Auch die geänderten Pläne für das Busbeschleunigungs-Programm am Mühlenkamp sorgen für Unmut: Gewebetreibenden, Anwohnern und Politikern kritisieren Konzept.
Hamburg. Nachdem es im vergangenen Jahr starke Kritik am Busbeschleunigungsprogramm für den Mühlenkamp gegeben hatte, liegen jetzt die neuen Pläne des Senats vor. Folgende Maßnahmen sind vorgesehen: Das Abbiegen in die Gertigstraße soll künftig nur noch vom Hofweg aus kommend möglich sein – und das nur für Fahrzeuge unter 5,5 Tonnen. Die Preystraße soll auf 50 Meter in beide Richtungen geöffnet werden. Auf dem Mühlenkamp zwischen Gertigstraße und Pölchaukamp sind Verkehrsinseln geplant und die Bushaltestelle „Gertigstraße“ soll um 20 Meter verschoben werden. Aber auch die neuen Pläne stoßen bei Gewebetreibenden, Anwohnern und Politikern auf Kritik, sogar Verwaltung und Handwerkskammer äußern Zweifel an deren Sinn.
Durch das neue Konzept werde die Semperstraße zur Durchfahrtstraße Richtung Barmbeker Straße gemacht, wird befrüchtet. Zu erwarten sei ein erhöhtes Verkehrsaufkommen, das für die Nutzer des Kinderspielplatzes am Goldbekplatz, die Besucher des Wochenmarktes und die Kinder der anliegenden Kita und Grundschule gefährde. Der Elternrat der Schule Forsmannstraße warnte in einem Brief an das Bezirksamt Hamburg-Nord: „Sollte es, wie derzeit geplant, für Fahrzeuge zukünftig nicht mehr möglich sein, vom Mühlenkamp links in die Gertigstraße abzubieben und die Fahrtrichtung der Preystraße geändert werden, erwarten wir eine weitere Verschlimmerung der schon jetzt problematischen Verkehrssituation rund um unsere Schule und eine noch stärker Gefährdung unserer Kinder auf dem Schulweg.“ Schon jetzt entständen am Zebrastreifen Semperstraße/ Forsmannstraße durch rücksichtslose Autofahrer oft gefährliche Situationen.
Kritik auch aus den Reihen der SPD
Kritik gibt es auch seitens der Gewerbetreibenden. Durch das Einfahrverbot in die Gertigstraße befürchten sie einen stark zurückgehenden Kundenverkehr und Umsatzeinbußen, außerdem könnte wichtiger Zulierferverkehr sie nur eingeschränkt erreichen. Unterstützt werden die Geschäftsleute von der Handwerkskammer, die sich bereits „für eine Beibehaltung der Befahrbarkeit der Gertigstraße aus Richtung des Mühlenkamps“ ausgesprochen hat. Auch das Fachamt Wirtschaftsförderung des Bezirksamtes sieht in der „vorliegenden Planung…ein grundsätzliches Problem…“. Und selbst die Verkehrsdirektion der Innenbehörde zweifelt den Erfolg der Busbeschleunigungspläne an und schreibt in einer Stellungnahme, dass in der Praxis die planerische Zielsetzung „bis zur Bedeutungslosigkeit“ reduziert werden könne.
Für die Gegener des Programms ist das ein willkommener Rückenwind. „Selbst Teile der SPD-geführten Behörden bestätigen mittlerweile: Das rund 260 Millionen teure SPD-Busbeschleunigungsprogramm ist unsinnig, schlecht geplant und zum Nachteil für unsere Stadt“, sagen Christoph Ploß, verkehrspolitischer Sprecher der CDU-Fraktion, und Sven-C. Bergmann, Kreisvorsitzender der Mittelstandsvereinigung in Hamburg-Nord. Anwohnern und Gewerbetreibenden werde durch den SPD-Senat systematisch geschadet. Bürgermeister Olaf Scholz müsse die Planungen seines Senats stoppen und das Geld lieber in die Verbesserung der Infrastruktur investieren.
Die neuen Pläne hängen bereits im Goldbekhaus (Moorfurthweg 9) zur Ansicht aus. Dort finden am Montag, 10. Februar, ab 18 Uhr eine Bürgerversammlung statt, auf der darüber beraten und abgestimmt werden soll.