Hamburg. Seit einer Woche ist Hamburg modernstes Schwimmbad in Betrieb. Was läuft und was klappt noch nicht? Der große Abendblatt-Test.
Den allerschönsten Platz im ganzen Gebäude hat Gerda Rose-Guddusch längst für sich entdeckt. Die Hamburgerin aus Hohenfelde liebt in der vor wenigen Tagen wiedereröffneten Alsterschwimmhalle vor allem das 32 Grad warme Entspannungsbecken, das hoch oben auf der Empore trohnt. „Hier mache ich jetzt immer meine Wassergymnastik“, sagt die 72-Jährige. „Es ist großartige, dass es so ein Becken mit diesem wahnsinnigen Blick gibt“, sagt sie begeistert.
Tatsächlich öffnet sich der Blick von diesem Infinitypool über die ganze Halle und das 50-Meter-Becken. Wenn dann noch die Sonne am Himmel rauskommt und die Halle in ein warmes Licht taucht, fühlt man sich genau am richtigen Platz.
Alsterschwimmhalle im Test, so gut ist das neue Bad wirklich
Seit einer Woche, Montag, den 27. November, ist das 50 Jahre alte denkmalgeschützte Schwimmbad mit seiner prägnanten Dachkonstruktion an der Sechslingspforte jetzt in Betrieb. Gut drei Jahre hat der städtische Betreiber Bäderland das Bad der Superlative umgebaut. Zeit für einen Test, ob das so vollmundig angepriesene Schwimmerlebnis hält, was das Unternehmen versprochen hat. Es gibt jetzt insgesamt sechs Becken, dazu einen mehr als 800 Quadratmeter großen Saunabereich, und im Januar 2024 eröffnet auch noch der Fitnessclub „The Ray“ auf einer Gesamtfläche von über 1600 Quadratmetern.
Parken an der Alsterschwimmhalle von Bäderland Hamburg
Die Anfahrt zur Alsterschwimmhalle an der Sechslingspforte 15 verläuft unproblematisch. Der große Fahrradparkplatz ist wohl wegen des Wetters ziemlich verweist, viele Gäste sind an diesem Wintertag mit dem Auto gekommen, doch inklusive einem knappen Dutzend oberirdischer Stellplätze gibt es eine Tiefgarage mit mehr als 100 Plätzen. Das Parken für die Gäste ist kostenfrei. Im Moment sind die Schranken an der Zufahrt sogar dauerhaft geöffnet. Später wird man wie bei Bäderland üblich wohl einen Code brauchen für die Ausfahrt.
Alsterschwimmhalle: So sieht der Kassenbereich aus
Im Kassenbereich am Eingang gibt es mehrere Terminals, doch man kann auch an der Kasse ein Ticket kaufen. Der freundliche Mitarbeiter erklärt auch, was es mit dem orangen Armband auf sich hat, das optisch einer Uhr gleicht. Es ist nämlich eine Art Generalschlüssel, mit dem man seinen Spind auf- und zuschließen kann. Dieser Zauberschlüssel hat auch noch andere Qualitäten, doch dazu später mehr. Das lästige Kramen nach Ein- oder Zwei-Euro-Stücken, wie man es auch anderen Schwimmbädern kennt, hat hier jedenfalls ausgedient.
Bäderland Hamburg: Preise und Öffnungszeiten der Alsterschwimmhalle
Die Alsterschwimmhalle ist für Schwimmer von Montag bis Freitag von 6.30 bis 23 Uhr geöffnet, Sonnabend und Sonntag von 8 bis 22 Uhr. Für die Sauna gelten abweichende Zeiten (Mo-Fr 9-23 Uhr, Sa/So 9 bis 22 Uhr).
Es gelten folgende Preise an der Badkasse für das Schwimmen:
- Erwachsene: Tageskarte 10,90 Euro, 3 Std. 8,90 Euro, 1,5 Std. 7,50 Euro
- Jugendliche (12 bis unter 16 Jahre): Tageskarte 5,20 Euro, 3 Std. 4,30 Euro, 1,5 Std. 3,60 Euro
- Kinder (unter 12 Jahren): Tageskarte 2,70 Euro, 3 Std. 2,20 Euro, 1,5 Std. 1,90 Euro
Und das sind die Preise für den Saunabereich:
- Erwachsene: Tageskarte 21,60 Euro
- Jugendliche (12 bis unter 16 Jahre): Tageskarte 13,10 Euro
- Kinder (unter 12 Jahren): Tageskarte 6,50 Euro
Nach dem Umbau: So sind die Umkleiden in der Alsterschwimmhalle
Ein paar Schritte hinter der Kasse steht man dann auch schon im Bereich der Umkleiden. Es gibt reihenweise Kabinen und kleine Schränke, außerdem mehrere größere Kabinen. Diese sind nicht nach Geschlechtern getrennt.
