Hamburg. In Barmbek wäre eine 27-Jährige beinahe von einem E-Scooter erschlagen worden. Polizei wollte wegen versuchter Tötung ermitteln.
Ganz Hamburg hasst die Polizei – diese krude Botschaft prangte auf einem Banner der HSV-Ultras beim Spiel gegen SV Elversberg im Februar. Das ist mindestens einfältig und ganz sicher falsch. Dafür hasst eine verifiziert große Mehrheit der Hamburger E-Scooter, wie eine ADAC-Umfrage ergab, über die das Abendblatt im November berichtete. Mehr als drei Viertel der Befragten stören sich beispielsweise an der rücksichtslosen Fahrweise der Rollerfahrer.
Mögen die Quälgeister auf zwei Rädern im Betrieb noch als hochgradig nervig durchgehen, ist ihr Missbrauch als Wurfgeschoss hochkriminell. Es fehlte wohl nicht viel und eine junge Fußgängerin wäre am Mittwochabend von einem E-Scooter getroffen und im schlimmsten Fall sogar erschlagen worden. Die elektrischen Tretroller können 20 Kilogramm und mehr wiegen.
Polizei Hamburg erwog, nach Roller-Wurf wegen versuchter Tötung zu ermitteln
Wie die Hamburger Polizei meldet, standen gegen 20.15 Uhr auf der Rönnhaidbrücke in Barmbek drei Jungs und ein Mädchen um einen E-Scooter herum, alle dunkel gekleidet, etwa 14 bis 16 Jahre alt. Eine 27-Jährige hatte die vier gesehen, als sie vom U-Bahnhof Hamburger Straße über die Brücke in Richtung Adolph-Schönfelder-Straße lief. Als die junge Frau die Brücke verließ, sei der E-Scooter wenige Meter neben ihr auf den Gehweg gekracht, so die Polizei.
„Dieser wurde mutmaßlich von den zuvor gesehenen Jugendlichen über das Brückengeländer aus mehreren Metern Höhe auf den darunterliegenden Gehweg geworfen“, sagt Polizeisprecher Thilo Marxsen. Nach dem Wurf seien die Jugendlichen in unbekannte Richtung geflüchtet. Die Fußgängerin sei unverletzt geblieben. In welche Richtung die Ermittlungen gehen sollten, war zunächst unklar: Zunächst erwogen die Beamten nach Abendblatt-Informationen, ein Verfahren wegen eines versuchten Tötungsdelikts einzuleiten. Nach weiterer Prüfung wird jetzt allerdings wegen gefährlichen Eingriffs in den Straßenverkehr ermittelt.
Es gibt solche potenziell lebensgefährlichen Angriffe auf Unschuldige immer mal wieder – jeder einzelne wirft zwangsläufig Fragen zum Geisteszustand der Täter auf. Erst am Mittwoch vor einer Woche hatte jemand die Frontscheibe einer U-Bahn der Linie U1 zwischen den Haltestellen Alter Teichweg und Wandsbek-Gartenstadt mit einem unbekannten Gegenstand eingeworfen – und das bei voller Fahrt. Der Fahrer der U-Bahn erlitt einen Schock.
E-Scooter von Brücke geworfen: Polizei Hamburg sucht Zeugen
Auch E-Scooter haben sich als Wurfmaterial schon einen Platz in den Akten der Kriminalpolizei gesichert, nicht nur in Hamburg. So schmissen unbekannte Täter Anfang März einen Roller von einer Brücke in der Nähe der Anschlussstelle Pinneberg-Süd auf die Autobahn 23. Mehrere Autofahrer konnten gerade eben noch ausweichen.
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Im Fall der Hamburger Roller-Werfer sucht die Polizei Zeugen. Eine Sofortfahndung mit mehreren Peterwagen blieb ergebnislos. Wer Hinweise zur Jugendgruppe geben kann oder Beobachtungen im Zusammenhang mit der Tat gemacht hat, wird gebeten, sich bei der Polizei zu melden, etwa beim Hinweistelefon unter 040/428656789 oder bei jeder Polizeidienststelle.