Hamburg . Gegner sammeln 10.227 Unterschriften gegen Bauprojekt am Mühlenkampkanal. Auf höchster Ebene wird bereits nach Lösungen gesucht.
Am Mühlenkampkanal in Winterhude wird es erstmal keine Nachverdichtung geben. Das Vorhaben der Robert Vogel AG, auf einem mit drei Hochhäusern bebauten Grundstück an der Dorotheenstraße 100 zusätzliche Wohnungen zu errichten, wird voraussichtlich durch ein Bürgerbegehren gestoppt.
Wie die Initiative „SOS Mühlenkampkanal“ mitteilt, hat sie seit dem 8. August 10.227 Unterschriften für den Erhalt der Grünfläche am Kanal gesammelt – 44 Prozent mehr als erforderlich.
Austausch mit Dressel und Tjarks
„Das Quorum für das Durchführen eines Bürgerentscheids liegt im Bezirk Nord mit seinen 237.136 Wahlberechtigten bei 7115 Unterschriften“, so Karl-Lorenz Ottensmeyer, Sprecher der Initiative. Die Extra-Stimmen bedeuteten ein starkes Polster für das Zustandekommen des Bürgerbegehrens, das Ergebnis sei „grandios“. Nach der offiziellen Bekanntgabe des Auszählungsergebnisses könnte in Gesprächen mit dem Bezirk Hamburg-Nord und den politischen Vertretern nach Lösungsmöglichkeiten gesucht werden.
„Jetzt gilt es, in Winterhude Kompromisse zu finden“
Tatsächlich waren auch die beiden Bürgerschaftsfraktionsvorsitzenden Andreas Dressel (SPD) und Anjes Tjarks (Grüne) bereits vor Ort und haben erste Gespräche mit der Initiative und Abgeordneten der rot-grünen Bezirksregierung geführt. „Das Bauvorhaben am Mühlenkampkanal ist von gesamtstädtischer Bedeutung, weil hier die seltene Chance besteht, günstigen Wohnraum in einer extrem nachgefragten Gegend zu erhalten“, begründet Dressel sein und Tjarks Engagement.
Der Investor, die Robert Vogel KG, habe zugesagt, die geplanten Wohnungen mindestens fünf Jahre lang für neun Euro pro Quadratmeter zu vermieten. Günstigen Wohnraum für die „hart arbeitende Mittelschicht“ zu schaffen, die sich die bei frei finanzierten Wohnungen in begehrten Lagen üblichen Mieten nicht leisten könnten, sei momentan ein zentrales Anliegen der Politik, so Dressel. Umgesetzt werde es modellhaft bislang erst in Gegenden wie Bramfeld oder Neugraben, zukünftig auch in Stadtteilen wie Hummelsbüttel, Rissen oder Billstedt. „Jetzt gilt es, in Winterhude Möglichkeiten für Kompromisse auszuloten, wie Flora und Fauna am Mühlenkampkanal erhalten bleiben und trotzdem diese dringend benötigten Wohnungen gebaut werden können“, sagt Dressel.