Nachdem die Badetasche zweimal von der schmalen orangefarbenen Bank gekippt ist, kapiert man, dass man sie nun vielleicht doch besser auf den schwarz gefliesten Boden stellt. Hätte man die Bretter tiefer gemacht, wäre entweder weniger Platz in der Kabine oder es hätten insgesamt weniger Umkleiden Platz gefunden. Achtung: Man tut gut daran, sich seine Schranknummer zu merken, sonst könnte man ein Problem haben, sie wiederzufinden.
Alsterschwimmhalle: Duschen und Toiletten im Test
Wenn man weiter zu den Duschen und Toiletten geht, weist die Beschilderung auf getrennte Damen- und Herrenbereiche hin. Im Duschbereich gibt es kleine Nischen in den Wänden, in denen man seine Duschutensilien abstellen kann und jede Menge Haken für Handtücher.
Der große Abendblatt-Test: Die Schwimmbecken
Von den Dusch-Räumen öffnen sich die Türen schließlich zu den Schwimmbecken. In der lichtdurchfluteten Halle ist es erstaunlich ruhig. Das übliche Gekreisch Jugendlicher, die sich im Wasser balgen, gibt es hier nicht. Wer hier seine Bahnen zieht, ist zum Schwimmen gekommen. Ein Mitarbeiter unterweist gerade eine Schwimmerin, die sich mit dem Kopfsprung schwer tut. Mehrmals springt sie vom Startblock 1 ins Becken. Der Mitarbeiter motiviert sie: „Jetzt war es kein Bauchklatscher mehr“, lobt er.
In dem großen 50-Meter-Becken, dessen hellblaue Kacheln leuchten, sind zwei Bahnen für Schnellschwimmer abgetrennt, die anderen teilen sich die weitere Wasserfläche. Es sind nicht viele Menschen im Wasser, an Land würde man sagen, es „verläuft“ sich. Man kann ungehindert seinen Bahnen ziehen. Herrlich.
Alsterschwimmhalle: Der alte denkmalgeschützte Sprungturm hat ausgedient
An den beiden Kopfenden werden gerade weiß-rote Wimpelketten über das Becken mit dem 26 Grad warmen Wasser gespannt. Das sei für die Rückenschwimmer, sagt ein Bademeister. Es dient ihre Orientierung, damit sie wissen, dass wenig später das Beckenende erreicht ist. Der nicht mehr genutzte denkmalgeschützte Sprungturm blitzt weiß und orange, die neuen Drei- und Fünf-Meter-Türme sind sehr schlicht und verblassen optisch deutlich gegenüber ihrem Vorgänger. Für die Schwimmer im großen Becken ist es dagegen perfekt, denn nun kann man ungehindert seine Bahnen ziehen.
Im 25-Meter-Trainingsbecken in einer abgetrennten Halle schwimmen gerade nur drei Menschen. Es ist muckelig warm, auch das Wasser ist mit 29 Grad spürbar wärmer als drüben. Ein klarer Fall für Warmduscher. Wer hier sportliche schwimmen würde, würde wohl ins Schwitzen geraten. Das neue flache Lehrschwimmbecken, das am anderen Ende der Halle in einem separaten Raum untergebracht ist, wird gerade nicht benutzt.
Minuspunkt: Die Sitzgelegenheiten in der Alsterschwimmhalle
Sitzgelegenheiten sind in der Alsterschwimmhalle eher rar. Es gibt etliche orange Bänke, auf denen viele Schwimmerinnen und Schwimmer ihre Handtücher ablegen, und ein Dutzend schwarze Liegestühle, die immer im Kombipack aufgestellt sind. Laut Bäderland kommen aber ohnehin die meisten Gäste zum sportlichen Schwimmen. Es sei kein Spaßbad, darauf haben die Betreiber schon im Vorfeld regelmäßig hingewiesen.
Die Extras, die die Alsterschwimmhalle zu bieten hat
Wer Wertgegenstände unterbringen will, findet in der großen Halle eine ganze Schrankwand mit kleinen abschließbaren Fächern. Auch hier hält man sein oranges Armband einfach an das Schloss und schon verriegelt sich das Schränkchen. Durch ein weiteres Dranhalten öffnet es sich wieder.
Ein weiteres großes Plus in der modernisierten Alsterschwimmhalle: Ein Dampfbad ist im Preis für das Schwimmen inbegriffen. Am Ende der Halle, wo es weitere Toiletten und Duschen gibt, liegt auch das Dampfbad. Es ist weiß und orange gekachelt und sehr schlicht, aber geräumig genug, dass schätzungsweise acht bis zehn Menschen gut sitzen können. Aber der Andrang ist nicht groß, mit Glück ist man ganz allein. Kinder dürfen übrigens nur in Begleitung ihrer Eltern ins Dampfbad.
