Hamburg. Am Flughafen Hamburg fallen alle Flüge aus, in Kliniken legen Beschäftigte die Arbeit nieder und die “Letzte Generation“ plant Aktionen.

Eine wahre Welle an Streiks und Warnstreiks trifft Hamburg in den kommenden Tagen. Nach Kitas, Stadtreinigung, Hafenbetrieben (Hamburg Port Authority), Fähren und sogar an der Staatsoper haben am Montag die Beschäftigten am Flughafen die Arbeit niedergelegt.

Zusätzlich werden Pflegekräfte sowie Ärztinnen und Ärzte in den Krankenhäusern für mehr Geld und bessere Arbeitsbedingungen auf die Straße gehen. Eine solche Häufung an Ausständen hat es in den vergangenen Jahren nicht gegeben.

Außerdem haben die radikalen Umweltschützer der sogenannten „Letzten Generation“ (Klima-Kleber) für die Tage von Dienstag an Blockaden angekündigt, die das öffentliche Leben in Hamburg erheblich beeinträchtigen sollen.

Flughafen Hamburg: Am Montag fallen alle 123 Abflüge aus

Wegen eines Warnstreiks fallen am Helmut-Schmidt-Flughafen am Montag alle 123 ursprünglich geplanten Abflüge aus. Nach Angaben des Flughafens sind auch 50 der 121 ursprünglich für Montag geplanten Flüge nach Hamburg betroffen. Die Gewerkschaft Ver.di hat 2000 Beschäftigte am Flughafen mit Beginn der Nachtschicht am Sonntag gegen 22 Uhr zu einem 24-stündigen Warnstreik aufgerufen.

Den Fluggästen riet der Airport, sich über ihren Flugstatus auf dem Laufenden zu halten und gegebenenfalls Kontakt zur Airline oder dem Reiseveranstalter aufzunehmen. Aufgrund des Warnstreiks ist am Montagabend zudem kein Vorabend-Check-in für Flüge am Dienstag möglich. Der Flughafen rechnet mit zahlreichen Umbuchungen auf Dienstag und die nachfolgenden Tage. Betroffen sind außerdem die Flughäfen in Hannover, Bremen und der BER in Berlin.

Rund 250 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Stadtreinigung und der Hamburgischen Staatsoper haben am Sonnabend nach Angaben der Gewerkschaft Ver.di an einer Kundgebung teilgenommen. Der Warnstreik in Hamburg sei gut angelaufen, sagte ein Ver.di-Sprecher. „Die Recyclinghöfe sind zu, die Abfalleimer in Hamburg sind voll.“ Auch Theaterbesucher bekommen den Warnstreik zu spüren. Die für Sonntag geplante Premiere „Il trittico“ in der Staatsoper fiel aus, wie die Oper mitteilte. Stattdessen soll die Vorstellung am Mittwoch als Premiere fungieren.

Streik auch in Hamburger Krankenhäusern

Noch bis einschließlich Sonntag hat Ver.di zum Warnstreik aufgerufen. Die Gewerkschaft fordert für die bundesweit rund 2,5 Millionen Beschäftigten im öffentlichen Dienst des Bundes und der Kommunen 10,5 Prozent mehr Lohn, mindestens aber 500 Euro mehr im Monat. Die Arbeitgeberseite bietet bislang fünf Prozent mehr Geld in zwei Schritten und Einmalzahlungen in Höhe von 2500 Euro. Die dritte Verhandlungsrunde ist vom 27. bis 29. März in Potsdam verabredet.

Und die Gewerkschaft macht nun auch bei den Krankenhäusern ernst. So soll es am Dienstag und Mittwoch Aktionen von mehreren Tausend Beschäftigten aus Kliniken, Pflegeeinrichtungen und Rettungsdiensten geben. Darunter sind nach Ver.di-Angaben die Häuser von Asklepios in Altona, Barmbek, Harburg, Nord, St. Georg und Wandsbek sowie das Westklinikum, das UKE, die Schönklinik und die Tochterunternehmen der bestreikten Betriebe, in denen der Tarifvertrag für den öffentlichen Dienst eine Rolle spielt.

