Hamburg. 90-Jährige wohnt direkt unter Wohnung mit abgestürztem Balkon. So erlebte sie den Abend, als sechs junge Leute in die Tiefe fielen.
Eine ältere Dame sitzt unter einem Sonnenschirm im Garten einer Wohnanlage am Krohnstieg, neben ihr liegt eine Katze auf der Bank und schnurrt. Sehr idyllisch. Doch der Schein trügt. Das Haus in Hamburg-Langenhorn ist am Mittwoch Schauplatz eines tragischen Unglücks geworden. Sechs junge Leute standen auf einem Balkon, als dieser plötzlich abbrach – und sie alle aus dem dritten Stock in die Tiefe stürzten.
Direkt darunter, genauer gesagt in der zweiten Etage, hatte die 90 Jahre alte Hamburgerin den lauen Sommerabend genossen, war aber zum Glück nicht auf ihrem Balkon, als gegen 21.30 Uhr über ihr die Statik versagte. „Es gab einen wahnsinnigen Krach, als wenn zwei Panzer zusammen stoßen“, schildert sie den Moment, der das Leben vieler Menschen für immer verändert hat.
Balkon in Hamburg-Langenhorn abgebrochen: Sechs Verletzte im Alter zwischen 18 und 27 Jahren
Fünf Männer und eine Frau im Alter zwischen 18 und 27 Jahren wurden bei dem Sturz aus neun Metern Höhe teils schwer verletzt. Ein 27-Jähriger schwebt nach wie vor in Lebensgefahr, wie eine Polizeisprecherin am Donnerstag mitteilte.
Die Betroffenen, die zuvor bei einem Umzug geholfen hatten und nach dem schweren Schleppen auf dem Balkon rauchen wollten, müssen fortan mit den Erinnerungen an die Schreckensnacht leben. Eines der Opfer war der 19 Jahre alte Emilian Busch. Er kam am Donnerstagmorgen noch einmal zurück zu dem Mehrfamilienhaus, um das Erlebte verarbeiten zu können. Er hatte Tränen in den Augen.
Direkte Nachbarin aus Hamburg-Langenhorn: „Es ging so ratzfatz“
Die betagte Nachbarin schwankt hingegen zwischen Betroffenheit und Coolness. „Es ging so ratzfatz, ich hatte gar keine Zeit, mich zu erschrecken“, sagt sie über den Unfall, bei dem sie Glück im Unglück hatte.
Sie befand sich im Innern der Wohnung, als der Knall ertönte und ihre Katze miaute. Dann ging sie ins Wohnzimmer nachsehen. Dieser Raum liegt, wie auch die Balkone der Anlage, in Richtung der Straße Krohnstieg „Und dann dachte ich: Was ist das hier so dunkel?“, erzählt sie mit einem leichten Zittern in der Stimme.
Schließlich war der Balkon von oben einfach heruntergeklappt, mit seiner gesamten Fläche hängt er derzeit vor dem Wohnzimmerfenster der Nachbarin. Fachleute müssen nun prüfen, wie stabil das Konstrukt noch ist.
Balkon stürzt in Hamburg ab: 90-Jährige darf nicht zurück in ihre Wohnung
So lange darf die Seniorin nicht in ihre Wohnung zurück, auch andere Anwohner mussten ihr Zuhause verlassen, als Rettungskräfte die im Vorgarten liegenden Verletzten versorgten. „Da sieht man erstmal, was man so schnell zusammenraffen muss“, berichtet sie über das Betretungsverbot ihrer Zimmer. „Die wichtigsten Telefonnummern, die Batterien fürs Hörgerät, so etwas habe ich jetzt in Kisten bei mir“, schildert die Augenzeugin die Folgen des Geschehens. Zum Glück sei die Nachbarschaft so gut, dass sich alle unterstützten.
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Sie habe bei einer Nachbarin geschlafen und mittlerweile mehrere Schlüssel von Wohnungen bekommen, von lieben Menschen, die alle helfen wollten. Aber, sagt die ehemalige Krankenschwester, die auch schon im Beruf „so einiges erlebt habe“, letztlich ginge es ja gar nicht um sie, sondern um die jungen Leute, die in verschiedenen Hamburger Kliniken behandelt werden. „Ihnen wünsche ich alles Gute“, sagt sie seufzend und streichelt die schlafende Katze, die ebenfalls umziehen musste.