Hamburg. Bis Oktober 637 Unfälle mit den Rollern, oft unter Drogen und mit Verletzten. Die häufigsten Verkehrsverstöße der Fahrer.
Seit Jahren sorgen sie auch in Hamburg bei den einen für Fahrspaß und ein schnelles Fortkommen, bei den anderen aber vor allem für Ärger: die E-Scooter, Fachbezeichnung Elektrokleinstfahrzeuge (eKF), landläufig auch oft als Roller bezeichnet. Einerseits sind sie ein einfaches Mittel, um kürzere Strecken zügig zu überbrücken. Andererseits werden sie oft mitten auf Wegen abgestellt und manche Nutzer halten sich nicht an die Regeln und gefährden damit auch andere. Auch im vergangenen Jahr haben Fahrer von E-Scootern in Hamburg wieder zu einer beträchtlichen Zahl an Unfällen, Verletzten und Bußgeldern geführt. Das zeigt die Antwort des Senats auf eine Kleine Anfrage der CDU-Bürgerschaftsfraktion.
Demnach hat es in Hamburg im vergangenen Jahr schon bis Ende Oktober 637 Unfälle mit den eKF gegeben. 517 davon wurden von den E-Scooter-Fahrern selbst verursacht. 419 der E-Scooter-Fahrer wurden dabei verletzt, 34 davon schwer. 48 Unfälle gab es zwischen Rollern und Fußgängern, dabei wurden 41 Fußgänger verletzt, einer davon schwer. 268-mal kam es zu Unfällen von E-Rollern mit Autos, 66-mal kollidierten E-Scooter und Fahrräder.
E-Scooter in Hamburg: Viele Unfälle unter Alkohol und anderen Drogen
Mehr als andere Fahrzeugarten, werden die E-Scooter oft von Menschen genutzt, die unter Alkohol oder anderen Drogen stehen. Bis Ende Oktober registrierte die Polizei 119 Unfälle mit den Kleinfahrzeugen, bei denen deren Fahrer unter Alkohol und 14, bei denen er oder sie unter anderen Drogen stand.
„Auffällig ist die hohe Anzahl von Verkehrsunfällen, bei denen die eKF-Führenden unter dem Einfluss alkoholischer Getränke standen“, schreibt der Senat denn auch in seiner Antwort. Zugleich aber sehen die Regierenden trotz nach wie vor hoher Unfallzahlen einen positiven Trend. „Im ausgewerteten Zeitraum 1. Januar bis 31. Oktober 2023 ist die Zahl der erfassten Verkehrsunfälle unter Beteiligung von eKF-Führenden im Vergleich zum Vorjahreszeitraum von 748 auf 637 Verkehrsunfälle oder ca. 17 Prozent gesunken.“ Die Zunahme der Verkehrsunfälle mit E-Scootern der letzten Jahre sei „im Wesentlichen auf die gestiegenen Nutzungsanteile zurückzuführen“.
Mittlerweile aber stagnierten die Fahrzeug- und Nutzungszahlen, daher sei auch bei den Unfällen, „nicht mehr mit den hohen Steigerungsraten der vergangenen Jahre zu rechnen“. Zudem habe die Stadt zahlreiche Maßnahmen ergriffen, um der Probleme Herr zu werden. So seien Parkverbotszonen, Fußpatrouillen und ein Beschwerdepostfach eingerichtet worden, zudem habe man die Zahl der Fahrzeuge pro Anbieter innerhalb des Ring 2 auf 1000 begrenzt.
Verkehr Hamburg: Zahl der „Elektrokleinstfahrzeuge“ sinkt
Laut Senat sind derzeit in Hamburg noch rund 17.000 E-Scooter und andere eKF ausleihbar. Ende 2022 seien es noch 18.000 gewesen. Die durchschnittliche Nutzungszeit pro Ausleihe betrug im vergangenen Jahr demnach acht Minuten, die durchschnittliche Fahrstrecke 1,7 Kilometer. Insgesamt wurden rund 11.300.000 Fahrten mit Leih-eKF unternommen – mithin: Es handelt sich bei den E-Scootern um ein durchaus beliebtes, weil praktisches Verkehrsmittel für Kurzstrecken.
Rückläufig im Vergleich zu den Vorjahren war dabei im vergangenen Jahr laut Senat auch die Zahl der von den Nutzern begangenen Ordnungswidrigkeiten, schreibt der Senat in seiner Antwort auf die CDU-Anfrage. „Mit Blick auf die weiterhin hohe Zahl an angebotenen Verleihscootern, ist dies ein Indiz für eine gesteigerte Normenakzeptanz bei den Nutzenden“, heißt es in der Antwort, übersetzt: Die Scooter-Fahrer halten sich mittlerweile häufiger an die Regeln. Dennoch betont der Senat: „Die erfolgreichen Verkehrsüberwachungs- und Präventionsmaßnahmen bei eKF sollen fortgeführt werden.“
E-Scooter Hamburg: Das sind die häufigsten Verstöße der Fahrer
Wenig überraschend zeigt die Statistik der Stadt auf, dass es vor allem jüngere Menschen sind, die bei Unfällen mit E-Scootern verletzt wurden. Bei Nutzern zwischen 16 Jahren und Mitte 30 wurden die meisten solcher Verletzungen registriert. Insgesamt 4669 Anzeigen schrieb die Polizei bis Ende Oktober im Zusammenhang mit der E-Scooter-Nutzung.
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Die mit großem Abstand meisten davon bezogen sich auf das die Fußgänger behindernde oder auch andere Verkehrsteilnehmer gefährdende Abstellen der Fahrzeuge mitten auf Gehwegen, Radwegen oder Straßen. Es folgen das Überfahren roter Ampeln, das Befahren nicht zulässiger Verkehrsflächen (also etwa Fußwegen) und die Mitnahme einer zweiten Person. Die Stadt nahm durch Bußgelder gegen E-Scooter-Nutzer im betrachteten Zeitraum 122.741 Euro ein.
E-Scooter: Regeln müssen weiter verschärft werden, glaubt der CDU-Fraktionschef
Für die CDU ist die Situation trotz des Rückgangs der Unfallzahlen unbefriedigend. Die noch immer 4669 Anzeigen und 119 Fahrten und Alkoholeinfluss zeigten, „dass es weiterhin große Probleme mit E-Scootern in unserer Stadt gibt“, sagte Fraktionschef Dennis Thering. „Insbesondere die häufig regelwidrig abgestellten E-Scooter auf Gehwegen, sind insbesondere auch für die Menschen ein großes Ärgernis, die auf Barrierefreiheit angewiesen sind.“ Die durchschnittliche Nutzungsdauer der E-Scooter zeige, „dass diese lediglich für kurze Strecken benutzt werden und dafür sind die Nachteile insgesamt erheblich“, so Thering.
„SPD und Grüne in Hamburg dürfen nicht weiter wegschauen und müssen jetzt endlich die Regeln für E-Scooter weiter verschärfen und insbesondere weitere Abstellanlagen schaffen. Das Abstellen auf öffentlichen Wegen muss verhindert werden und die absolute Zahl der E-Scooter weiter auf ein sinnvolles Angebotsmaß reduziert werden“, sagte der CDU-Fraktionschef. „So wie es jetzt läuft, verliert das Verkehrsmittel E-Scooter weiter an Akzeptanz und bleibt einfach ein großes Ärgernis.“