Ehestorf/Hamburg. Der Verdacht auf die schwere Erkrankung hat sich bestätigt. 53 Tiere mussten getötet werden. Weitere Sperrzone eingerichtet.
Ein herber Schlag für das Freilichtmuseum am Kiekeberg: Am Donnerstag wurde bei Tieren aus dem Museumsbestand der Befall mit Aviärer Influenza (AI) – zu Deutsch: Vogelgrippe oder auch Geflügelpest – festgestellt. Das Museum musste sofort geschlossen werden.
Am Freitag erreichte das Museum die Anordnung, dass es seine Gänse, Hühner und Enten töten und entsorgen muss. 53 Tiere sind davon betroffen, hieß es am Sonntag. Die Anordnung wurde bereits vollstreckt. Das Museum bleibt bis auf Weiteres geschlossen und kann eventuell im Lauf der Woche wieder öffnen.
Vogelgrippe am Kiekeberg: Vögel gehören zu seltenen Geflügelrassen
Die betroffenen Vögel gehören zu den sogenannten seltenen Geflügelrassen, obwohl diese Rassen in der alten, kleinteiligen Landwirtschaft einst weit verbreitet waren. Das Museum beteiligte sich gemeinsam mit anderen Züchtern an der Erhaltung dieser Rassen und machte auf seinem Gelände auch anschaulich, wie Geflügelhaltung in früheren Zeiten praktiziert wurde.
Das ist nun vorerst vorbei. Am Freitagnachmittag wartete der Landkreis Harburg noch auf die Laborergebnisse, die Aufschluss über den genauen Untertyp des AI-Virus geben. Am Freitagabend teilte die Verbraucherschutzbehörde in Hamburg mit, dass im Bezirk Harburg eine Sperrzone eingerichtet wurde.
Sie betreffe den Großteil des Bezirkes südlich der Elbe. Der Landkreis Harburg hatte bereits am Freitag zehn Kilometer um das Museum herum eine entsprechende Schutz- und Überwachungszone eingerichtet.
Die Untertypen des Vogelgrippe-Virus werden in zwei Gruppen eingeteilt: hochpathogene AI (HPAI), die sich bei Hausgeflügel schnell ausbreitet und mit schweren Krankheitssymptomen bemerkbar macht – dann spricht man auch von Geflügelpest –, und geringpathogene (LPAI), die für Hausgeflügel meist ungefährlich ist. Völlige Entwarnung wird auch bei LPAI-Viren meist nicht gegeben, da das Virus sehr mutationsfreudig ist.
Zwischen Lüneburg und Dannenberg kam es zuletzt zu vier Fällen
Die Vogelgrippe lässt sich nicht wirklich eindämmen, da ihr Hauptwirt und -überträger wilde Wasservögel sind. Noch Anfang Januar waren in Deutschland hauptsächlich die harmloseren LPAI-Viren festgestellt worden. Um den Monatswechsel herum kam es jedoch entlang der Elbe zwischen Lüneburg und Dannenberg zu vier Fällen, in denen HPAI diagnostiziert wurde.
Wegen der Nähe zu dieser Region hatte auch der Landreis Harburg bereits zu ersten Vorsichtsmaßnahmen aufgerufen, die das Museum auch einhielt. Eine kreisweite Stallpflicht wurde deswegen noch nicht ausgesprochen.
Als Sofortmaßnahmen am Kiekeberg wurden Desinfektions- und Hygieneprozeduren angeordnet, daher auch die Schließung. Freitagabend rief der Landkreis eine Schutzzone mit drei Kilometern Radius und eine Überwachungszone mit zehn Kilometern Radius um das Museum aus.
In der Schutzzone besteht Stallpflicht für Geflügel. Aus der Überwachungszone dürfen vorläufig kein Geflügel und keine Eier ausgeführt werden. Weitere Maßnahmen können noch folgen.
Ramelsloher Blaubeinhühner, Pommerngänse und Warzenenten getötet
„Wir müssen jetzt abwarten, wie wir weiter verfahren“, sagt Kiekeberg-Pressesprecherin Nicole Stadach. „Alles hängt von den Untersuchungen und den angeordneten Maßnahmen ab.“
Obwohl alle drei Geflügelrassen – Ramelsloher Blaubeinhühner, Pommerngänse und Warzenenten – eher selten, im Fall der Hühner sogar bedroht, sind, bedeutet die Tötung der Tiere nicht, dass diese Geflügelrassen nicht irgendwann wieder über das Museumsgelände stelzen und watscheln. „Wir haben sofort Angebote von anderen Züchtern bekommen“, sagt Nicole Stadach.
„Die Vögel töten zu müssen, ist ein herber Rückschlag“
Sollte sich die Vogelgrippe allerdings gefährlich ausbreiten, wäre es gleich in doppelter Hinsicht nicht sinnvoll, die Tiere sofort zu ersetzen. Zum einen sind gerade die Ramelsloher Hühner, die einen großen Bewegungsdrang haben; aber auch die anderen beiden Vogelarten nicht gut in Stall oder Voliere aufgehoben, zum anderen wäre selbst dann eine Ansteckung von außen nicht ausgeschlossen.
„Das alles ist für uns natürlich besonders traurig, nicht nur, weil es uns für jedes einzelne Tier leidtut, sondern weil wir hier am Kiekeberg sehr bewusst zum Erhalt alter Nutztierrassen beitragen“, sagt Nicole Stadach. „Das tun wir nicht nur beim Geflügel, sondern auch mit Schweinen, Rindern Schafen und Ziegen. Die Vögel töten zu müssen, ist da ein herber Rückschlag.“
Vogelgrippe: Harburg, Stade und Hamburg kooperieren
Der Landkreis Harburg setzt sich jetzt auch mit dem Nachbarlandkreis Stade sowie dem Land Hamburg in Verbindung, denn die Überwachungszone betrifft beide und die Schutzzone auch Hamburg. Neben Landwirten sind auch Hobby-Geflügelhalter in der Zone betroffen. Details und Aktualisierungen findet man unter: www.landkreis-harburg.de/gefluegelpest