Hamburg. Zwei Aushänge sorgen in dem Hamburger Hochhaus in Barmbek derzeit für große Verwirrung. Mieter sollen vorsorglich Heizlüfter kaufen.
In einem der Mundsburg-Türme könnten die kommenden Monate höchst ungemütlich werden. Im Apartment-Tower an der Hamburger Straße in Barmbek-Süd ist die alte Heizungsanlage defekt und wurde abgestellt. So jedenfalls stand es auf einem Aushang, der am Mittwoch im Fahrstuhl aufgehängt wurde.
Die Eigentümer wollten sich eine rund 100.000 Euro teure Reparatur angesichts des geplanten Einbaus einer neuen Anlage sparen, hieß es in dem Schreiben. „Bitte stellen Sie sich in diesem Winter elektronische Heizungen auf.“ 144 Wohnungen sollen betroffen sein.
Barmbek: Mundsburg Tower – Heizungsprobleme auch in den kommenden Wochen
Das formlose Schreiben war von der Beiratsvorsitzenden unterzeichnet worden und wurde am späten Donnerstagnachmittag durch ein Schreiben der Hausverwaltung ersetzt. Dieses richtete sich explizit an die Eigentümer der Wohnungen – von denen nach Abendblatt-Informationen aber nur wenige in dem Haus wohnen – und verwies darauf, dass „einige Probleme an der Heizungsanlage“ beseitigt werden konnten und der Heizbetrieb wieder aufgenommen wurde. Da es aber immer noch Probleme mit der Hauptleitung gebe, könnte es in den nächsten Tagen und Wochen noch zu vereinzelten Abschaltungen kommen.
„Das ist die Höhe, dass wir auf diese Weise über so eine Bombe informiert werden“, schimpft eine Mieterin, die anonym bleiben möchte. Einen lapidaren Aushang im Fahrstuhl halte sie angesichts der Dimension der Unannehmlichkeiten nicht für angemessen. Was sie aber noch viel mehr aufregt: Die Heizung, die laut erstem Aushang einen nicht zu lokalisierenden Wasserschaden in der Steigleitung hat, ist schon seit Monaten kaputt und hätte längst ersetzt werden können.
Mundsburg-Türme: Heizung im Apartment-Tower schon lange defekt
Das bestätigt auch ein anderer Mieter, der ebenfalls nicht mit Namen genannt werden will. „Wir haben hier schon länger Wasserschäden.“ Seiner Kenntnis nach sei spätestens seit dem vergangenem Frühjahr bekannt, dass diese Schäden durch die kaputten Heizungsrohre verursacht würden. Auch auf dem ersten Aushang hieß es, dass durch das Abstellen der Heizung nicht nur die Reparaturkosten gespart, sondern auch weitere Wasserschäden vermieden werden sollen.
„Warum wird die neue Heizungsanlage erst in der Heizperiode eingebaut? Das hätte doch schon im Sommer passieren können?“, fragen sich die beiden. Erst jetzt aber seien Mitarbeiter einer entsprechenden Firma in dem 29-stöckigen Haus unterwegs. Sie würden in jeder Wohnung prüfen, wie viel Aufwand der Einbau der neuen Heizung machen wird, die Ende März 2025 fertig sein soll.
Kaputte Heizung im Mundsburg Tower: Mieter empört über Info-Schreiben
Weil die Mitarbeiter des Unternehmens offenbar von vielen Bewohnerinnen und Bewohnern auf die kaputte Heizung angesprochen werden, hieß es in dem ersten Aushang: „Bitte stellen Sie den Monteuren keine Fragen zu unserer jetzigen Heizung! Die Begehung für die Planung der neuen Heizung muss zügig und ohne unnötige Diskussionen verlaufen.“ Auch über den Ton regen sich die beiden Mieter auf. „Das Schreiben hätte man höflicher und professioneller verfassen können. Und wie werden eigentlich die vielen Bewohner informiert, die kein Deutsch sprechen?“
Um das Aufreißen von Wänden und Fußböden zu vermeiden, sollen die Rohre der neuen Heizung über Putz vom Treppenhaus in die Wohnungen verlegt werden. Schon das bringe etliche Bewohner und Bewohnerinnen zur Verzweiflung, da diese Arbeiten je nach Wohnungsgröße vier bis fünf Tage dauern und viel Dreck machen, so einer der Mieter. „Dass sie bis dahin nun auch noch frieren oder elektrisch heizen müssen, ist gerade für die vielen älteren Bewohner eine Zumutung. Und davon gibt es einige hier im Haus.“
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Barmbek: Ärger im Mundsburg Tower – massive Kritik vom Mieterverein
Die bereits erwähnte Mieterin will sich in der Angelegenheit vom Mieterverein beraten lassen. Für diesen ist die Sache klar: „Es dürfte vorhersehbar gewesen sein, dass die Heizungsanlage grundlegend saniert werden muss. Daher ist diese Reaktion auf den Ausfall vollkommen inakzeptabel“, sagt der Geschäftsführer und Vorsitzende Rolf Bosse in Bezug auf den ersten Aushang.
Hinsichtlich der drohenden Heizungsausfälle erklärt der Mietexperte: „Wenn die Temperaturen in den Wohnräumen unter 20 Grad Celsius fallen, bestehen Mietminderungsansprüche. Es ist zulässig, auf Kosten der Vermieter Elektroheizungen zu kaufen“, so Bosse. „Und auch die höheren Stromkosten für die Beheizung sind von den jeweiligen Vermietern zu tragen.“
Die Hausverwaltung, die für den betroffenen Mundsburg Tower zuständig ist, war für eine Stellungnahme nicht zu erreichen. Dass es in dem Hochhaus bereits seit vielen Jahren Probleme mit der Heizung gibt, wurde dem Abendblatt jedoch von einer Eigentümerin bestätigt.