Hamburg. In Eppendorf kamen zwei Mädchen am Bauch zusammengewachsen zur Welt. Für die Trennung brauchte es eine präzise Vorbereitung.

Mit der Diagnose „verbundene Zwillinge“ kommt oft auch die Entscheidung zum Schwangerschaftsabbruch. Nicht allerdings im Fall von werdenden Eltern aus Norddeutschland, die sich für ihre Kinder entschieden, Mitte August 2023 ihre Zwillingsmädchen im Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE) zur Welt zu bringen.

Im Rahmen einer Vorsorgeuntersuchung hatten sie erfahren, dass ihre Zwillinge ungewöhnlich eng beieinanderlagen – im UKE bestätigte sich dann, dass die Mädchen am Bauch miteinander verbunden waren. Es folgte eine engmaschige Betreuung der Mutter und eine lange Reihe von Vorbereitungen: mit Erfolg, wie das UKE jetzt bekannt gegeben hat.

UKE Hamburg trennt verbundene Zwillinge nach Geburt

In der 33. Schwangerschaftswoche wurden die Kinder per Kaiserschnitt geboren. Denn: „Es war eine besondere Herausforderung, da bei einer normalen Zwillingsgeburt nur jeweils ein Kind durch die Öffnung der Gebärmutter passen muss, da sie ja nacheinander auf die Welt geholt werden. In diesem Fall aber waren es gleichzeitig zwei Kinder“, erklärt Prof. Dr. Kurt Hecher, Direktor der Klinik und Poliklinik für Geburtshilfe und Pränatalmedizin des UKE.

Priv.-Doz. Dr. Jochen Herrmann, Klinik für Diagnostische und interventionelle Radiologie und Nuklearmedizin, bei der Ultraschalluntersuchung der Zwillinge.
Priv.-Doz. Dr. Jochen Herrmann, Klinik für Diagnostische und interventionelle Radiologie und Nuklearmedizin, bei der Ultraschalluntersuchung der Zwillinge. © UKE | Axel Kirchhof

Für einen reibungslosen Ablauf bei der Entbindung war ein großes Team, bestehend aus Geburtshelfern, Neonatologen, Kinderchirurgen, Anästhesisten, Kinderärzten und OP-Assistenten vor Ort. Schon vor der Geburt hatte man die Abläufe besprochen und die medizinische und pflegerische Versorgung genau geplant. Dazu gehörte auch eine Stellprobe aller Beteiligten im OP.

UKE Hamburg: Feindiagnostik in Schwangerschaft zeigte Verbundenheit der Zwillinge

Anfang Oktober folgte dann die Trennung der Neugeborenen. Das Glück der Kinder: Bei beiden lagen alle lebenswichtigen Organe vor. Miteinander verbunden waren lediglich die beiden Lebern und die Bauchwände der Mädchen, die in einer vierstündigen Operation getrennt und anschließend verschlossen werden konnten.

Nach dem erfolgreichen Eingriff wurden die Zwillinge weiterhin im UKE betreut, bis sie Ende Oktober, von der Operation vollständig erholt, das Krankenhaus verlassen konnten. Ihre aktuelle Entwicklung laufe gut, und die Mädchen konnten ihr Geburtsgewicht von insgesamt 3600 Gramm bereits verdoppeln.

Die Zwillingsmädchen konnten nach einer erfolgreichen Operation im Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE) nach Hause.
Die Zwillingsmädchen konnten nach einer erfolgreichen Operation im Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE) nach Hause. © Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE) | Eva Hecht

Die Eltern der Kinder zeigen sich dankbar und glücklich über den Einsatz des Personals und wollen werdenden Eltern jetzt Mut zusprechen, „sich bei überraschenden Diagnosen in der Schwangerschaft die Zeit für eine möglichst professionelle Feindiagnostik zu nehmen.“

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Der umgangssprachliche Begriff „siamesische“ Zwillinge wird in der Fachliteratur seit geraumer Zeit übrigens nicht mehr verwendet. Stattdessen spricht man von „verbundenen Zwillingen“.