Hamburg. Léonie Mohnert und Corentin Féraud betreiben Chocolaterie in Hoheluft – und haben klare Meinung zu Supermarkt-Schokolade.
Léonie Mohnert und Corentin Féraud sind komplett im Osterfieber: In den Schaufenstern ihres Chocolaterie Léonie Corentin im Eppendorfer Weg ist eine ganze Landschaft mit Häschen und Schafen aus Schokolade zu sehen. Der berufliche Alltag des deutsch-französischen Ehepaars dreht sich seit Wochen fast ausschließlich um Ostern.
Ostern 2024: Chocolatiers vom Eppendorfer Weg verkaufen besondere Schokohasen
Die gebürtige Reinbekerin und ihr aus Toulon an der Côte d’Azur stammender Ehemann sind ausgebildete Chocolatiers und betreiben in Hoheluft-Ost seit zwei Jahren ihren eigenen Laden. Ein wahr gewordener, schokoladiger Lebenstraum, wie die beiden scherzen.
„Schokolade ist nicht nur unser Beruf, es ist unsere Leidenschaft. Ostern ist für mich immer die schönste Jahreszeit. Das ganze Jahr über machen wir Pralinen, aber jetzt gibt es Lämmer, Hasen, Eier, Hühner, Schafe. Das weckt unsere frühlingshaften Gefühle“, sagt Mohnert.
Und die Faszination für Schokolade ist bei Mohnert schon seit Kindestagen gegeben. Da die Ausbildung zum Chocolatier in Deutschland lediglich ein kleiner Teil der Konditorausbildung sei, ist sie 2011 nach Frankreich gezogen – um dort die Kunst der Schokolade von der Pike auf zu lernen. Netter Nebeneffekt: In Paris machte sie durch die gemeinsame Liebe zur Schokolade Bekanntschaft mit ihrem Mann Corentin.
„Gute Schokolade riecht gut, sie glänzt“
Das dort erlernte Wissen führt nun dazu, dass sich die Oster-Süßigkeiten in dem kleinen Hamburger Laden in jeglicher Hinsicht von der Masse im Supermarkt abheben. Die Hasen sind beispielsweise mit kleinen Ostereiern aus selbstgemachtem Haselnuss-Nougat oder Karamell gefüllt.
Doch wie definieren die beiden Experten denn gute Schokolade? „Gute Schokolade riecht gut, sie glänzt, hat einen hohen Kakaogehalt und tut unserem Körper am Ende auch gut. Man hat danach nicht das Gefühl, etwas zu Süßes gegessen zu haben. Schokolade ist ein wenig wie Wein oder Kaffee. Es gibt viele verschiedene Noten: Tabaknoten, florale Noten, Kirschnoten. Je nachdem, wo der Kakao angebaut und wie er geröstet wird. Mit diesen Facetten zu spielen, macht uns riesigen Spaß“, sagt Mohnert.
Preisexplosion bei Schokolade: Kakao sei so teuer wie seit 30 Jahren nicht
Seit Wochen kann man sich den süßen Osterversuchungen auch in den Supermärkten kaum entziehen. Unzählige Varianten, Geschmacksrichtungen und Marken werden – zum Teil zu Schnäppchenpreisen – angeboten. Die beiden Schokoladen-Gourmets halten – wenig überraschend – nicht besonders viel von den süßen Hasen etwa vom Discounter.
„Wenn man auf die Zutatenliste industriell hergestellter Schokolade aus dem Supermarkt schaut, ist da immer weniger Schokolade drin. Da sind viele Fremdfette und Kakaopuder oder -pulver im Produkt. Der Schokoladenanteil ist oft sehr gering. Der Kakao ist eben der teuerste Rohstoff. Die Preise sind in diesem Jahr so hoch, wie seit 30 Jahren nicht“, erklärt Mohnert.
Sahne und Butter für Schoko-Kreationen kommen aus Schleswig-Holstein
Die Gründe dafür seien vielschichtig: Die Elfenbeinküste, Hauptanbaugebiet von Kakao, produziere 30 Prozent weniger Kakao. Seit Beginn der Corona-Pandemie haben sich zudem die Lieferkosten verfünffacht. Die beiden Hamburger beziehen ihren Kakao aus Madagaskar, Peru und Kolumbien. Mandeln und Haselnüsse werden aus Frankreich importiert.
Sahne und Butter, die für die Füllungen verwendet werden, kommen aus Horst in Schleswig-Holstein. „Bei Schokolade ist es leider nicht möglich, sie regional zu beziehen. Wir achten aber darauf, dass wir fair gehandelten Kakao einkaufen“, sagt Mohnert. Die gestiegenen Rohstoffpreise müssen sie zwangsläufig an die Kunden weitergeben, sonst würde sich ihr Geschäft schlicht und einfach nicht refinanzieren.
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Ostern 2024: Hase kostet in Hamburger Chocolaterie stolze 44 Euro
Auch wenn Mohnert sagt, dass die beiden Schokolade nicht als luxuriöses Genussmittel anbieten wollen, muss man für den süßen Genuss in Hoheluft-Ost etwas tiefer in die Tasche greifen. Eine Pralinenbox gibt es beispielsweise ab 14 Euro, die vielen verschiedenen Tafeln Schokolade kosten je 7,50 Euro. Den gefüllten Osterhasen mit dem niedlichen Namen Albert (siehe Foto) gibt es für stolze 44 Euro.
Die Chocolaterie-Kunden stören die Preise aber offenbar nicht: Eigenen Angaben nach verarbeiten und verkaufen sie knapp 5,5 Tonnen Schokolade jährlich in dem kleinen Laden in Hoheluft-Ost.