Hamburg. Neben der Schwimmhalle ist nun auch die Saunalandschaft in Betrieb. Was hat sie alles zu bieten? Der große Abendblatt-Test.
Die neue Alsterschwimmhalle in Hohenfelde ist nicht nur zum Schwimmen da. Auch eine völlig neue Saunawelt hat dort vor wenigen Wochen eröffnet. Nach dem Test des derzeit modernsten Schwimmbads in Hamburg hat Abendblatt-Redakteurin Geneviève Wood sich die Saunalandschaft genauer angesehen und ausprobiert.
Sauna in der Alsterschwimmhalle: „Curling“-Aufguss bei 90 Grad
Achtung, alle startklar? Hier kommt Dennis. Der Saunameister an diesem Mittwochmittag hat drei Eiskugeln mitgebracht, um den Gästen in der 70 Quadratmeter großen Sauna ordentlich einzuheizen. „Curling“ heißt der Aufguss. Und dieser verspricht, so steht es auf dem Plan, eine Duftreise mit ätherischen Ölen.
Wie bei einer Flugreise gibt uns Dennis die nötigen Anweisungen, spult das Prozedere routiniert ab – wie Flugbegleiter und Flugbegleiterinnen kurz vor dem Start der Maschine. Dennis vermittelt Sicherheit. Ein Mann, der weiß, was er hier an Bord der 90 Grad heißen Sauna tut. „Das ist ein sanfter Aufguss, ein laues Lüftchen“, sagt er. „Wem das zu stark ist, nimmt bitte den Notausgang.“
Sauna Hamburg: Schwitzen mit reichlich Platz und leuchtenden LEDs
Dort, wo Platz für 100 Besucher ist, sind es an diesem Mittag höchstens eine Handvoll. Statt Pobacke an Pobacke zu sitzen, wie in anderen Saunen bei Ausgüssen durchaus üblich, hat hier jeder reichlich Platz. In den drei Eiskugeln hat der Saunameister Polarminze, Eukalyptus und Wrigley‘s, also Krauseminze, mitgebracht.
Und dann hebt die Maschine ab, Pardon, fängt der Aufguss an. Sanfte Musik setzt ein, die LEDs in der Sauna leuchten rot und violett. Das ist schon etwas ganz Besonderes, mit der Musik und dem Lichtspektakel. Aber: Laues Lüftchen? Entschuldigung, Dennis, es ist verdammt heiß! Nach der zweiten Kugel gehen die ersten Saunagäste auf die unterste Bank, ein Gast verlässt den heißen Raum. Das darf er. Stichwort Notausgang.
Neue Sauna ist barrierefrei – Hinweisschilder auch mit Blindenschrift
Am Ende des Aufgusses erklärt Dennis: „Das Holz ist noch trocken und nimmt nur wenig Feuchtigkeit auf. Dadurch sind es statt 90 Grad wohl eher 95 Grad.“ Zum Abkühlen geht es erst hinaus auf die Dachterrasse, wo an diesem Tag noch Schnee liegt – eine tolle Erfrischung, bevor es dann ins Kalttauchbecken geht. Nicht nur die Saunakabinen, alles hier ist nagelneu.
Was in der gesamten Sauna auffällt, ist die Barrierefreiheit. Die Saunatüren scheinen groß genug, damit auch Rollstuhlfahrer durchpassen. Die Hinweisschilder – zum Beispiel am Kalttauchbecken – sind auch mit Blindenschrift versehen. Wie gut es mit der Barrierefreiheit im Detail aussieht, können aber nur Betroffene wirklich beurteilen.
Nach dem Kältebecken geht es zur Entspannung in die Lounge aufs Sofa. Okay, hier würden ein paar Kissen im Rücken das Ganze noch gemütlicher machen, aber immerhin flackert dort ein (Gas)-Kaminfeuer. Das ist schon sehr heimelig.
Sauna Hamburg: Schwitzen in der Alsterschwimmhalle – Wohlfühlgarantie
Die Saunalandschaft mit Lounge, Bistro und Ruheraum vermittelt Wohnzimmeratmosphäre, ein Ambiente wie in der Zeitschrift „Schöner wohnen“. Die Möbel, die kreative Beleuchtung, die Farbgebung, das Holz – alles erinnert an moderne Ferienwohnungen. Mit Wohlfühlgarantie. Fast schöner als im eigenen Wohnzimmer ist es hier.