Das Entspannungsbecken auf der Empore hat eine Wassertemperatur von 32 Grad und auch die Raumluft ist hier oben spürbar wärmer. Klar, Wärme steigt nach oben und das macht sich angenehm bemerkbar. Ein paar Badegäste sitzen einfach nur in dem warmen Wasser und genießen die Aussicht, zum Schwimmen ist das Becker ja auch nicht gedacht. „Das ist mein persönliches Badezimmer“, schwärmt Gerda Rose-Guddusch, die in der vergangenen Woche regelmäßig hier war, um ihre Wassergymnastik zu machen. Dafür ist mehr als genug Platz, selbst wenn zwei, drei andere im Becken sind. „Es bekommt mir total gut“, sagt die Hamburgerin begeistert.
Bäderland betreibt Gastronomie in der Alsterschwimmhalle
Wer zum Schwimmen kommt und dabei durstig wird, sollte sich etwas zu trinken mitbringen. Denn es gibt nicht einmal einen Getränkeautomaten. Die Gastronomie in der oberen Etage, die von Bäderland in Eigenregie betrieben wird, steht nur Saunabesuchern zur Verfügung. Und nur für jene, die Sauna gebucht haben, öffnet sich die Schranke nach oben, wenn sie ihren „Zauberschlüssel“ davor gehalten haben. Theoretisch jedenfalls, denn an diesem Tag gibt es Probleme mit der Schranke, weshalb die Mitarbeiter sie dauerhaft geöffnet halten. Der Fitnessclub in der oberen Etage startet erst im Januar 2024.
Und so kann man nach dem Gang durch die stylische schwarze Rotunde nach oben doch einen Blick in die Saunawelt werfen. Sie muss den Vergleich mit einem modernen Spa in einem schicken Wellness-Hotel nicht scheuen. Es gibt einen Kamin mit Wasserrdampf, der eine wohlige Atmosphäre verbreitet, gemütliche Sessel und auch ein paar Tische mit Stühlen.
Bäderland zur Gastronomie: „Gäste, die länger bleiben, sind versorgt“
„Die deutliche Mehrheit der Gäste kommt zum Sport und Bahnenschwimmen und ist dann wieder weg“, sagt der Bäderland-Sprecher. Es habe mehrfach Versuche gegeben, eine Gastronomie zu etablieren, auch per Automaten, doch das sei nicht angenommen worden. „Gäste die länger bleiben, weil sie auch saunieren oder zur Fitness gehen, sind gastronomisch versorgt.“
Wer einen ausgiebigen Saunatag plant, findet hier tatsächlich ein gutes Angebot mit gesunden Gerichten auf der Karte. Es gibt Salate (beispielsweise Bunter Gartensalat mit friesischem Hirtenkäse für 12,50 Euro), Suppen (Kokos-Curry-Suppe mit Krabbenchips oder Tomatensuppe mit Rosmarinbrot für je 7,20 Euro), Couscous-Gerichte für je 7,20 oder Pinsa für 9,80 Euro, aber auch Smoothies für je 5,90 Euro und Kuchen für 4 Euro pro Stück. Die üblichen Schwimmbad-Pommes gibt es nicht. Man bucht seine Speisen- und Getränkerechnung auf das Armband, bezahlen muss man dann hinterher am Ausgang.
Weg zum Ausgang: „Feinjustierungen laufen“, so Bäderland
Wenn man seinen Garderobenschrank mit Glück wiedergefunden hat und umgezogen ist (Achtung: Unbedingt Spindnummer merken, denn es sieht in jedem Gang gleich aus), ist der nächste Weg für viele jener zum Fön. Davon gibt es im Unisex-Bereich sehr viele. Danach ist man schnell wieder beim Ausgang.
Der eigentliche Plan ist, dass man sein Eintrittsarmband an einer Sammelbos vor einen Sensor hält und dann in einen Schlitz gleiten lässt. Doch das bleibt Theorie. Das Armband ist zwar weg, aber die Schranke öffnet sich nicht. Ein Mitarbeiter öffnet die Tür dann eigenmächtig. „Ja, die Kassenautomaten und manche Drehkreuze sind leider noch anfälliger als wir uns das vorstellen. Die Feinjustierungen laufen aber mit Hochdruck“, sagt Bäderland-Sprecher Dietel.
Alsterschwimmhalle: Fazit des großen Abendblatt-Tests
In der ersten Woche war es nach Aussagen etlicher Mitarbeiter noch eher ruhig. Perfekt also, um die neue Perle unter den Hamburger Schwimmbäder einmal auszuprobieren. Es gibt derzeit keine bessere Adresse, um ausgiebig zu schwimmen, einen Abstecher ins Dampfbad zu machen. Alles ist noch funkelnagelneu (riecht sogar noch so) und super sauber.
Und die Öffnungszeiten sind ebenso phänomenal, weil man als Frühschwimmer vor der Arbeit noch schwimmen gehen kann, ohne Mitglied im Schwimmclub zu sein oder spätabends nach der Arbeit. Zahlen, wie viele Badegäste in der ersten Woche gekommen sind, gibt das Unternehmen nicht heraus, aber Bäderland-Sprecher Michael Dietel sagt: „Wir erwarten im Lauf der ersten fünf Jahre eine Besucherzahl von rund 530.000 bis 550.000 zu erreichen.“