Hamburg. An der Loogestraße soll eine Folgeunterkunft für Flüchtlinge entstehen. Ein anonymes Flugblatt prophezeit die Belegung mit Obdachlosen.

Obdachlose, die morgens in den Stadtteil ausschwärmen und abends in langen Schlangen auf Einlass in ihre Wohnunterkunft warten – das ist offenbar ein Szenario, das Anwohner der Loogestraße in Eppendorf fürchten. Bis Mitte 2018 soll in ihrer Nachbarschaft, auf einer Grünfläche direkt an den Bahngleisen, eine Folgeunterkunft für 104 Flüchtlinge entstehen.

Weil die Zuwandererzahlen sinken, derzeit aber verstärkt Folgeunterkünfte gebaut werden, befürchten die Anwohner nun, dass die Stadt die neue Wohnunterkunft mit Obdachlosen belegen wird. Von einem „Pik As in Eppendorf“ ist auf einem anonymen Flugblatt zu lesen. Schließlich wäre für die Unterkunft das Unternehmen „Fördern & Wohnen“ verantwortlich, das ja auch die Obdachlosenunterkunft in der Neustadt betreibt.

Anwohner wurden schlecht informiert

Auf dem Flugblatt abgebildet ist dann auch eine Schlange mit schwarz verhüllten Gestalten, die sich vor dreistöckige Modulhäuser drängen. Dieses Bild findet sich auch auf der Internetseite www.loogestrasse.jimdo.com, die die Planungen zu der Wohnunterkunft akribisch dokumentiert. Fremdenfeindliche Parolen findet man hier nicht – wohl aber Kommentare, die den Verteilungsschlüssel kritisieren (Eppendorf soll insgesamt 415 Flüchtling unterbringen, das doppelt so große Nienstedten nur 166) oder die Informationspolitik des Bezirks, der die Bekanntmachung eines Anhörungstermins im Februar habe verhindern wollen.

Tatsächlich wurde ein Antrag, in dem der CDU-Wahlkreisabgeordnete Stefan Niclas Bohlen die Verteilung von Plakaten und Flyern forderte, von Rot-Grün und der Linken abgelehnt. „Ich habe auf Kosten der CDU 2500 Flyer drucken lassen und rund um die Loogestraße verteilt“, bestätigt Bohlen, der betont, die Unterkunft keinesfalls verhindern zu wollen. Dass dort Obdachlose untergebracht werden könnten, hält er für ausgeschlossen. „Der Regionalausschuss hat eine Zweckbindung beschlossen. Sobald die Unterkunft nicht wie vorgesehen genutzt wird, muss sie zurückgebaut werden.“

Wohnunterkunft wird dringend gebraucht

Auch Susanne Schwendtke von „Fördern & Wohnen“ schließt eine Obdachloseneinrichtung an der Loogestraße aus. „Das Pik As ist eine Notübernachtungsstätte mit 330 Plätzen für Obdachlose, die auf der Straße leben.“ An der Loogestraße entstünde eine Wohnunterkunft mit 104 Plätzen für Flüchtlinge und Wohnungslose – und zwar für Familien und Alleinstehende. Dass die Wohnunterkunft Loogepark trotz sinkender Flüchtlingszahlen dringend gebraucht werde, liege unter anderem daran, dass an anderen Standorten aufgrund der Bürgerverträge Plätze wegfallen.