Hamburg. Die Bereitschaft zur Organspende ist hoch, doch es binden sich zu wenige rechtlich. In Hamburg mangelt es besonders an einem Organ.
- Die meisten Patienten am UKE warten auf eine neue Niere
- 85 Prozent der Menschen stehen einer Organspende positiv gegenüber
- Es fehlen junge Organspender in Hamburg
Es sind alarmierende Zahlen: Am Universitätsklinikum Hamburg Eppendorf (UKE) stehen derzeit 726 Patienten auf der Warteliste: Sie alle benötigen dringend neue Organe. Die meisten warten auf eine neue Niere. Doch es fehlen Spender.
Derzeit warten am UKE 400 Patienten auf eine neue Niere, 167 auf eine neue Leber, 102 todkranke Menschen benötigen ein neues Herz, auf Bauchspeicheldrüse und Niere warten 30 Patienten und auf eine neue Lunge 27 Menschen.
Organspende: Die wenigsten Hamburger lassen sich registrieren
In Deutschland, so Professor Florian Grahammer, Direktor des Universitären Transplantations Centrums (UTC) am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, herrsche ein Dilemma: „Zwar stehen 85 Prozent der Menschen einer Organspende positiv gegenüber, aber nur ein Bruchteil geht dann zu Lebzeiten auch den Schritt, diese Entscheidung rechtlich verbindlich zu dokumentieren.“ Diese Zahlen liegen aktuell im unteren zweistelligen Prozentbereich.
In Spanien dagegen ist die Zahl der Organspender fünfmal so hoch. Zum Vergleich: Warten Patienten in Norddeutschland durchschnittlich 9,7 Jahre auf eine Niere, bekommen Betroffene in Spanien meist schon nach einem Jahr ein neues Organ. In Österreich ist die Bereitschaft zur Organspende nach dem Tod ebenfalls höher: Dort warten die Patienten im Schnitt zwei Jahre auf eine neue Niere.
Eine bundesweite Kampagne des Vereins Junge Helden e.V. soll die Aufmerksamkeit auf dieses wichtige Thema lenken: Auch in Hamburg lassen sich Menschen deshalb ein Tattoo als Symbol für die Organspendenbereitschaft stechen.
Organspende-Register ermöglicht leichte Online-Registrierung
Diese Tätowierung weist zwar darauf hin, dass der- oder diejenige den Wunsch hat, im Fall des Hirntods Organe zu spenden – ein Organspendeausweis oder/und eine entsprechende Patientenverfügung sind dennoch notwendig. Seit Kurzem ist auch eine Online-Registrierung beim Organspende-Register möglich.
Die Bereitschaft, nach dem Tod die eigenen Organe einem sterbenskranken Menschen zu spenden, sei eher bei älteren Menschen ausgeprägt. Die jungen Organspender fehlten, so Professor Grahammer.
Bundesweit warten 8394 Menschen auf ein Organ, die meisten auf eine Niere
„Es ist sinnvoll, sich mit dem Tod und dem Thema Organspende auseinanderzusetzen. Organspende rettet Leben, und durch Gespräche darüber können andere motiviert werden, nach ihrem Tod ebenfalls Organe zu spenden.“
Deutschlandweit warten 8394 Patienten auf ein neues Organ, der Bedarf an neuen Nieren ist dabei mit 6513 am höchsten.
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Das Alter des Spenders spielt dabei eine untergeordnete Rolle. „Das biologische Alter ist wichtig“, so Professor Grahammer. „Wir haben auch schon Organe von über 80-Jährigen transplantiert, es kommt immer auf den Funktionsgrad des Organs an.“ Bei Niere und Leber ist das eher möglich, bei Herzen und Lungen entstehen über die Lebenszeit Schäden, sodass diese Organe dann nicht mehr transplantiert werden können.
Organspende: Auch ältere Spender über 65 Jahre eignen sich dafür
Und natürlich würde man einem Kind nicht die Niere eines 80-Jährigen transplantieren, man versucht, das Alter von Spendern und Empfängern zu „matchen“. Bei der Niere gibt es seit 25 Jahren zusätzlich das European Senior Programme (Old for Old), bei dem über 65-jährige Empfänger und Empfängerinnen Organe von über 65-jährigen Spendern erhalten.