Ärztegewerkschaft Marburger Bund ruft ebenfalls zum Warnstreik auf

Am Dienstag soll es eine Kundgebung ab 10 Uhr vor dem Gewerkschaftshaus geben. Am Mittwoch ziehen die Streikenden auf den Gänsemarkt. Die Warnstreiks sollen zu Beginn der Frühschicht starten und am Ende der Spätschicht vorbei sein. Die Ver.di-Verantwortliche Hilke Stein sagte: Pflegekräfte sowie Ärztinnen und Ärzte und andere Mitarbeiter der Häuser seien „systemrelevant“.

Sie sorgten dafür, dass das Gesundheitssystem funktioniere. „Das muss sich natürlich auch im Lohn widerspiegeln. Das Angebot der Arbeitgeber von Ende Februar mit insgesamt fünf Prozent Entgelterhöhung in zwei Schritten 2023 und 2024 ist in Wahrheit eine kräftige Reallohnkürzung und löst viel Wut bei den Beschäftigten aus.“ Durch den Fachkräftemangel müssten die Berufe attraktiver werden.

Tarifstreit Krankenhaus Hamburg: Was der Arbeitgeberverband AVH sagt

Die Arbeitgeberseite (Arbeitsrechtliche Vereinigung Hamburg; AVH) teilte dem Abendblatt mit, die Rechnung von Ver.di sei irreführend. Wenn der Großteil der Beschäftigten 500 Euro bekomme und wenn man alle Entgeltgruppen einbeziehe, seien es in Wirklichkeit 15 Prozent durchschnittliche Gehaltserhöhung.

Die Gewerkschaft habe es außerdem versäumt, die Zahlungen durch die diversen Entlastungspakete in ihre Forderungen mit einzupreisen. Aus Sicht der AVH werde „zu viel und zu schnell gestreikt“. Die Arbeitgeber hatten für alle Beschäftigten gleichermaßen eine Inflationsprämie von 2500 Euro (in zwei Tranchen) vorgeschlagen. Das wurde abgelehnt.

Die Ärztegewerkschaft Marburger Bund ruft ebenfalls zum Warnstreik auf. Er soll am 21. März in Hamburg stattfinden. Bei den Verhandlungen mit der Vereinigung der kommunalen Arbeitgeberverbände (VKA) hätten die Arbeitgeber eine „destruktive Haltung“ gezeigt, so die Ärzte. Der Marburger Bund fordere eine Anpassung der Gehälter in Höhe der „kumulierten monatlichen Inflationsentwicklung seit der letzten Gehaltserhöhung im Oktober 2021“ plus eine Gehaltserhöhung um 2,5 Prozent.

Warnstreik der Ärzte in Hamburg am 21. März

Der Hamburger Marburger-Bund-Vorsitzende Dr. Pedram Emami sagte: „Die Arbeitgeberseite hat die berechtigten Forderungen der Ärzteschaft bisher völlig ignoriert. Wer das Hinhalten der VKA nicht länger hinnehmen will, sollte seinen Unmut am 21. März in Hamburg kundtun.“ Es solle ganztägig gestreikt werden. Dazu würden auch Vertreter anderer Landesverbände in Hamburg erwartet.

„Die Arbeitgeber müssen begreifen, dass die Inflation nicht auf dem Rücken der Ärztinnen und Ärzte ausgetragen werden kann“, sagte die Geschäftsführerin des Marburger Bunds Hamburg, Katharina von der Heyde. Ein Warnstreik könne Bewegung in die Verhandlungen bringen.

In Hamburg sei die Mehrheit der im Krankenhaus angestellten Ärztinnen und Ärzte von den Tarifverhandlungen mit der VKA direkt betroffen, hieß es. Die Streikenden wollen sich am 21. März um 11.30 Uhr vor dem AK St. Georg treffen und durch die Innenstadt zum Gänsemarkt ziehen. Der Notdienst in den Kliniken soll gewährleistet sein.