Hamburg. Der Kommunalverein Groß Borstel hält die Automeile für „überholt“. Warum sie zu Hamburgs gefährlichsten Straßen für Radfahrer zählt.

Ein typischer Nachmittag am Nedderfeld, der „Automeile“ von Hamburg. Der Feierabendverkehr schiebt sich durch die Straße zwischen Eppendorf und Lokstedt. Immer wieder dröhnen Laster vorbei. Google schlägt Radfahrern zwar eine Alternativstrecke entlang der Tarpenbek vor. Dennoch müssen viele hier entlang – darunter die Schüler und Schülerinnen des Gymnasiums Corveystraße, die die gefährliche Verkehrssituation im Umfeld ihrer Schule bereits kritisiert haben.

Uwe Schröder vom Kommunalverein Groß Borstel betrachtet die Jugendlichen, die gegen 16 Uhr im Lokstedter Teil des Nedderfelds auftauchen. Auf beiden Bürgersteigen fahren sie Richtung Kollaustraße. Die meisten Schüler biegen in die Straße Kellerbeek ein, die Richtung Groß Borstel führt. Dort befindet sich das Neubauquartier Tarpenbeker Ufer mit fast 1000 Wohnungen.

Nedderfeld in Hamburg: Viele Konflikte zwischen Radlern, Fußgängern und E-Rollern

„Die Fußwege am Nedderfeld sind kaum 1,50 Meter breit. Es kommt hier also regelmäßig zu Konflikten zwischen Radfahrern, Fußgängern und E-Roller-Fahrern“, sagt Schröder. Eigene Radwege gibt es nur in den kurzen Abschnitten, an denen die Straße vierspurig ausgebaut ist – unmittelbar vor den Einmündungen in die Kollaustraße und Tarpenbekstraße.

Nedderfeld
Am Nedderfeld in Hamburg sollen Radfahrer eigentlich die Fahrbahn nutzen. Das ist ihnen wegen der vielen Autos aber zu gefährlich – daher nutzen sie den Bürgersteig. © Michael Rauhe / Funke Foto Services | Michael Rauhe

Ansonsten wurde der Nedderfeld durchgehend dreispurig angelegt, wobei an manchen Stellen die mittlere Fahrspur als Abbiegespur dient. Nicht selten steht aber nur eine Fahrbahn zur Verfügung, durch die sich die Autofahrer aus beiden Richtungen fädeln müssen. Das ist der Fall, wenn Autotransporter vor zwei gegenüberliegenden Autohäusern auf der Straße halten, um ihre Ware auf- oder abzuladen.

Automeile Nedderfeld: Kommunalverein fordert schon lange Umbau der Straße

„Eigentlich müssen die Fahrer auf die Grundstücke der Autohäuser fahren, die ja eigens dafür in einer bestimmten Größe angelegt wurden“, sagt Schröder. Da das umständlich sei, ignorierten die Fahrer das Halteverbot, hielten auf der Straße und blockierten eine Fahrspur – was von der Polizei nicht geahndet werde. Für die Radfahrer sei es aber gefährlich, sich zwischen den entgegenkommenden Autos an den Transportern vorbeizudrängen, warnt Schröder.

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Tatsächlich gilt der Nedderfeld bei einem Ranking des ADFC als siebtgefährlichste Straße Hamburgs für Radfahrer. Die Begründung lautet genauso wie Schröders Kritik: „Drei Fahrspuren, keine Radwege“. Der Kommunalverein Groß Borstel fordert schon lange einen Umbau der Straße: Statt drei soll es künftig nur noch zwei Fahrspuren geben, dafür aber zwei Radwege an den Seiten.

Automeile Nedderfeld in Hamburg: Uwe Schröder vom Kommunalverein Groß Borstel sieht hier Veränderungsbedarf.
Automeile Nedderfeld in Hamburg: Uwe Schröder vom Kommunalverein Groß Borstel sieht hier Veränderungsbedarf. © FUNKE Foto Services | Michael Rauhe

Könnte ein Umbau des Nedderfelds Anstoß für Wohnungsbau sein?

Ein Ausbau des Nedderfelds für Fahrradfahrer würde nach Angaben des Kommunalvereins gleichzeitig die derzeit stark frequentierte Strecke entlang der Tarpenbek entlasten. „Die Radfahrer fahren dort überwiegend sehr schnell und rücksichtslos. An einem Abschnitt, der Schulkindern als Querung dient, kommt es immer wieder zu brenzligen Situationen.“ Zum Ausbremsen des Radverkehrs an dieser Stelle fordert der Kommunalverein schon lange Bügel oder andere Maßnahmen, die vom Bezirk aber bislang nicht umgesetzt worden seien.

Würde der Nedderfeld umgebaut, biete das auch die Chance, über die bislang noch vom Autohandel genutzten Flächen nachzudenken. Diese nähmen „wahnsinnig viel Platz“ ein. Das sei angesichts des Rückzugs der Autobranche (Fiat ist schon weg, Opel folgt im kommenden Jahr) und des Bedarfs an günstigem Wohnraum nicht mehr zu rechtfertigen. „Würden für das Areal Flächennutzungsplan und Bebauungsplan geändert“, so Schröder, „könnten hier viele Hundert Wohnungen entstehen.“