Hamburg. Menschen in dem dicht besiedelten Stadtteil wehren sich gegen Umgestaltung der Straßen. Was sie besonders erzürnt.

  • Anwohner des Hamburger Stadtteils Hoheluft-Ost haben sich zusammengetan
  • Die angespannte Parksituation und Bauarbeiten unter anderem von Stromnetz Hamburg belasten sie
  • Nun regt sich heftiger Widerstand gegen das Bezirksamt Nord

Die Parksituation in Hoheluft-Ost ist, wie auch im benachbarten Hoheluft-West, schon seit vielen Jahren mehr als angespannt. Seit Monaten belasten die Anwohner zudem Bauarbeiten durch Stromnetz Hamburg. Das Unternehmen erneuert Kabel und Kabeltrassen.

Darüber hinaus hat der Bezirk Hamburg-Nord damit begonnen, Straßen und Gehwege umzugestalten. Dagegen regt sich inzwischen heftiger Widerstand bei den Anliegern. Eine Gruppe von Anwohnern bereitet sogar eine Klage vor.

Verkehr Hamburg: Anwohner aus Hoheluft-Ost bereiten Klage gegen Bezirk Nord vor

Sowohl im Abendrothsweg als auch in der Husumer Straße ist nach Angaben des Bezirksamts geplant, einen Teil der Flächen zwischen dem vorhandenen Gehweg und der Fahrbahn in Anspruch zu nehmen, auf denen bislang schräg geparkt werde. Diese Art zu parken sei schon jetzt illegal, sagt Bezirkssprecher Alexander Fricke.

„Diese Ordnungswidrigkeiten sollen durch die Maßnahmen verhindert werden. Es werden je nach Bedarf Fahrradbügel eingebaut, in regelmäßigen Abständen Sitzbänke eingestellt oder die vorhandene Gehwegfläche verbreitert, teilweise durch Pflasterung bis an die Straße heran“, so Fricke.

Parken auf Nebenflächen bisher ohne Strafzettel

Das Parken auf der Nebenfläche, das nach der Erfahrung vieler langjähriger Anwohner allerdings seit vielen Jahren nicht mit Strafzetteln geahndet wurde, werde dadurch künftig in diesen Bereichen nicht mehr möglich sein. „Im Rest der Straße wird es darüber hinaus auch nicht länger geduldet, sondern vom Landesbetrieb Verkehr (LBV) geahndet werden, der zur Kontrolle des Bewohnerparkens täglich im Quartier unterwegs ist und bereits heute illegales Parken in den Kreuzungsbereichen oder ähnlichem ahndet“, so Fricke.

Gegen die Vernichtung der Parkplätze regt sich erheblicher Widerstand im Viertel. Und obwohl der Bezirk mit den Umbauten bereits für Fakten sorgt, bereitet eine Gruppe von Anwohnern eine Klage vor. „Wir haben die Sicht der Anlieger sehr deutlich klargemacht und lange Hoffnung gehabt, dass man uns zuhört. Aber auf Sachargumente wurde gar nicht eingegangen“, sagt Michael Demuth, der selbst Anwalt ist. „Der politische Kampf ist nicht fair geführt worden.“

Anwohner beklagt: Viele brauchen ihr Auto für ihre Arbeit

Nun haben er und zwei Mitstreiter einen Fachanwalt für Verwaltungsrecht hinzugezogen, um die Sache juristisch klären zu lassen, denn sie lehnen die geplanten Maßnahmen des Bezirksamts Nord ab. „Der Anwalt hält die Klage für aussichtsreich“, so Demuth. „Ein Drittel der Parkplätze verschwindet, wo sollen die Menschen denn hin mit ihren Autos“, fragt Demuths Mitstreiter Wolf Hartmann, ebenfalls Anwalt. „Es gibt beispielsweise hier einen Arzt für Palliativmedizin. Der muss auch nachts los zu seinen Patienten. Er kann auf sein Auto nicht verzichten.“

