Hamburg. Verein kümmert sich im Garten der Frauen um die Gräber der Verstorbenen und bietet Besuchern Rundgänge an.

Die Schauspielerin Gerda Gmelin, Prinzipalin des Hamburger Theaters im Zimmer, ruht da, fast neben ihr ist die Urne von Domenica begraben. Beide Frauen haben ihre letzte Ruhe im Garten der Frauen am Ohlsdorfer Friedhof gefunden. Am Sonntag um 14 Uhr wird dort eine neue Skulptur der Bildhauerin Doris Waschk-Balz enthüllt.

Wo bis vor 15 Jahren noch Rasen und Büsche wuchsen, steht heute eine gepflegte Anlage mit historischen Grabsteinen bedeutender Frauen Hamburgs und Gemeinschaftsanlagen, auf denen sich die weiblichen Mitglieder des Vereins „Garten der Frauen“ bestatten lassen können.

Die Historikerin Rita Bake hat damals mit dem Garten der Frauen einen Verein gegründet mit dem Ziel, möglichst viele historische Grabsteine von weiblichen Persönlichkeiten, deren Grabstellen einst verteilt auf dem Friedhof standen, in den Garten der Frauen zu verlegen und somit vor der Vernichtung zu retten. „Am Anfang hatten wir 800 Quadratmeter. Inzwischen sind es 1600“, sagt Bake.

Die Mitglieder arbeiten ehrenamtlich. Manche kümmern sich um die Pflege des Gartens, andere betreiben von Mai bis Ende September sonntags von 14 bis 17 Uhr am Wasserturm an der Cordesallee ein Café, in dem jährlich wechselnde Ausstellungen zu Frauen, deren historische Grabsteine im Garten der Frauen stehen, präsentiert werden. Vor dem Wasserturm gibt es eine Tafel der besonderen Art. Bei Kaffee und Kuchen können sich dort Interessierte informieren und die Lebenswege der verstorbenen Frauen erkunden. An Sonntagen werden Führungen angeboten. Die nächsten Rundgänge sind am 10., 17., 24. und 31. Juli jeweils um 15 Uhr.

Auf so manchem Grabstein einer bedeutenden Frau stehen auch die Namen von männlichen Familienangehörigen, denn die historischen Grabsteine werden so belassen, wie sie waren. Auf einem Familiengrab ist der Name Marie Unna aus der Hamburger Familie Unna verewigt, aus der Beiersdorf (Nivea) hervorging. Auch die Malerin Jule de Boor, eine gebürtige Unna, fand in dem Garten ihren Platz. Sie starb 1932 in Hamburg. Doktor Marie Unna hat in die Familie eingeheiratet. Die Hautärztin entdeckte 1925 eine neue, bis dahin unbekannte Form des Haarausfalls. Diese Erbkrankheit mit Haarausfall wird auch heute noch als Unna-Syndrom beschrieben. 1977 ist sie in Hamburg verstorben.

Auf weiteren historischen Grabmälern wird an die Zitronenjette erinnert oder auch an die Hexenverbrennung in Hamburg zwischen dem 15. und 17. Jahrhundert. Auf einer Märchenbank, die am Sonntag eingeweiht wird, kann man Platz nehmen und in einem ausgelegten Buch Märchen und Gedichte lesen. Rechts neben dem hinteren Rosenbogen der Anlage befindet sich eine Rasen­fläche ohne Stein. Dort ruht Lola Rogge. Der Verein hat eine Tafel aufgestellt mit der Vita der bekannten Tanzpädagogin. Sie starb 1990 in der Hansestadt.

Zahlreiche Lebensläufe prominenter Frauen wurden dokumentiert. So etwa Emmy Dora Caroline Beckmann, 1880 geboren war Hamburgs erste Oberschulrätin. Elisabeth Pape, geboren 1870, setzte sich als Lehrerin für die Gleichberechtigung weiblicher Lehrkräfte ein. Um sich eines der noch freien Urnengrabplätze zu sichern, muss man Mitglied des Gartens der Frauen sein. Der Jahresbeitrag beträgt 70 Euro, ein Urnenplatz kostet 1350 Euro.