Hamburg: Die Angst, etwas zu verpassen, führt zu Stress
Hinzu komme der Terminstress in der Adventszeit: Weihnachtsfeier in der Firma, Adventssingen in der Schule, Glühwein mit den Kollegen. „Man möchte alles mitnehmen, überall dabei sein. Man hat Sorge, etwas zu verpassen. Fomo, ‚fear of missing out‘, heißt dieses altbekannte Phänomen neudeutsch“, sagt der Experte.
Doch wie schaffe ich es raus aus dieser Stressspirale? „Dazu sollte man sich zunächst in Ruhe, also vielleicht kurz vor dem Zubettgehen, selbst fragen: Wie geht es mir? Was tut mir wirklich gut und was ist einfach zu viel?“ In der S-Bahn habe er unfreiwillig ein Gespräch unter jungen Hamburgern mitgehört, die am Abend drei Veranstaltungen hatten und überlegten, wo sie wie lange bleiben könnten. „Da war das Zuhören fast schon anstrengend“, sagt der Oberarzt lachend.
Hamburg feiert Weihnachten: Gedanke an die Zubereitung des Festessens setzt manche Menschen unter Druck
Ruhephasen seien wichtig, für Körper und Geist. Selbstverständlich nicht nur in der Weihnachtszeit, aber auch. „Vielleicht nimmt man sich dann auch mal bewusst einen Abend, an dem man gar nichts macht, oder sich etwas Gutes tut wie beispielsweise ein Entspannungsbad.“
Viele fühlten sich gestresst bei dem Gedanken an Heiligabend und die Essensvorbereitungen. „Delegieren ist eine Idee. Meine Mutter hat jahrelang alles allein eingekauft, vorbereitet, gekocht. Irgendwann wurde es dann ein Thema. Deshalb halten wir es heute so: Jeder, der kommt, bringt etwas mit.“
Grundsätzlich sei Stressempfinden ja aber individuell: „Was dem einen zusetzt, empfindet der andere, der leidenschaftlich gern kocht, vielleicht als entspannend.“ Das gelte auch für Familien, die am 1. Weihnachtstag zur Oma nach Flensburg fahren und am zweiten Feiertag zu Tante und Onkel nach Fulda. „Das kann auch weniger belastend sein, als alle am selben Abend zu treffen.“
Hamburger Experte rät: Legen Sie für Heiligabend ein Zeitfenster fürs Beisammensein fest
Auf die eigenen Bedürfnisse zu achten, das sei wichtig. „Und man darf diese Wünsche auch aussprechen, wobei das Mut und Übung erfordert und vielen von uns, die zu Höflichkeit und Diplomatie erzogen wurden, schwerfällt“, sagt der Mediziner.
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Doch wie spricht man aus, dass es zu viel wird und man die Verwandtschaft jetzt doch gern auch wieder los wäre? „Am besten legt man das Zeitfenster vorher fest. Nach dem Motto: Wir feiern so bis 22 Uhr, sonst wird es für die Kinder zu spät.“ Man dürfe aber auch ruhig sagen, dass man nun wirklich erschöpft ist und ruhen möchte.
„Weihnachtsblues“: Hamburger Psychologe erklärt, was dagegen hilft
Ein Phänomen sei der sogenannte Weihnachtsblues: „Das ist kein Krankheitsbild, keine Depression. Aber es können Stimmungsschwankungen entstehen, wenn sich die Realität nicht mit der Vorstellung deckt. In der Werbung sehen wir glückliche Familien, die durch den Schnee in die romantische Kapelle zur Messe spazieren. So wird es in den meisten Fällen nicht ablaufen, Schnee liegt übrigens auch nur selten in Hamburg.“
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Sich schon im Vorfeld von übersteigerten Erwartungen zu lösen, mache vieles einfacher. „Wenn man um Konfliktherde weiß, ist es besser, sich darauf einzustellen, dass es auch mal hakeln kann.“
Singles und Weihnachten: Gefühl von Gemeinschaft suchen – vielleicht sogar im Fitnessstudio?
Und was empfiehlt der Experte Alleinstehenden in der Single-Hauptstadt Hamburg? „Vielleicht hilft es, der drohenden Einsamkeit durch Unternehmungen zu entgehen: Kino, Planetarium oder auch Fitnessstudio.“ Manche gingen auch gern in die Kirche. „Rituale geben Halt, und auch wenn man dort niemanden kennt, so entsteht doch ein Gefühl von Gemeinschaft.“