Hamburg. Nicht in einem Szeneviertel, sondern in Hohenfelde erfüllt sich Yasmin Bantin ihren Gastro-Traum. Die Karte bietet Überraschungen.
Der Hamburger Stadtteil Hohenfelde ist nicht gerade die angesagte Ausgehmeile. Etwas verloren und ohne große Höhepunkte liegt das Viertel mit seinen Nachkriegsbauten zwischen St. Georg und Uhlenhorst. Dennoch hat Yasmin Bantin sich getraut, hier, östlich der Alster, ein kleines Restaurant zu eröffnen. Mit einer ungewöhnlichen Idee: Sie setzt auf Waffeln.
Auch wenn viele die Teigware mit dem Klassiker von Kindergeburtstag oder Straßenfest verbinden, im „Alles Waffel! Oder was?“ geht es um reichlich mehr als Mehl, Butter, Eier und Milch. Yasmin Bantin serviert die wahrscheinlich ursprünglich belgische Spezialität in überraschender Form. Ausschließlich herzhaft, nie süß.
Restaurant Hamburg: Im „Alles Waffel“ kommt Gemüse in das Gebäck
Mit Roter Bete oder Spinat gerät das Gebäck im heißen Eisen rot oder grün, dazu kommen Toppings wie Pastrami oder Peperoni. „Ich habe lange experimentiert, bis ich die richtige Konsistenz gefunden hatte, schließlich ist Spinat wasserhaltiger als Rote Bete“, erinnert sich die Gründerin an die Startphase, als sie schon vor Corona mit der Idee liebäugelte.
Bis zum vergangenen Herbst liefen die Vorbereitungen in der Küche ihrer Wohnung ganz in der Nähe. Im Oktober eröffnete das Café dann – und hat seither nur begeisterte Bewertungen im Netz eingeheimst.
Hofenfelde: Hier werden Waffeln mit Feta-Mousse oder Pulled Chicken serviert
Die Karte bietet üppig belegte Exemplare. Für 16,50 Euro bekommt der Gast die Waffel Avocado Lover, das am häufigsten bestellte Gericht des Cafés: Eine Spinat-Waffel mit Feta-Mousse, Rucola, Rührei (Bio-Eier), Avocado, dem italienischen Frischkäse Burratina, Pesto- und Balsamico-Creme, alles dekorativ getoppt von Sesam und Sprossen.
Für Liebhaber von Hähnchen bietet sich die 1000 & eine Falafel an. Mit Falafel-Waffel als Basis, Hummus, Pulled Chicken, Okra, Feta, Gurken-Creme, Granatapfel und Schnittlauch, für 14,90 Euro. Darüber hinaus kann sich jeder Gast seine Lieblingswaffel selbst mit den verschiedensten Zutaten zusammenstellen, auch in vielen veganen Varianten.
Café in Hohenfelde bietet die Atmosphäre einer Strandbar
Zur Waffel bietet das Café mit 24 Plätzen eine stylische Umgebung, wie es jetzt viele Hamburger Neugründungen auch mit Blick auf coole Instagram-Spots versuchen. Eine grüne Pflanzenwand, Rattan-Lampen und Obstkisten mit frischem Gemüse versetzen den Gast in eine entspannte Urlaubsatmosphäre wie in einer Strandbar. Alles ist selbst designt, die Betreiberin ist „Perfektionistin“, sagt sie lachend.
Mit den Waffeln hört es dabei in Hohenfelde längst nicht auf: Frische Smoothies, Kaffeespezialitäten oder Softdrinks löschen den Durst, als Dessert, oder für Liebhaber zuckriger Speisen gibt es Pfannkuchen mit Ahornsirup oder ein Bananenbrot mit Himbeeren. Alles selbstverständlich hausgemacht.
Restaurant Hamburg: Das eigene Café war ein Kindheitstraum der Gründerin
Das Besondere am Café mit dem Schriftzug „Alles Waffel! Oder was?“ an der Tür sind aber nicht nur die Speisen. Musical-Liebhaber kennen möglicherweise auch die Inhaberin. Denn mit dem Bistro hat sich Yasmin Bantin zwar einen Kindheitswunsch erfüllt. Schon ihr Vater führte ein Restaurant, im Landkreis Harburg bei Over an der Elbe. Als kleines Mädchen begann sie die Gastronomie zu lieben, gutes Essen zu genießen und plante bereits etwas Ähnliches. Allerdings – da gab es noch einen anderen Traum: Denn die Hamburgerin wollte auch Schauspielerin werden.
Immerhin stand sie schon vor mehr als 20 Jahren auf der Bühne, im Musical „König der Löwen“. Etliche Vorstellungen hat sie bereits als Zwölfjährige mitgemacht und war zweimal in der Woche als Nala, die Freundin von Simba, in dem Erfolgsstück zu sehen.
Hamburger Gründerin hat früher im Musical „König der Löwen“ mitgespielt
„Es war die tollste Zeit meines Lebens“, schwärmt die leidenschaftliche Tänzerin, spannend, mit schicken Autos von der Schule abgeholt zu werden, erhebend, die begeisterten Zuschauer zu erleben. Doch als sie in der Teenie-Zeit über die Grenze von 1,40 Meter hinausgeschossen war, musste sie das Musical verlassen, diese Regel galt für alle Kinderdarsteller. Nach einem Zwischenspiel an der Schauspielschule, die schnell zu teuer wurde, zog es die Hamburgerin an die Hochschule, sie studierte Medien an der HAW.
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Auch mit dem Wissen über Social Media, das die 34-Jährige bei Jobs im Event-Bereich später vertiefte, gilt es nun, das Café über die Grenzen des Stadtteils hinaus bekannt zu machen. Denn Laufkundschaft findet die Location an der Güntherstraße nur selten.
Restaurant Hamburg: Waffel-Café ist für Gastro-Gründer-Preis nominiert
Auf Instagram und Co. wirbt Yasmin Bantin daher unermüdlich für ihr Start-up. Mit Erfolg. „Immer öfter kommen Leute von außerhalb, es waren schon Besucher aus München, Hannover und Köln bei uns.“
Stolz kann die Unternehmerin aber nicht nur auf die zunehmende Bekanntheit ihres Betriebs sein. Sie wird aktuell auch unter den fünf besten Bewerbern für den deutschen Gastro-Gründer-Preis geführt. Spannend wird es für die Betreiberin des Bistros im März. Dann steht das Finale für die bundesweite Auszeichnung bei der Hamburger Messe Internorga an.
Alles Waffel! Oder was?, Güntherstraße 73, Hamburg-Hohenfelde, Öffnungszeiten: Dienstag bis Freitag von 11 bis 19 Uhr sowie Sonnabend und Sonntag von 11 bis 16 Uhr.