Hamburg. In Eppendorf fürchten sich Passanten bereits vor den aggressiven Vögeln. Warum dieses Verhalten schon bald wieder vorbei ist.

In einigen Parks, Grünanlagen und sogar an Wohnstraßen häufen sich Beschwerden über Krähen oder Raben, die Fußgänger attackieren. Besonders schlimm soll es an der Erikastraße in Hamburg-Eppendorf sein. Betroffene berichten von Vögeln, die „sich in den Haaren festkrallen“. Doch kein Grund zur Panik: Die Vögel fügen den Menschen keinen ernsthaften Schaden zu.

Marco Sommerfeld, Referent für Vogelschutz beim Naturschutzbund Deutschland (Nabu), erklärt: „Wirklich ernsthaft verletzt wird man von den Vögeln eigentlich nicht.“ Sobald die Eltern eine Gefahr für ihr Junges sehen, fliegen sie meistens Schein- und nur manchmal Echt-Angriffe.

Aggressive Krähen in Hamburg: Bei Attacke die Hände über den Kopf legen

Und nicht immer stürzen sich Krähen-Eltern auf Menschen oder Tiere, die sich ihren Jungen nähern. Manchmal verteidigen sie ihre Jungen auch, indem sie auf mögliche Feinde „hassen“, sie also „anschietern“. Das ist nicht schön, aber ungefährlich.

Kommt es doch zu einer Attacke, hilft es, seine Hände schützend über den Kopf zu legen oder sie auch mit einem Regenschirm abzuwehren. Die Vögel wollen Menschen oder auch Hunde nicht verletzen, sondern lediglich vertreiben. „Die Zeit bis Mitte Juni ist typisch für solche Attacken, denn in dieser Phase ziehen die Vögel ihre Jungen groß“, so der Nabu-Experte.

Marco Sommerfeld ist Referent für Vogelschutz beim Naturschutzbund Deutschland (Nabu) in Hamburg.
Marco Sommerfeld ist Referent für Vogelschutz beim Naturschutzbund Deutschland (Nabu) in Hamburg. © NABU/Thomas Droese | Thomas Droese

Die einfachste Lösung, diesen für diese Jahreszeit typischen Konflikt zu vermeiden, ist es, die Bereiche, in denen die Vogeleltern ihre Jungen aufziehen, vorübergehend zu meiden. Schon in wenigen Wochen höre das Verhalten der Elterntiere von allein auf.

Vogelexperte: Krähen greifen gern an, andere Vögel schauspielern lieber

Wenn es darum geht, ihren Nachwuchs zu schützen, zeigten sich Krähenvögel – ähnlich wie Gänse und Schwäne – eben eher angriffslustig, während andere Vögel, wie etwa Bachstelzen oder Buchfinken, eine völlig andere Masche haben, um ihre Vogelkinder zu schützen.

Diese Vogelarten greifen nicht an, sondern setzen ihr schauspielerisches Talent ein: „Die flattern über den Boden und zeigen sich relativ aufgeregt und tun so, als seien sie am Flügel verletzt“, erklärt Marco Sommerfeld. Das lenke potenzielle Fressfeinde vom Nachwuchs ab.

Vogelexperte appelliert: „Jungvögel nicht vom Boden aufheben“

Grundsätzlich rät der Vogelexperte außerdem, nicht jeden Jungvogel vom Boden aufzuheben und „retten“ zu wollen. Das ist falsch verstandene Tierliebe. Denn: „Junge Vögel auf dem Boden, das ist nicht schlimm“, so Sommerfeld. Diese würden schon mal aus ihrem Nest klettern, auch wenn sie noch nicht fliegen können.

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„Die Elternvögel füttern ihre Jungen auch weiter, wenn sie am Boden sind.“ Schreien die kleinen Küken, ist das nicht unbedingt ein Hilferuf, sondern das Signal für die Elternvögel, zum Füttern zu kommen. Eingreifen sollte der Mensch erst, wenn das Tier offensichtlich verletzt ist – oder die Eltern über mehrere Stunden hinweg nicht zu ihrem Nachwuchs zurückgekehrt sind.