Hamburg. Das Phänomen aus Gewässern in Winterhude könnte Vorbote eines neuerlichen großen Fischsterbens in Hamburg sein. Was dahintersteckt.
Zum schockierenden Anblick kommt ein übler Gestank: Auf der Oberfläche des Osterbekkanals in Winterhude trieben am Wochenende Hunderte, wenn nicht Tausende tote Fische. Das Phänomen trat kurz nach den heftigen Regenfällen am Abend des 27. Juni auf, die Hamburg Wasser als „Jahrtausendregen“ bezeichnet hatte.
Sind die toten Fische im Osterbekkanal Vorboten eines neuerlichen Fischsterbens? In Hamburg waren bereits im vergangenen Jahr als Folge von Hitze und Starkregen Tausende Fische gestorben. „So schlimm wie jetzt war es noch nie“, sagt Ulrich Schuhmacher. Der Anwohner engagiert sich beim Verein „De Fleetenkieker“ mit Sitz am Osterbekkanal, der von seinen Booten aus regelmäßig die Gewässer reinigt und diesen „Umweltschutz zum Mitmachen“ auch Kita-Gruppen, Schulklassen oder Betriebsgruppen anbietet.
Nach „Jahrtausendregen“ in Hamburg – viele tote Fische in Osterbekkanal
Mittlerweile sehe man schon weniger tote Fische. „Sie sind wohl auf den Grund gesunken oder wurden von Möwen geholt.“ Das sei gut, denn wäre das Fischsterben während der Woche aufgetreten, hätte man keine Bootstouren durchführen können. Der Gestank in den angrenzenden Häusern sei aber immer noch „elendig“.
Anwohnerin Katrin Kasper spricht von einem „Teppich aus toten Fischen“, der am Wochenende den Osterbekkanal bedeckt habe. „So etwas habe ich noch nie zuvor gesehen. Viele Leute sind schockiert stehen geblieben und haben Fotos gemacht.“ Vor dem Hintergrund, dass die Osterbek für Sport und Freizeitvergnügen genutzt werde, sogar von einigen zum Schwimmen, sei das fatal.
Stadt Hamburg muss weiter an Rückhalt und Reinigung von Regenwasser arbeiten
Sie frage sich, ob das städtische Regenwassermanagement ausreiche, um diesen Gefahren des Klimawandels zu begegnen – und warum man an gefährdeten Gewässern wie der Osterbek weiterhin angeln dürfe. „Das gefährdet doch den ohnehin unter Stress leidenden Fischbestand und widerspricht dem modernen Naturschutzgedanken.“
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Zumindest diese Sorge kann ihr Eike Schilling, Referent für Gewässerschutz beim Nabu, nehmen. „Das Kanalsystem in Hamburg ist groß. Solange nur ein Teilbereich und häufig vorkommende Weißfische, wie etwa Brassen, betroffen sind, wirkt sich das nicht auf die Gesamtpopulation aus.“ Es sei aber angesichts des Klimawandels wichtig, dass die Stadt weiter an dem Rückhalt und der Reinigung von Regenwasser arbeite.
Weitere Hamburger Kanäle sind vom Fischsterben betroffen
Der Umweltbehörde zufolge ist ein erhöhtes Fischsterben bisher neben dem Osterbekkanal auch im Isebekkanal und im Mundsburger Kanal bekannt. Das sei zurückzuführen auf die starken lokalen Niederschläge in der vergangenen Woche, die große Mengen von Pollen, Staub, Erde, Fäkalien und organischen Schadstoffen von umliegenden Flächen in die Hamburger Gewässer geschwemmt haben.
In Verbindung mit den aktuellen Wassertemperaturen führe der Abbau dieses Materials zu einem Sauerstoffabfall in den Gewässern und habe das Fischsterben verursacht. Es werde aber zeitnah mit der Abfischung der Kadaver begonnen.