Hamburg. Schwerpunkte des neuen Kinder-UKE sind auch die Lebertransplantation und die Kinderchirurgie. Michael Otto spendet zehn Millionen Euro.

Die neue UKE-Kinderklinik soll Spitzenmedizin bieten und den kleinen Patienten den Aufenthalt so angenehm wie möglich machen. Das liegt auch Michael Otto besonders am Herzen. Ihm ist nicht nur eine bessere medizinische Versorgung wichtig, sondern auch, dass es in der neuen Klinik kindgerecht zugeht, dass die Kinder auch spielen und lachen, ihre Krankheit auch mal vergessen können, und dass die Angehörigen dort übernachten können und so den kleinen Patienten Geborgenheit geben. „All das unterstützt den Heilungsprozess. Das Gesamtkonzept hat mich so begeistert, dass ich meine Spende gerne erhöht habe“, sagte der Unternehmer dem Abendblatt.

Die Bauarbeiten für das neue Kinder-UKE laufen wie geplant. „Wir werden den Rohbau bis zum Frühjahr des nächsten Jahres fertig haben. Wir gehen weiter davon aus, dass wir im Herbst 2017 den Betrieb aufnehmen können“, sagte Prof. Burkhard Göke, Ärztlicher Direktor des UKE. Im vollen Betrieb wird die Klinik 500 bis 600 Mitarbeiter haben, darunter 160 Ärzte.

Mit der Verdopplung der Zuwendung von Otto hat das UKE jetzt 16,5 Millionen Euro an Spendengeldern für die neue Kinderklinik eingeworben. „Für jede weitere Spende sind wir dankbar. Angepeilt ist eine Summe von 23,5 Millionen Euro“, sagte Göke.

Durch kurze Wege wird die Notfallversorgung verbessert

Auch Katharina Fegebank, als Wissenschaftssenatorin oberste Dienstherrin des UKE, zeigte sich erfreut über die großzügige Spende. Zu der Frage, ob die Stadt noch Geld zuschieße, wenn nicht genügend Spenden zusammenkommen, wollte sich die Senatorin nicht äußern. Nur so viel dazu: „Wenn wir jetzt verlässlich die Zusage über 20 Millionen gemacht haben, gehe ich auch davon aus, dass auf die anderen Zusagen Verlass ist und dass der Bau so voranschreitet wie geplant.“

Klar ist jedenfalls, dass die neue Kinderklinik die Versorgung der kleinen Patienten im UKE deutlich verbessern wird. „Unser Problem sind die baulichen Zustände, die Zergliederung, die weiten Wege. Wenn ein Kind zur Kernspinuntersuchung muss, schiebt die Mutter im Winter den Kinderwagen durch Schnee und Eis zur Radiologie“, sagt Prof. Ania Muntau, die neue Chefin der UKE-Kinderklinik.

Solche Szenarien wird es mit der neuen Klinik nicht mehr geben: „Für mich geht ein Traum in Erfüllung. Wenn der Notarztwagen vorfährt, öffnet sich eine Tür, da ist auf der einen Seite der Informationstresen, nebenan liegt der Schockraum und es schließen sich alle diagnostischen Disziplinen an. Das verkürzt die Zeiten der Notfallversorgung ganz erheblich, verbessert die Notfallversorgung und kann im einen oder anderen Fall auch ein Leben retten“, sagt die Kinderärztin.

Kino und Klassenräume in der neuen Klinik

Auch Operationssäle, die Intensivstation und die Plätze für die Knochenmarktransplantation liegen eng beieinander. „Wenn ein Kind nach einer Knochenmarktransplantation auf der Intensivstation behandelt werden muss, können wir eine Schiebetür öffnen, und dann wird die Intensivstation um einen Platz erweitert. Noch müssen wir die Kinder in ein anderes Gebäude bringen“, so Muntau.

Mit ihren Kollegen will die Kinderärztin für die komplexen Erkrankungen Spitzenmedizin anbieten und diese mit eigener Forschung verbinden. Und sie will in der neuen Klinik eine Atmosphäre schaffen, in der sich die Kinder und ihre Familien wohlfühlen können. „Es wird Orte geben, wo die Familien sich begegnen können und auf jedem Stockwerk für jede Altersgruppe spezifisch gestaltete Spiel- und Aufenthaltsbereiche“, sagt Muntau. Geplant sind auch eine Küche, in der Familien kochen können, sowie Kino-, Theater- und Schulräume. „Unterricht gibt es theoretisch jetzt auch schon. Die Stadt Hamburg hat Zugriff auf 90 Krankenhaus-Lehrer. Nur wird das nicht in Anspruch genommen, weil der Platz dafür fehlt“, sagte Muntau.

Organspende: So wird den kranken Kindern geholfen

Schwerpunkt der neuen Klinik wird neben der Krebsmedizin und der Behandlung von seltenen Erkrankungen auch die Kinderchirurgie sein. „Zwei weitere Schwerpunkte sind die Nephrologie mit einem großen Dialysebereich und die Hepatologie mit der Lebertransplantation. Das ist ein stark wachsender Bereich, weil wir nicht nur bei Leberversagen, sondern auch bei immer mehr seltenen Erkrankungen den Zustand der Kinder durch eine Lebertransplantation verbessern können“, sagt Muntau. Die Verfügbarkeit sei – durch die neue Technik, die es ermöglicht, die Spenderleber besser zu teilen – sehr viel besser geworden. Eine große Rolle spiele auch die Lebendspende, bei der ein Elternteil ein Stück seiner Leber für sein krankes Kind spende.

Michael Otto liegt die Unterstützung von Kindern und Jugendlichen am Herzen. „Denn Kinder sind unsere Zukunft. In diesem Bereich unterstütze ich die unterschiedlichsten Projekte. Da passt die Kinderklinik am UKE gut hinein. Darüber hinaus besteht ein sehr enger Kontakt zum UKE durch die medizinische Werner-Otto-Stiftung, mit der wir die Forschung in Hamburger Krankenhäusern unterstützen.“ Auch seinem Vater sei es immer sehr wichtig gewesen, im Kinderbereich unterstützend zu wirken. Otto: „Gerade dieses Engagement für die Medizin habe ich würdigen wollen, als ich ihm zu seinem 100. Geburtstag die Spende für die UKE-Kinderklinik gewidmet habe.“