Bereits im Januar hatten sich 19 Tiere infiziert. Nun gab Schwanenevater Olaf Nieß weitere schlechte Nachrichten bekannt.

Die Geflügelpest hat neue Opfer gefordert. Mittlerweile sind acht weitere Alsterschwäne gestorben, das erfuhr das Abendblatt von Schwanenvater Olaf Nieß. Der letzte Todesfall unter den Vögeln, die alle aus einem Bereich des in verschiedene Kammern unterteilten Zeltquartiers stammten, sei am Montag gewesen.

„Es ist alles unglaublich traurig“, sagte Nieß. „Und wir hoffen sehr, dass wir die anderen Schwäne dank unserer vielfältigen Vorsichtsmaßnahmen durchbringen.“ Insgesamt sind nun 27 Alsterschwäne der Vogelgrippe erlegen, was mehr als einem Viertel des zuletzt auf rund 100 Tiere geschrumpften Bestandes entspricht.

Alsterschwäne: 27 Tiere sind in Folge der Vogelgrippe gestorben

In den vergangenen Jahrzehnten waren immer rund 120 der weißen Vögel auf der Alster unterwegs gewesen. Doch in den letzten Jahren hätten unter anderem die vielen Wassersportler auf der Alster und die zerstörten Uferbereichen den Bruterfolg der Hamburger Schwäne beeinträchtigt, beklagt der Schwanenexperte.

Laut der zuständigen Verbraucherschutzbehörde wurden seit Anfang November auf dem Hamburger Stadtgebiet auch bei 20 Wildvögeln das Hochpathogene Aväre Influenza Virus H5N1 amtlich nachgewiesen.

Seit dem 10. Januar gilt eine hamburgweite Stallpflicht für Hausgeflügel. Nachdem im niedersächsischen Freilichtmuseum Kiekeberg ein Fall von Vogelgrippe aufgetreten war, wurde auch auf Hamburger Gebiet eine Schutz- und Überwachungszone eingerichtet. Positive Nachweise von Geflügelpest in Hamburger Haltungen gab es laut Behörde hier bisher aber nicht. Auch im Tierpark Hagenbeck ist noch kein Fall aufgetreten.

Landkreis Harburg: Erst nach dem Kiekeberg-Vorfall gab es Stallpflicht

Anders als in Hamburg wurde im Landkreis Harburg erst nach dem Kiekeberg-Vorfall die Stallpflicht angeordnet, nämlich am letzten Sonnabend. Betroffen davon war unter anderem der Hof von Heiko Schröder. Weil er innerhalb der Schutzzone (Radius drei Kilometer um das Freilichtmuseum) liegt, galt dort auch gleichzeitig ein Verbringungsverbot. „Wir durften in dieser Zeit keine Eier und keinen Mist aus dem Stall holen“, sagt der Landwirt.

Nachdem die Veterinärämter schnell reagiert, die Tiere aller Geflügelhalter im Bereich untersucht und keine Erkrankungen festgestellt hatten, wurde das Verbringungsverbot am Donnerstag wieder aufgehoben. Verbunden mit strengen Schutzmaßnahmen dürfen Eier jetzt wieder gesammelt und verkauft und die Ställe ausgemistet werden. „Der Mist“, so Schröder, „muss aber abgedeckt werden und auf dem Acker verbleiben, auf dem auch der Stall steht.“

„Die Stallpflicht bedeutet puren Stress für die Hühner“

Wie das Abendblatt erfuhr, gilt innerhalb der Beobachtungszone (Radius 10 Kilometer um das Freilichtmuseum) ebenfalls eine Stallpflicht. Diese werde aber von einigen Haltern kleiner Geflügelbestände ignoriert. Fast kann man es verstehen, denn: „Die Stallpflicht bedeutet puren Stress für die Hühner“, sagt eine Landwirtin. Um diesem entgegenzuwirken, müssten die Hühner viele Beschäftigungsmöglichkeiten wie Picksteine oder Luzerneballen haben.

Der Rahlstedter Geflügelzüchter Siegmund Kieper ist erleichtert, dass die Vogelgrippe in den Hamburger Zuchtbetrieben in dieser Saison noch nicht aufgetreten ist. Aber er wirft den Behörden vor, mit zweierlei Maß zu messen. „Im Freilichtmuseum Kiekeberg wurde der gesamte Bestand wegen eines Falles gekeult. Das würde man bei den Alsterschwänen nie machen.“ Auch für die Aufstallungspflicht gebe es örtlich bedingt unterschiedliche Regelungen.

Forschenden untersuchen, wie das Virus auf Säugetiere überspringen kann

Die Verfolgung der Entwicklung und die fortwährende Neubewertung im Umgang mit dem Geflügelpesterreger übernimmt das Friedrich-Loeffler-Institut (FLI) in Greifswald. Während die Hamburger Behörde nur über die meldepflichtig an HPAI erkrankten Tiere der Art „Aves (Vögel)“ Kenntnis bekommt, untersucht das Bundesforschungsinstitut, wo und wie das Virus auf Säugetiere übergesprungen ist.

„Bei dem im Herbst aus Spanien gemeldeten Ausbruch auf einer Nerzfarm wurde das Virus möglicherweise von Tier zu Tier weitergegeben – im Gegensatz zu den Fällen von Einzelinfektionen bei freilebenden Füchsen, Mardern, Waschbären und Robben, die sich jeweils an infizierten Vogelkadavern angesteckt hatten“, so Sprecherin Elke Reinking.

Studie: Weltweit sieben Menschen angesteckt

Laut Loeffler-Institut wurde bis Ende Januar 2023 von weltweit sieben Infektionen bei Menschen berichtet, die sich über engen Kontakt mit Geflügel angesteckt hatten: je zwei in Spanien und China, und je eine in Großbritannien, den USA und Ecuador. Bis auf die Fälle in China und Ecuador seien die Infektionen mild verlaufen.