Hamburg. Hamburgs Stadtrand wird nicht bedient – auch ein Problem für Menschen mit Behinderung, die sonst kostenlos fahren. Was Moia sagt.
Wer in Langenhorn ein Moia bestellen möchte, hat vielerorts Pech, denn der Hamburger Stadtteil liegt zu einem großen Teil außerhalb des Servicegebiets des Verkehrsunternehmens. Das hat jetzt die CDU im Bezirk Nord auf den Plan gerufen. Sie will mit einem Antrag in der nächsten Bezirksversammlung auf das Problem aufmerksam machen.
Die Menschen in Langenhorn können den Service seit der Pandemie nicht mehr nutzen. Besonders dramatisch findet die CDU, dass Menschen mit Behinderungen „von dem kostenlosen Moia-Service ausgeschlossen“ sind, so Martin Fischer, CDU-Fachsprecher im Verkehrsausschuss. Dabei hat das Unternehmen im vergangenen Jahr sogar einen Fahrgastrekord erreicht.
Verkehr Hamburg: Vor der Pandemie hat Moia Langenhorn noch angefahren
In früheren Jahren sei der nördliche Stadtteil im Bezirk Hamburg-Nord noch angefahren worden, doch heute sehe man die goldfarbenen Fahrzeug aus der Flotte nicht mehr in dem Gebiet, so Fischer. Menschen, die einen Schwerbehindertenausweis besitzen, hätten andernorts die Möglichkeit, den Fahrservice von Moia kostenfrei zu nutzen – in Langenhorn allerdings nicht, kritisiert er.
Das Unternehmen bietet Menschen mit einem Schwerbehindertenausweis besondere Beförderungsbedingungen an, die es ihnen und/oder ihrer Betreuungsperson ermöglichen, Moia kostenfrei zu nutzen.
Moia: Menschen mit Schwerbehinderung können umsonst fahren
„Wenn es diese Möglichkeit gibt, der Stadtteil aber nicht angefahren wird, gibt es eine Diskrepanz, die wir lösen müssen“, sagt Fischer, „wir können es nicht zulassen, dass Menschen mit Behinderungen in Langenhorn aus dem Leistungssystem fallen.“
Wenn der Senat Mobilität für alle möchte, dann müsse er über das Angebot nachdenken und darüber, wie er die finanziellen Rahmenbedingungen schafft, so der CDU-Politiker.
Langenhorn: Kritik der CDU – Patienten der Klinik Ochsenzoll sind abgehängt
Die CDU unterstützt daher die Forderungen und Wünsche von Menschen mit Einschränkungen und fordert die Verwaltung auf, eine Lösung herbeizuführen, damit Langenhorn möglichst schnell wieder in das Geschäftsgebiet aufgenommen wird. Insbesondere Rollstuhlfahrer, die den Dienst beispielsweise von der Klinik Ochsenzoll nutzen möchten, seien derzeit auf alternative und oft komplizierte Transportmöglichkeiten angewiesen.
In dem Antrag an die Bezirksversammlung wird der Bezirksamtsleiter aufgefordert, „sich bei der Geschäftsführung von Moia und der Verkehrsbehörde aktiv und nachdrücklich im Interesse der Integration von Senioren und Schwerbehinderten, insbesondere von Rollstuhlfahrern, für die Erweiterung des Moia-Geschäftsgebietes nach Norden im Stadtteil Langenhorn einzusetzen“.
Verkehrsbehörde Hamburg zu Kritik: Moia sei ein privates Unternehmen
Bei der Verkehrsbehörde (BVM) heißt es dazu: „Moia ist ein privates und eigenwirtschaftlich agierendes Unternehmen, das sein Geschäftsgebiet aus eigenen Erwägungen heraus wählt. Für diese ausgewählten Gebiete hat Moia eine Genehmigung bei der BVM beantragt und diese nach einer Prüfung auch erhalten. Eine Gebietserweiterung hier ist ebenfalls möglich, wenn Moia einen entsprechenden genehmigungsfähigen Antrag stellt“, so Behördensprecher Dennis Heinert.
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Moia-Sprecher David Gölnitz sagt dem Abendblatt: „Nach der pandemiebedingten Unterbrechung haben wir unseren Service im Juni 2021 mit einem reduzierten Bediengebiet wieder aufgenommen. Unsere laufende Konzession gilt bis Ende 2025 für das derzeitige Geschäftsgebiet. Jede Erweiterung dieses Gebietes wäre genehmigungspflichtig.“ Für das weitere Gebiet von Langenhorn habe Moia diese Genehmigung aber auch nicht beantragt.
Moia: Geschäftsgebiet wurde auf 270 Quadratkilometer erweitert
Moia hat nach eigenen Angaben bis 2025 eine Genehmigung für 450 Fahrzeuge. Das Geschäftsgebiet war im vergangenen Jahr in die Stadtteile Wilhelmsburg, Billstedt/Billbrook, Osdorf/Lurup und Rahlstedt erweitert und von 200 auf 270 Quadratkilometer vergrößert worden. Das Unternehmen hat im April 2019 in Hamburg den Betrieb aufgenommen.
Den Langenhornern macht der Unternehmenssprecher wenig Hoffnung: „Ob und in welche Stadtteile Moia das Bediengebiet erweitern würde, hängt von verschiedenen Faktoren wie beispielsweise der Nachfragesituation und den Finanzierungsmodalitäten ab. Eine eigenwirtschaftliche Ausweitung nach Langenhorn ist derzeit nicht geplant.“