Hamburg. Die Skulptur heißt „Jinas Beet“ und steht vor dem iranischen Konsulat in Winterhude. Das Mahnmal ist ein berührender Protest.
Sie symbolisieren Trauer und Verzweiflung – aber auch Widerstand und Protest. Auf einer Wiese gegenüber dem iranischen Konsulat an der Bebelallee in Hamburg-Winterhude recken sich sieben Hände aus Beton in die Luft. Auf den ersten Blick scheinen sie aus einem gemauerten Brunnen zu ragen.
Beim Näherkommen sieht man aber, dass zwischen den anklagenden Händen Blumen gepflanzt wurden. So erinnert das Kunstwerk „Jinas Beet“ auch an ein Grab.
Es ist der jungen Frau gewidmet, deren gewaltsamer Tod den weltweiten Protest gegen das islamistische Regime im Iran ausgelöst hat: Jina Mahsa Amini, die kurz vor ihrem 23. Geburtstag in die Fänge der iranischen Sittenpolizei geriet, weil sie ihr Kopftuch „falsch“ getragen haben soll.
Sieben Hände aus Beton vorm iranischen Konsulat in Hamburg
Wenige Tage später starb die junge Kurdin an schweren Verletzungen. Die Nachricht von ihrem Tod löste die bisher schwersten und am längsten andauernden Proteste gegen das Regime des Iran seit dessen Machtantritt 1979 aus – auch in Hamburg, wo an der Bebelallee zunächst wütende Demonstrationen stattfanden und dann ein Protestcamp aufgebaut wurde.
Dort entstand auch die Idee zu der Skulptur, die am Sonnabend eingeweiht wurde. Sie wurde von zwei in Hamburg lebenden iranischen Künstlerinnen angefertigt, die sich aber weder zeigen noch mit Namen in der Zeitung stehen wollen.
„Jinas Beet“ in Hamburg: Künstlerinnen wollen anonym bleiben
„Wir möchten anonym bleiben, weil wir uns und unsere Familien vor der Repression der Islamischen Republik Iran schützen müssen. Wir wollen aber auch anonym bleiben, weil es nicht darum geht, wer diese Skulptur gemacht hat“, sagen sie. „Es geht darum, dass diese Skulptur als Zeichen des Widerstands dort steht.“
Sie hätten ihr Heimatland, ihre Familien und Freunde verlassen, um an einem anderen Ort in Freiheit leben zu können. „Der Iran lebte in uns in einem tiefen Schweigen“, beschreiben sie die erste Zeit ihres Exils. „Nach dem Tod von Jina Mahsa Amini und der Protestwelle des iranischen Volkes war es plötzlich so, als habe eine Überschwemmung all diese Stille in uns überspült.“
Iranische Künstlerinnen in Hamburg „konnten nicht mehr leben wie vor dem Tod von Mahsa“
Der Drang, etwas zu tun, habe sie nicht losgelassen. „Wir konnten nicht mehr leben, wie wir vor dem Tod von Mahsa gelebt hatten.“ Sie seien beeindruckt von der Hingabe und stolz auf den Mut der protestierenden Menschen in ihrer Heimat gewesen und erschüttert darüber, dass so viele von ihnen getötet, verletzt und verhaftet wurden.
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Die Künstlerinnen ließen ihre Hände aus Beton gießen. „Wir sind nicht auf den Straßen der Städte im Iran, um unseren Landsleuten Beistand zu leisten, aber wir wollen durch unsere Kunst an ihrer Seite stehen, indem wir auf der Straße vor dem Konsulat der Islamischen Republik Iran ein Kunstwerk aufstellen, das ihren Widerstand spiegelt und bis an diesen Ort nach Hamburg trägt.“
Bezirk Hamburg-Nord und Spender unterstützen „Jinas Beet“
Unterstützt wurden die Künstlerinnen von der Bezirksversammlung Hamburg-Nord, die von Anfang an hinter dem Protest stand. Sie genehmigte das Kunstwerk, das zunächst für sechs Monate stehen bleiben darf, und stellten auch finanzielle Mittel dafür bereit.
Ein entsprechender Antrag der Linken war interfraktionell aufgegriffen worden. Auch Spenden halfen, das Kunstwerk zu finanzieren.