Hamburg. Schülerinnen werden von Männergruppen belästigt. Polizei prüft Zusammenhang mit der nahen Flüchtlingsunterkunft.

Die Polizei reagiert auf neue Berichte von sexuellen Belästigungen junger Frauen. Nach Informationen des Abendblatts sind Beamte an der Staatlichen Schule Gesundheitspflege W4 an der Dratelnstraße in Hamburg-Wilhelmsburg vermehrt präsent. Angedacht sei auch der Einsatz von Bereitschaftspolizei, heißt es. Das Landeskriminalamt ermittelt.

Die Schülerinnen der Berufsschule für die Ausbildungsgänge zur Medizinischen, Zahnmedizinischen oder Tiermedizinischen Fachangestellten waren wie berichtet auf dem Schulweg von einzelnen Männern sowie kleinen Gruppen im Vorbeigehen durch Mimik zum Küssen aufgefordert worden sein. Zudem sollen die Männer anzügliche Bemerkungen gemacht und die Frauen auf unterschiedliche Art und Weise belästigt haben.

Auf den ersten Blick sieht es an diesem Freitagmorgen ganz normal aus auf dem Schulgelände. Gerade ist Pause. Schülerinnen stehen vor dem Gebäude in Gruppen zusammen, rauchen, essen Pausenbrote und quatschen. Auch über das Schreiben, das eben die Lehrerin in der Klasse vorgelesen hat. Daran hieß es, dass sie jede Form von Übergriffen sofort bei der Polizei melden sollen.

Es geht schon seit Monaten so

Unter der Oberfläche ist die Stimmung angespannt. Erst in dieser Woche hatte die Schulleiterin sich bei der Polizei gemeldet und die vermehrten Belästigungen gemeldet. Meist soll es bei Worten geblieben sein, berichtet eine Schülerin. Aber für ein Unwohlsein reiche auch das. Sie beschreibt es so: „Man hat einfach das Gefühl, dass die einen mit ihren Blicken ausziehen.“ Auch das sei sexuelle Belästigung, auch das gehe zu weit.

Dass jetzt einige Schüler die Vorfälle gemeldet haben, findet sie richtig. „Das geht ja schon seit Monaten so.“ Eine andere erzählt: „Es gibt einfach zu viele hier, die glauben, dass alle Frauen, die keine Burka tragen, Schlampen sind.“ Woher die Männer kommen, ist ihr egal. „Meine Eltern und viele meiner Bekannte kommen auch aus Afghanistan und benehmen sich hier. Das erwarte ich von allen.“

Männer standen daneben und lachten

Nach ersten Angaben werden acht Fälle untersucht, die sich im näheren Umfeld der Schule abspielten. Ein für die Schule zuständiger „Cop4U“ hatte mit weiteren Schülerinnen gesprochen. Eine Frau habe angegeben, von Männern verfolgt worden zu sein. Im Hauptbahnhof sei sie an eine Wand gedrückt worden. Andere Männer hätten danebengestanden und laut gelacht. Auch weitere Schülerinnen berichteten von ähnlichen Ereignissen.

Die Opfer beschreiben die Täter demnach nahezu identisch. Sie hätten kein oder kaum Deutsch gesprochen, stammten möglicherweise aus dem Nahen Osten oder Nordafrika. Nun wird offenbar auch geprüft, ob sie aus der nahen Zentralen Erstaufnahme an der Dratelnstraße kommen. Dort sind 1400 Flüchtlinge untergebracht.