Hamburg. Ein Virus und ein Bakterium haben den Bestand der beliebten Vögel in Hamburg halbiert. Wie die Alsterschwäne nun geschützt werden.

Es war immer ein fröhliches Spektakel, wenn die Hamburger Alsterschwäne aus dem Winterlager entlassen wurden. Rund 120 schnatternde Tiere kehrten dann auf die Alster und die angrenzenden Kanäle zurück. Doch dieses Jahr ist die Herde deutlich kleiner. Botulismus und Vogelgrippe ließen sie auf 65 Tiere schrumpfen.

Die ersten 24 Alsterschwäne wurden am Dienstag von Hamburgs Schwanenbeauftragtem Olaf Nieß und seinem Team aus dem Winterquartier am Eppendorfer Mühlenteich in die Freiheit entlassen und von dort über die Krugkoppelbrücke bis zum AlsterCliff geleitet.

Vogelgrippe: Alsterschwäne – Hälfte der Tiere gestorben

Sie wurden zuvor negativ auf die Vogelgrippe getestet. Doch da die Seuche noch immer in der freien Natur lauert, werden die restlichen Vögel in Kleingruppen erst nach und nach entlassen – sofern auch sie negativ beprobt wurden.

Dass die Alsterschwäne nicht einfach weiterhin in den Zelten des Winterquartiers bleiben, hat einen triftigen Grund. „Es ist wichtig, dass die Schwäne nun ihre angestammten Brutplätze einnehmen können, bevor diese von anderen großen Wasservögeln in Beschlag genommen werden“, betont Nieß.

Alsterschwäne verlassen schon Winterquartier – Ausnahmegenehmigung

Möglich macht das eine Ausnahmeregelung – nun dürfen sie wieder zurück in die Freiheit. Denn die Stallpflicht für gehaltenes Geflügel wie Hühner (auch Truthühner, Perlhühner und Rebhühner), Fasane, Wachteln, Enten und Gänse besteht weiterhin.

Wegen der Vogelgrippe wurden die Alsterschwäne in ihrem Winterquartier am Eppendorfer Mühlenteich in Zelten untergebracht.
Wegen der Vogelgrippe wurden die Alsterschwäne in ihrem Winterquartier am Eppendorfer Mühlenteich in Zelten untergebracht. © dpa | Marcus Brandt

Das Bakterium Clostridium botulinum forderte im vergangenen Sommer unter den Alsterschwänen zwölf Todesopfer, das Influenzavirus H5N1 im Winter weitere 27. Anders als sonst wurden wegen der Geflügelpest auch keine Nachzügler mehr ins Winterquartier geholt. Auch sie fehlen damit in der „weißen Flotte“ der diesjährigen Rückkehrer.

Alsterschwäne: Bessere Bruterfolge durch mehr geschützte Uferzonen

Damit diese jetzt ungestört brüten können und sich der Bestand mit der Zeit wieder erholt, sollen die Bedingungen für die Wasservögel auf der Alster und den Kanälen verbessert werden. Dort, so Schwanenexperte Nieß, haben in den letzten Jahren unter anderem die vielen Wassersportler Uferbereiche zerstört und so den Bruterfolg der Hamburger Schwäne beeinträchtigt.

Jetzt sollen neue Schilder auf die Ruhebereiche der Schwäne hinweisen. Darüber hinaus sollen die bereits vorhandenen Schutzzonen am Ufer erweitert werden. „Es ist geplant, die schilfbewachsenen Schutzbereiche miteinander zu verbinden“, sagt Nieß. Damit könnten diese Uferbereiche dann nicht mehr von Schlauchbootfahrern oder Stand-up-Paddlern genutzt werden.

Alsterschwäne: Keine neuen Vogelgrippefälle mehr seit Februar

In die Trauer um den Verlust von mehr als 50 Alsterschwänen mischt sich aber auch Erleichterung. Denn seit Ende Februar sind in der Herde keine neuen Fälle von Vogelgrippe mehr dazugekommen. Laut einer Erhebung des Friedrich-Löffler-Instituts wurde das Virus bis Anfang März in Hamburg außer bei den Alsterschwänen auch bei insgesamt 18 Wildvögeln festgestellt.

Die Geflügelpest, auch Vogelgrippe genannt, ist eine Infektionskrankheit, die vor allem bei Wasservögeln und anderen Vögeln vorkommt. In der Hansestadt gilt seit dem 10. Januar eine Stallpflicht für Geflügel. Etwa um diese Zeit herum waren auch bei den Alsterschwänen im Winterquartier am Eppendorfer Mühlenteich die ersten Fälle gefunden und bestätigt worden.

Vogelgrippe: Außer Alsterschwänen war auch Freilichtmuseum betroffen

Dort hatten Hamburgs „Schwanenvater“ Olaf Nieß und sein Team bereits eine 600 Quadratmeter große Zeltstadt aufgebaut, um die Tiere zu schützen. Die Schwäne wurden in kleinen Gruppen voneinander getrennt, damit nicht der komplette Bestand gefährdet ist.

Auch der Vogelgrippeausbruch im Landkreis Harburg scheint weiter erfolgreich eingedämmt. Dort musste im Februar die Herde im Freilichtmuseum am Kiekeberg getötet werden. Für geflügelhaltende Betriebe wurden strenge Seuchenschutzmaßnahmen verhängt.

Nachdem alle Proben von Tieren in den Betrieben rund um das Freilichtmuseum negativ ausgefallen waren, hatte der Landkreis die bisherigen tierseuchenrechtlichen Beschränkungen Mitte März per Allgemeinverfügung aufgehoben.