Hamburg. Weil der Zoo gegen negative Google-Bewertungen vorgeht, stellt Peta „Whistleblower-Plattform“ zur Verfügung. Was dahintersteckt.
Der Tierpark Hagenbeck bekommt neuen Gegenwind. Der bläst jetzt nicht aus Richtung des Betriebsrats oder der Gewerkschaft IG BAU, die zu einem mittlerweile ausgesetzten Streik aufgerufen hatte, sondern aus Stuttgart. Dort sitzt der deutsche Ableger der Schweizer Tierschutzorganisation Peta. Und die ruft Hagenbeck-Besucher auf, Missstände in der Tierhaltung auf einer von eigens dafür eingerichteten „Whistleblower-Pattform“ zu melden.
Damit reagiert Peta auf das Vorgehen von Tierpark-Chef Dirk Albrecht gegen negative Google-Bewertungen. Diese sollten von dem Technologieunternehmen auf ihre Rechtmäßigkeit überprüft werden. Rezensionen dürfen nämlich nur verfasst werden, wenn die Verfasser vor Ort waren und ihre Aussagen der Wahrheit entsprechen. Das war nach Abendblatt-Informationen bei vielen Kommentaren aber offenbar nicht gegeben, Dutzende wurden bereits von Google gelöscht.
Tierpark Hagenbeck: Peta kritisiert „bedrückende Haltungsbedingungen“ der Tiere
Peta kritisiert, dass Albrecht die Bewertungen hat prüfen lassen. „Der Tierpark Hagenbeck war in den vergangenen Jahren immer wieder in den Negativschlagzeilen, und das hinsichtlich der bedrückenden Haltungsbedingungen völlig zu Recht“, sagt Yvonne Würz, bei Peta Fachreferentin für Tiere in der Unterhaltungsbranche.
„Grundsätzlich bitten wir alle Menschen, keine Zoos zu besuchen, denn jede Eintrittskarte finanziert das Leid der Tiere. Wer jedoch Missstände bei der Tierhaltung beobachtet oder bestenfalls auch per Foto oder Video dokumentiert hat, bitten wir, sich über unser Whistleblower-Formular zu melden.“
„Apathisch oder verhaltensgestört“ sind viele Tiere in Gefangenschaft laut Peta
Selbst ohne offensichtliche Tierquälerei litten Tiere in Gefangenschaft. Peta weist daher darauf hin, dass „viele von ihnen apathisch oder verhaltensgestört in ihren Gehegen dahinvegetieren, weil kein noch so großes oder für die Besucher optisch ansprechendes Zoogehege auch nur annähernd ihre komplexen Bedürfnisse erfüllen kann“.
Zudem könnten Zoos insbesondere bei bedrohten und für Stereotypien anfälligen Tiergruppen wie Menschenaffen, Bären oder Großkatzen kaum langfristig erfolgreiche Auswilderungen vorweisen – die Tiere können Verhaltensweisen, die für ein Überleben in der Natur unverzichtbar sind, in Gefangenschaft nicht oder nur schwer erlernen.
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Zoochef Dirk Albrecht sagt zu dem Aufruf von Peta: „Es ist nicht neu, dass Peta jeden Hype nutzt, um wirre Botschaften zu verbreiten.“ Der Tierpark Hagenbeck werde „kontinuierlich optimiert und den Richtlinien der modernen Tierhaltung entsprechend aktualisiert“. Leider lasse sich aber nicht alles, das man sich wünsche, umsetzen. „Manche Gehege können wir nicht vergrößern, weil wir nur 19 Hektar Fläche zur Verfügung haben. Und auch wirtschaftlich sind einem privaten Tierpark wie dem unseren Grenzen gesetzt.“
Tierpark Hagenbeck: Besucher können sich laut Zoochef bei „Sorgen“ direkt melden
Wer als Besucher angesichts der Tierhaltung Sorgen und Zweifel habe, könne sich direkt an den Tierpark wenden und diese schildern. „Wir haben eine Mitarbeiterin, die sich ausschließlich damit befasst, und wir versuchen, die Beobachtungen unserer Besucher bei der Optimierung des Tierparks zu berücksichtigen.“
Auf den Einwand, in Zoos aufgewachsene Tiere könnten wichtige Verhaltensweisen für das Überleben nach einer möglichen Auswilderung nicht erlernen, entgegnet Albrecht: „Ein primäres Anliegen von Zoos ist es, gefährdete Tierarten zu erhalten. Ebenso wie es dafür Zuchtprogramme gibt, existieren auch spezielle Auswilderungsprogramme und Stationen, in denen die Tiere gegebenenfalls auf das Leben in freier Natur vorbereitet werden.“