Wer mag, kann im Bistro etwas essen oder trinken. Ich probiere die Ofenkartoffel für 7,90 Euro und ein Kaltgetränk für 3,60 Euro. Die Speisen, erklärt mir Dennis, der nach dem Aufguss ins Bistro wechselt, werden angeliefert und hier erwärmt. Mein Fazit: Es schmeckt sehr gut. Zum Bezahlen einfach das orangefarbene Plastikarmband mit Chip hinhalten, das jeder Schwimmbad- und Saunagast am Eingang erhält. Abgerechnet wird dann zum Schluss am Ausgang.
Sauna in der Alsterschwimmhalle: Infrarotsauna ist hamburgweit einmalig
Nach der Pause geht es in die Infrarotsauna. Das Besondere: Die Wärme kommt nur punktuell. Setzt man sich an die Sensoren, wird es am Rücken warm, weitere Sensoren erwärmen die Oberkörpervorderseite. Ein Gast neben mir schwärmt von der wohltuenden Wärme bei Rückenschmerzen.
Da ich beschwerdefrei bin, wird es mir schnell zu langweilig. Saunieren, das ist für mich schwitzen. Neugierig bin ich auf die innovative Mediensauna. Der lediglich 60 Grad warme Raum hat einen 68 Zoll großen Bildschirm. Kinoatmosphäre in der Sauna.
Bäderland Hamburg: Kinosauna und Klönsauna bieten Entspannung
Geplant ist, dort Sportevents zu übertragen. Momentan aber laufen Unterwasseraufnahmen von Fischen. Das ist wie bei Tierfilmen, die man zu Hause auf dem Sofa schaut: Sie tragen zur Entspannung bei – manch einer ist sicherlich kurz davor einzuschlafen.
Ein Kältebad ist nach der Mediensauna nicht nötig. Noch ein kurzer Abstecher in die 80 Grad warme Klönsauna, in der – wie der Name schon sagt – geklönt werden darf. An diesem Vormittag sind aber alle Gäste ruhig.
Danach geht es zum Fußbad – kalt und heiß im Wechsel – und dann in den Ruheraum mit Blick auf die Dachterrasse. Auch hier sind die Möbel sehr modern. Einfach zum heimisch fühlen. Zugedeckt mit den flauschigen Decken eine Zeitschrift lesen oder ein Nickerchen machen: Hier ist Entschleunigung angesagt.
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Sauna Hamburg: In der Alsterschwimmhalle gibt es fünf verschiedene Saunen
Die Besucher der neuen Saunawelt in der Alsterschwimmhalle haben die Wahl zwischen fünf verschiedenen Saunen: Neben der Aufguss-, der Medien-, der Infrarot- und der Klönsauna gibt es noch eine gemütliche 80-Grad-Frauensauna mit eigener Dusche und kleiner Ruhezone. Auch dieser Bereich erinnert dank Stehleuchten und kleinen Beistelltischchen wieder mehr an ein Wohnzimmer als an eine öffentliche Sauna.
Kritik gibt es aber dennoch: Das Abduschen vor der Sauna war nervig, weil die warme Dusche alle sechs bis neun Sekunden ausging. Das mag energiesparend sein, wenn man aber den Kopf voll mit Shampoo hat, ist das sehr lästig und alles andere als entspannt. Ein wenig irritierend auch, dass in dieser neuen Schwimmhalle so vieles noch nicht läuft oder defekt ist: Die digitale Anzeige, mit der man seinen Schrank wiederfinden kann zum Beispiel oder einer von zwei Ausgängen.
Fazit: Obwohl noch nicht alles reibungslos läuft: Für 21 Euro Sauna-Eintritt kann man wirklich eine entspannte Zeit in einem stylischen, puristischen Ambiente verbringen. Klar, Gäste dürfen sich kleine Snacks und ein Wasser mitbringen. Aber das zwar überschaubare,aber ganz gute Gastronomieangebot, macht den Wellness-Tag komplett. Kann man sich mal gönnen.