Hamburg. Im Herbst 2020 wurden die Hallen abgefackelt, die Axel Bartels gerade übernommen hatte. Trotz vieler Hürden baute er sie wieder auf.
Von den ersten Problemen, die er beim Wiederaufbau der Bootswerft Gustävel hatte, berichtete Axel Bartels schon im Dezember 2021. Da war es 15 Monate her, dass die Traditionswerft am Goldbekkanal in Winterhude, die er mit viel Herzblut und Arbeit geführt hatte, durch einen Großbrand komplett zerstört worden war. Die Ursache: Brandstiftung. Die Täter – vermutlich Jugendliche – konnten nicht ermittelt werden.
Im April 2022, so hoffte der Hamburger damals, würden die beiden neuen Hallen fertig sein. Doch erst jetzt, mehr als zwei Jahre später, ist es so weit. Am Wochenende werden die ersten 170 Boote einziehen. „Ich bin stolz und happy“, sagt der 56-Jährige. Es sei „alles dazwischengekommen, was dazwischenkommen kann“. Corona, steigende Holzpreise und ausgebuchte Handwerker.
Bootswerft Gustävel in Winterhude: Aufbau war zum Teil ein „riesiger Aufwand“
Aber auch behördliche Auflagen wie der Bau einer sogenannten Rigole, eines unterirdischen Regenwassertanks mit einem Fassungsvermögen von 50.000 Litern. „Früher wurde das Regenwasser von den Hallendächern durch ein Rohr direkt in den Goldbekkanal geleitet“, so Bartels. Doch was in den 50er-Jahren noch erlaubt war, ist heute streng verboten. „Jetzt wird das Regenwasser in der Rigole zwischengespeichert und dann kontrolliert, mit einer Fließgeschwindigkeit von 17 Litern pro Hektar/ Sekunde, in den Kanal geleitet.“ 70.000 Euro hat die Rigole gekostet.
„Eine teure, aber angesichts des vielen Starkregens sinnvolle Maßnahme“, findet der Werftbetreiber. Weil es sich dabei um eine „behördliche Wiederherstellungsbeschränkung“ handelte, bezahlte seine Versicherung die Maßnahme. Dennoch sei der Aufwand „riesig gewesen“ und habe viel Zeit gekostet.
Bootswerft am Goldbekkanal: Pfusch am Bau zwang Betreiber finanziell in die Knie
Eine weitere Verzögerung gab es durch Pfusch. Die zweiflüglige Halle ist ein Holzständerwerk, das auf 64 in Betonfundamente eingelassenen Metallfüßen ruht. „Die Baufirma hatte die falschen Füße eingebaut. Das fiel aber erst auf, als die Halle schon stand“, so Bartels. Diesen Fehler zu beheben und die Metallteile aufwendig auszutauschen habe das ganze Projekt „erheblich zum Stottern“ gebracht und ihn finanziell in die Knie gezwungen. „Zum Glück hatte ich viel Unterstützung von meiner Familie, Freunden und auch Mietern, sodass ich finanziell überleben konnte.“
Der 56-Jährige war immer schon jeden Tag auf der Baustelle. Aber in den letzten Wochen arbeite er unter „Vollstrom“: „Jeden Tag von 6 bis 24 Uhr.“ Denn am Sonnabend kehren die ersten Kanus in die Hallen zurück. 170 Kanuplätze sind bereits vermietet. 350 Boote kann er dank eines ausgeklügelten Lagersystems unterbringen – obwohl er wegen der aktuellen Bauvorschriften eine kleinere Halle bauen musste und 200 Quadratmeter weniger Fläche hat.
Nach Brand am Goldbekkanal: In Bootshalle liegen Fundstücke aus der Ruine
Noch herrscht hier ziemliches Chaos: Handwerkerautos, Bretterstapel und Baumaterial stehen und liegen überall herum. Während das alles noch entfernt wird, bleiben die verrosteten Anker, Werkzeugteile und Kurbelwellen, die an einer Stelle auf dem Boden liegen, wo sie sind. „Das ist unser Friedhof“, sagt Bartels. Es sind Reste seiner Werkstatt und der mehr als 300 teils historischen Boote, die bei dem Brand vernichtet wurden.
Bis zur Eröffnung am Sonnabend, wenn die ersten Mieter mit ihren Kanus und Kajaks zurückkehren, werde „nur noch Kosmetik“ vorgenommen. Der Steg wird an einer Stelle noch ausgebessert, kleinere Reparaturen an Kanu- und Schließanlage stehen noch an, und die Bauzäune müssen noch weggeräumt werden. „Ganz fertig werde ich nicht“, räumt Bartels ein. „Aber ich muss zusehen, dass wieder Geld reinkommt. Und meine Mieter wollen endlich ihre Boote wieder hier lagern.“
Einige hätten die verbrannten Boote schnell durch neue ersetzt, die sie in der Zwischenzeit in ihren Gärten oder an anderen Stellen provisorisch zwischengelagert hätten. Andere hätten sich erst jetzt, wo der Termin der Wiedereröffnung feststehe, ein neues Boot gekauft. Zwei jungen Mietern, die gerade mit strahlenden Gesichtern die Halle besichtigen, ist anzusehen, dass sie sich freuen, endlich in den schönen Hallenneubau einziehen und von hier aus wieder zu ihren Touren aufbrechen zu können.
Bootswerft Gustävel in Winterhude: Betreiber plant kleine Gastronomie
Sieben Bäume, die zwischen Halle und Kanal standen, haben den Brand nicht überlebt. „Wir haben zwei Vegetationsperioden abgewartet, aber sie waren nicht mehr zu retten“, sagt der Werftbetreiber bedauernd. Trotzdem soll es draußen wieder richtig schön werden. Ein Stück Rollrasen liegt schon. „Das war wichtig für die Psyche.“
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Langfristig könne er sich auch vorstellen, hier eine einfache Gastronomie zu betreiben. Aber das ist das nächste Projekt. Nun muss erst mal die Halle richtig fertigwerden – damit nach der Wintersaison die große Eröffnungsfeier nachgeholt werden kann.