Einzelhandel zieht in das dreigeschossige Gebäude. Ingesamt werden 200 Millionen Euro rund um den Barmbeker Bahnhof investiert.
Barmbek-Nord. Lange hat es gedauert, aber nun kündigt sich Gewaltiges an: Mit Investitionen in Höhe von 200 Millionen Euro wird sich das städtebauliche Bild rund um den Barmbeker Bahnhof in den kommenden drei Jahren grundlegend ändern. Ein mehr und mehr heruntergekommener Fleck mit dem verfallenen ehemaligen Hertie-Kaufhaus im Zentrum erwacht zu neuem Leben. Bis zum Jahr 2015 entstehen Bürobauten und Einkaufspassagen mit attraktiven Einzelhandelsgeschäften, gastronomische Betriebe und Neubauten für kulturelle Angebote.
Gleichzeitig findet die endgültige Umgestaltung des Bahnhofs sowie des Bert-Kaempfert-Platzes statt. "Nach einer jahrelangen Agonie oder nur kleinen Fortschritten wird dieses Viertel nun einen gewaltigen Sprung nach vorne machen", sagt Bezirksamtsleiter Harald Rösler.
Noch bietet das ehemalige Hertie-Kaufhaus einen trostlosen Anblick: verrammelte Türen, beklebte Fenster, beschmierte Wände. Seit August 2009 steht das Kaufhaus leer. Mehr als drei Jahre dauerten die juristischen Auseinandersetzungen um das Gebäude, das von KarstadtQuelle an den britischen Finanzinvestor Dawnay Day und eine Investmentgesellschaft namens Hilco verkauft worden war. Hinzu kamen noch Erbbaupächter, die auch ein Mitspracherecht hatten. Die Eigentumsverhältnisse und Grundbucheintragungen waren nicht eindeutig.
Aus Wut über die "Spekulationsruine" gründete sich eine Bürgerinitiative, doch dem Bezirk waren die Hände gebunden. Eine Enteignung war nicht möglich. Jetzt aber ist eine Entscheidung gefallen: Der Schandfleck wird abgerissen. Die Düsseldorfer Projektentwickler Development Partner AG (DP) haben das Grundstück erworben. Nach dann vier Jahren Leerstand wird das Gebäude im Sommer kommenden Jahres abgerissen. "Wir werden nach dem Abriss einen dreigeschossigen Neubau errichten", sagt DP-Vorstand Winfried Siebers. Auf jeder Etage sollen Einzelhandelsflächen mit jeweils rund 3000 Quadratmetern entstehen. "Das Erdgeschoss wird komplett für großflächigen Lebensmittelverkauf zur Verfügung gestellt", sagt Siebers. In Düsseldorf eröffnete sein Unternehmen 2009 den größten Edeka-Markt Deutschlands. DP hat nach Angaben von Siebers das Grundstück für eine Summe "oberhalb von acht Millionen Euro" erworben. "Insgesamt werden wir 50 Millionen Euro investieren." Vom Abriss bis zur Eröffnung rechnet Siebers mit 20 Monaten Bauzeit. "Wir werden aus einem Frosch einen Prinzen machen", kündigt Siebers an.
"Endlich verschwindet der Schandfleck", freut sich Buchhändler Ulrich Hoffmann, Vorsitzender der Bürgerinitiative, die seit Jahren für eine neue attraktive Lösung an diesem Standort gekämpft hat.
Auf dem Nachbargrundstück an der Drosselstraße errichten ECE und Estatement den Neubau der Zentrale der Verwaltungs-Berufsgenossenschaft (VBG). Die Unfallversicherung will mit ihren rund 500 Mitarbeitern bis Mitte 2015 in das sechsstöckige Gebäude einziehen, das zusätzlich über einen 56 Meter hohen Turm mit 15 Stockwerken verfügt. Die Klinkerfassade fügt sich in die typische Barmbeker Backsteinarchitektur ein. "Die VBG-Ansiedlung ist für Barmbek ein tolles Signal und wird ein Auftakt für die weitere positive Entwicklung des Stadtteils sein", sagt ECE-Chef Alexander Otto. Gastronomie und Einzelhandel sind in dem Neubau ebenfalls geplant. "Sehr gelungen ist der Vorschlag, durch zwei kleine Plätze am Bahnhof ein schönes und städtebauliches Eingangsmotiv vorzusehen", sagt Hamburgs Oberbaudirektor Jörn Walter. Unterirdisch werden die Tiefgaragen des neuen Kaufhauses und der VBG-Zentrale miteinander verbunden.
Im Sanierungsgebiet Barmbek-Nord wird außerdem das Angebot für Kultur und Freizeit gestärkt. Das Kulturzentrum Zinnschmelze bekommt einen Multifunktionssaal für Veranstaltungen mit 150 Personen. Geplante Fertigstellung des 1,5 Millionen Euro teuren Erweiterungsbaus ist Herbst 2014.
Anfang kommenden Jahres startet die Umgestaltung des Bert-Kaempfert-Platzes. Während der dreimonatigen Bauzeit der 800.000-Euro-Maßnahme wird der Wochenmarkt auf das Grundstück des ehemaligen Busbahnhofs verlagert.
Auf einer Dreiecksfläche an der Maurienstraße beginnt im Frühjahr der erste Bauabschnitt für ein neues Dienstleistungszentrum von Unternehmen der Telekommunikation für rund 700 Mitarbeiter. Investitionsvolumen: 40 Millionen Euro.
Am Sonntag wurde die Nordseite des neuen Busbahnhofs eröffnet. Transparente Überdachung, kurze und barrierefreie Wege, moderne Sicherheitseinrichtungen - "ein weiterer Meilenstein beim Umbau des Barmbeker Bahnhofs", sagte Hochbahnsprecher Christoph Kreienbaum. Die gesamte Umgestaltung des von täglich 60.000 Fahrgästen frequentierten Verkehrsknotenpunkts wird rund 28 Millionen Euro kosten.