Hamburg. Asklepios, Albertinen, das UKE und alle anderen schrieben sogar an Bundeskanzlerin Merkel. Reform benachteiligt Hamburger Kliniken.
Sie haben argumentiert und appelliert. Schließlich haben die Hamburger Krankenhäuser sogar an die Bundeskanzlerin geschrieben. „Sehr geehrte Frau Dr. Merkel...“ Die Not ist so groß, weil die Chefs von Asklepios, UKE, Albertinen, Marienkrankenhaus und anderen sich bei Gesundheitssenatorin Cornelia Prüfer-Storcks (SPD) nicht mehr aufgehoben fühlen. Denn die „fachlich erstklassige“ Senatorin habe bislang nicht verhindert, dass die Krankenhausreform der Bundesregierung die Hamburger Häuser massiv benachteilige. Es geht um etliche Stationen, Arbeitsplätze – und am Ende um die Patienten.
Mit einer groß angelegten Kampagne machen zum ersten Mal gemeinsam alle Hamburger Kliniken auf die Folgen der Gesundheitsreform aufmerksam. Von heute an werden in allen Häusern Plakate aufgehängt und Flyer verteilt. Damit werden die Patienten darauf hingewiesen, dass trotz vollmundiger Qualitätsversprechen der Großen Koalition Hamburg Verlierer der Reform sein werde. „Wir sind wirklich entsetzt“, sagte die Geschäftsführerin der Hamburgischen Krankenhausgesellschaft (HKG), Dr. Claudia Brase, dem Abendblatt.
"Unter dem Deckmantel Qualität wird eingespart, abgebaut, geschlossen"
Die sonst zurückhaltende HKG wird von Gesundheitssenatorin Cornelia Prüfer-Storcks (SPD) am heutigen Donnerstag beim Krankenhaustag mit energischen Worten fordern, sich im Bundesrat gegen die Reform und für die Hamburger Besonderheiten stark zu machen. Der gemeinsame Aufstand der Konkurrenten richtet sich gegen die Unterfinanzierung. Der HKG-Vorsitzende Christoph Mahnke sagte: „Unter dem Deckmantel einer Qualitätsoffensive soll weiter eingespart, abgebaut und geschlossen werden. Das Einzige, was zunehmend wird, sind die Arbeitsbelastung und die Bürokratie.“
Wer viele Notfälle behandelt, wird finanziell abgestraft
Anstatt mehr Pfleger einzustellen und mehr Zeit für ärztliche Behandlung freizuschaufeln, müsse wohl am Personal gespart werden. Denn zwei von drei Euro an Kosten im Krankenhaus fallen für Personal an. Die Politik in Berlin ignoriere, dass Ärzte und Pfleger ohnehin unter einem wahnsinnigen Druck arbeiteten.
Der Kaufmännische Direktor des UKE, Rainer Schoppik, rechnete vor, dass man zum Beispiel künftig finanziell „bestraft“ werde, wenn man viele Notfälle behandelt. Denn laut Reform müssen die Krankenhäuser Rabatte geben, also Einbußen hinnehmen, wenn sie mehr operieren und behandeln. Aber die Zahl der Notfälle in Hamburg steigt Jahr für Jahr. Gründe: Viele Patienten kommen in die Notaufnahmen, weil sie nicht schnell genug einen Termin beim Facharzt bekommen. Und im Umland verlieren finanziell angeschlagene Krankenhäuser Patienten an die Metropole. Ein Teufelskreislauf.
In Zukunft sollen Krankenhäuser mit angeblich unterdurchschnittlicher Qualität noch weniger Geld bekommen. Das werde, so Schoppik, zu Prozessen führen. „Abschläge für schlechte Qualität werden zu unzähligen rechtlichen Streitfällen zwischen Krankenhäusern und Krankenkassen führen, die Qualität wird dadurch nicht besser.“ Diese geplanten Strafrabatte wollen nicht einmal die Krankenkassen.
Den Häusern fehlt auch deshalb das Geld, weil sie ihre Investitionen in neue Technik oder moderne OP-Säle nur zum Teil erstattet bekommen. Gleichzeitig sind die Tariflöhne in den letzten fünf Jahren um 14,7 Prozent gestiegen, die Leistungen der Kassen nur um 10,2 Prozent. So hat sich ein Milliarden-Defizit angehäuft.