Hamburg. Das Pilotprojekt an Osterstraße und Stadthausbrücke ist sehr erfolgreich. Wo jetzt neue blühende „Tankstellen“ entstehen.

Hamburgs Engagement für Wildbienen zahlt sich aus. Nachdem die Deutsche Wildtier Stiftung und der HVV 2021 zwei Bushaltestellendächer und brachliegende Flächen im Umfeld von U- und S-Bahnhöfen wildbienenfreundlich bepflanzt hatten, fanden die Biologen und Biologinnen dort im vergangenen Jahr zahlreiche seltene Wildbienenarten und sogar eine in Hamburg noch nie nachgewiesene Grabwespenart. Jetzt sollen fünf weitere Bushaltestellen ein blühendes Dach bekommen.

Allein auf den begrünten Haltestellendächern an Osterstraße und Stadthausbrücke wurden 25 verschiedene Wildbienenarten festgestellt, auf den bepflanzten Brachflächen rund um die Bahnhöfe Sternschanze, Ohlsdorf, Burgstraße, Schlump und Billstedt waren es 61. Auf den Projektflächen zeigten sich 13 spezialisierte Arten, die nur Pollen bestimmter Blühpflanzen nutzen können – laut Wildtierstiftung also Arten mit besonders hohen Ansprüchen an ihren Lebensraum.

HVV: Fünf weitere Haltestellen werden 2024 Oasen für Wildbienen

In ganz Hamburg sind derzeit 226 Wildbienenarten bekannt. Um ihnen weitere blühende „Tankstellen“ zu bieten, sollen Anfang 2024 fünf weitere Bushaltestellendächer begrünt werden. Vorgesehen sind die Standorte Lerchenfeld, Überseeallee, Berlinertordamm, Schmiedestraße und Große Elbstraße. Das bestätigte Dennis Pallasch, Regionalleiter Nord der für den Betrieb von 2500 Fahrgastunterständen zuständigen Wall GmbH, gegenüber dem NDR.

Die Haltestellen wurden zuvor von der Deutschen Wildtier Stiftung sorgfältig geprüft. „Für die Auswahl der Pflanzen ist unter anderem die Sonneneinstrahlung wichtig“, sagt Julia-Marie Battermann vom Hamburger Wildbienenprojekt. Zum Einsatz kommen etwa Kamille, Margerite und Thymian, Fetthenne und Mauerpfeffer. „Es handelt sich ausschließlich um in Hamburg heimische Pflanzenarten, die von Wildbienen nachweislich gut als Futterpflanzen angenommen werden.“

HVV: Bushaltestellendächer wichtige Rastplätze in der versiegelten Stadt

Dass die Bushaltestellendächer nur fünf Quadratmeter groß sind, sei nicht entscheidend. „Flächen für Wildbienen müssen nicht besonders groß sein. Wichtiger ist, dass sie mosaikartig über die Stadt verteilt sind, um den Biotopverbund zu stärken.“ Die sogenannten Trittsteinbiotope seien für die Bienen wichtige Rastplätze inmitten der stark versiegelten Stadt.

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Besonders erfreulich findet die Expertin, dass mit der Bushaltestelle Überseeallee nun auch in der HafenCity ein wildbienenfreundlicher Standort geschaffen werde. „Für Wildbienen wurde in dem Stadtteil bislang sehr wenig gemacht.“ Das dürfte sich mit der Fertigstellung des Holzhochhauses „Roots“ ändern: Dort eröffnet die Deutsche Wildtierstiftung eine Dauerausstellung – „eine Botschaft für Wildtiere“, so Expertin Battermann.

HVV und Wildtierstiftung: Wildbienen und Passanten profitieren gleichermaßen

Die von der Wildtierstiftung mit dem HVV und der Wall GmbH begrünten Flächen sind für die Wildbienen extrem wichtig. Etwa die Hälfte der 602 in Deutschland bekannten Arten ist vom Aussterben bedroht.

Und nicht nur die Insekten profitieren von den bunten Wiesen und begrünten Bushaltestellen: Fahrgäste und Passanten können sich an den bunten Flächen erfreuen und werden durch Infotafeln und Aufdrucke an den Haltestellenwänden über Wildbienen informiert.