An mehreren Stellen in dem Viertel rund um den Abendrothsweg wurden Fahrradbügel längs der Fahrbahn aufgestellt. Damit soll das Schrägparken verhindert werden.
An mehreren Stellen in dem Viertel rund um den Abendrothsweg wurden Fahrradbügel längs der Fahrbahn aufgestellt. Damit soll das Schrägparken verhindert werden. © Funke Foto Services | Michael Rauhe

Viele Anwohner benutzten schon für viele Wege das Fahrrad, „aber man muss doch ein Auto haben dürfen“, sagt Hartmann. Er selbst habe viele Gerichtstermine in Städten wie Schleswig, Kiel oder Flensburg, der Öffentliche Nahverkehr sei nicht zuverlässig genug, um pünktlich zu diesen Terminen zu kommen. Auch deshalb brauche er sein Auto.

Und seine Hausverwaltung berichte davon, dass manche Handwerkerfirmen Aufträge im Quartier gar nicht mehr annehmen, weil sie jetzt schon nicht wüssten, wo sie ihr Auto abstellen sollen, sagt Hartmann.

Die Initiatoren haben Zettel an die Haustüren im Viertel gehängt

Am Mittwochabend hat die Initiative Zettel an den Haustüren im Viertel aufgehängt: „Die geplanten Umstrukturierungsmaßnahmen im Abendrothsweg erstrecken sich von der Hoheluftchaussee bis zur Curschmannstraße. Auch für die Husumer Straße sind parallele Maßnahmen geplant“, heißt es auf dem Schreiben.

Und weiter: „In mehreren Sitzungen des Regionalausschusses Eppendorf-Winterhude hat die ganz überwiegende Mehrheit der anwesenden Wohnbevölkerung der betroffenen Straßenzüge ihre Ablehnung gegen die geplanten Maßnahmen deutlich gemacht. Dennoch werden die Maßnahmen nunmehr umgesetzt.“

Verkehr im Viertel: Bereits ein Dutzend Anwohner wollen sich beteiligen

Demuth, Hartmann und als Dritter im Bunde Christian Mattlage suchen nun weitere klagebereite Anwohner, die sich ihrer Initiative anschließen möchten. „Insbesondere Anwohner, welche durch die Einschränkung der Parkmöglichkeiten in ihrer Berufsausübung eingeschränkt werden, führen zu einer höheren Erfolgswahrscheinlichkeit im verwaltungsgerichtlichen Verfahren“, heißt es in ihrem Schreiben. Bislang hätten sich schon ein Dutzend Anwohner als Unterstützer gemeldet, so die Anwälte.

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Der Bezirkssprecher sagt, das Bezirksamt arbeite aktuell intensiv an der Verbesserung der Gehwege im Bezirk im Rahmen der Fußverkehrsstrategie Hoheluft-Ost: „Die Querungsstelle Falkenried auf Höhe Straßenbahnring ist bereits umgesetzt. Für weitere mögliche Maßnahmen wie beim Knotenpunkt Neumünstersche Straße/Abendrothsweg oder beim Knotenpunkt Abendrothsweg/Löwenstraße gibt es aktuell noch keine konkreten Zeitpläne.“

Hoheluft-Ost: Umbau an der Husumer Straße soll im Januar 2024 beginnen

Die Umbauarbeiten am Abendrothsweg sollen laut Fricke Mitte Dezember 2023 beendet sein – etwas verzögert, „denn es gab Lieferschwierigkeiten mit den Fahrradbügeln“. Die Arbeiten an der Husumer Straße sollen im Januar 2024 beginnen. Für Hartmann und Demuth ist ihr Ziel dennoch klar: „Wir wollen mit unserer Klage die Bauarbeiten stoppen oder einen Rückbau erzwingen.“

Der grüne Bezirksamtsleiter Michael Werner-Boelz sagt zum Protest: „Mit den Maßnahmen im Abendrothsweg und in der Husumer Straße setzt das Bezirksamt Hamburg-Nord Beschlüsse der Bezirksversammlung um. Die Baumaßnahmen sollen das illegale schräg aufgesetzte Parken auf der Fahrbahn verhindern.“