Wo seit Jahren das leer stehende Hertie-Kaufhaus am Barmbeker Bahnhof einen tristen Anblick bietet, soll schon Ende 2015 auf 10.000 Quadratmetern ein Kaufhaus mit großen Modeketten eröffnen.
Hamburg. Ein heller Klinkerbau mit drei bis vier Geschossen, eine geschwungene Fassade und große Fensterfronten: Die Pläne für das neue Barmbeker Zentrum nehmen Gestalt an. Am Barmbeker Bahnhof, wo seit August 2009 das leer stehende Hertie-Kaufhaus einen trostlosen Anblick bietet, soll ab Herbst für rund 50 Millionen Euro der Abriss des von vielen Anwohnern als „Schandfleck“ bezeichneten Gebäudes und der Neubau eines Geschäftshauses für Einzelhandel und Gewerbe beginnen. Geplant ist ein von allen Seiten zugängliches Kaufhaus mit vielen einzelnen Läden. Insgesamt werden rund um den Barmbeker Bahnhof in den kommenden Jahren 200 Millionen Euro investiert.
„Wir wollen kein klassisches Einkaufszentrum bauen. Es wird keinen Haupteingang und keine zentrale Rolltreppe geben“, sagt Projektleiter Gunter Köhnlein von der Düsseldorfer Projektentwicklungsgesellschaft Development Partner (DP). Die Geschäfte sollen eigene Eingänge erhalten und somit sowohl von der Bahnhofsseite an der Pestalozzistraße, als auch von der Fuhlsbüttler Straße und der Drosselstraße zu erreichen sein. Rund 10.000 Quadratmeter Verkaufsfläche wird der Neubau insgesamt bieten.
Die Flächen für den Einzelhandel sind für das Erd- sowie das erste Obergeschoss geplant und sollen sich zum Teil über beide Geschosse erstrecken. Sie werden vor allem großen Modeketten zur Verfügung stehen, die bislang noch nicht in Barmbek angesiedelt sind. Welche Läden das sein werden, steht noch nicht fest. „Wir befinden uns in Gesprächen“, sagt Köhnlein. „Konkurrenz zu den kleinen Barmbeker Händlern wollen wir aber ausschließen.“
Über den Läden sind ein bis zwei Obergeschosse geplant. „Hier haben wir Gewerbeflächen für Büros vorgesehen“, sagt Köhnlein. „Außerdem wäre ein Fitness-Bereich denkbar.“ Weiter sind die Planungen für die zwei Untergeschosse. Im ersten UG entsteht auf rund 3000 Quadratmetern ein Lebensmittelmarkt. Er ist direkt über eine Tiefgarage im zweiten Untergeschoss mit etwa 420 Stellplätzen zu erreichen. Die Zu- und Abfahrt der Tiefgarage ist an der Drosselstraße vorgesehen.
Auch neben dem neuen Kaufhaus wird es eine sichtbare Veränderung am Barmbeker Bahnhof geben: An der westlichen Seite entsteht eine neue rund 13 Meter breite Fußgängerzone. Sie soll zu einer belebten Gasse mit Außengastronomie werden und das Gebäude mit dem zeitgleich geplanten Neubau auf dem Nachbargrundstück verbinden. Dort planen ECE und Estatement ein Verwaltungsgebäude der Berufsgenossenschaft VBG mit Büros, Einzelhandel und Gastronomie für 80 Millionen Euro. „Das aktuelle Terminkonzept sieht vor, dass im Herbst mit den Erdarbeiten sowie im Frühjahr 2014 mit dem Hochbau begonnen werden kann“, sagt ECE-Sprecher Christian Stamerjohanns. Die Unfallversicherung will mit ihren rund 500 Mitarbeitern bis Mitte 2015 in das sechsstöckige Gebäude einziehen, das zusätzlich über einen 56 Meter hohen Turm mit 15 Stockwerken verfügt. Die Tiefgaragen beider Neubauten werden ebenfalls miteinander verbunden. Auch in diesem Gebäude sind Gastronomie und Einzelhandel vorgesehen.
Vor drei Monaten wurde der neue Busbahnhof an diesem von täglich 60.000 Fahrgästen frequentierten Verkehrsknotenpunkt eröffnet. Südlich des Bahnhofs entsteht an der Maurienstraße ein neues Dienstleistungszentrum von Unternehmen der Telekommunikation für rund 700 Mitarbeiter. Investitionsvolumen: 40 Millionen Euro. Zudem wird der Bert-Kaempfert-Platz umgestaltet, die Zinnschmelze bekommt einen Multifunktionssaal für Veranstaltungen mit 150 Personen.
„Für den Stadtteil bedeuten die gewaltigen Investitionen einen enormen Schub“, sagt Bezirksamtsleiter Harald Rösler. „Barmbek wird immer attraktiver.“ Die Eröffnung für das neue Kaufhaus ist Ende 2015 vorgesehen.