Hamburg. Der alte wie berühmte Sichtschutz für St. Paulis Rotlichtviertel wurde ersetzt. Eines der Tore bekommt nun eine neue Heimat.
Wer an Hamburgs Herbertstraße vorbeiläuft, kann nur erahnen, was auf der rund 60 Meter langen Straße vor sich geht. Zwei Metalltore versperren seit Jahrzehnten die Sicht. Vielleicht sind es genau diese Tore, welche die Herbertstraße zu Deutschlands wohl bekanntester Rotlicht-Meile machen. Über die Jahre hat sich der Zustand der denkmalgeschützten Sichtschutzanlagen jedoch verschlechtert, nun werden sie saniert.
Die Instandsetzung betrifft nach Angaben des Bezirksamts Hamburg-Mitte beide Zugänge zur Herbertstraße. In einem ersten Schritt wurden demnach die Tore an der Ostseite (Zugang Davidstraße) durch eine neue Toranlage ersetzt. Dafür wurden am Montagmorgen zunächst die alten Tore ab- und ein provisorischer Sichtschutz aufgebaut. Am Freitagnachmittag konnten die Arbeiten dann wie geplant abgeschlossen werden: Die neue Toranlage steht. Während der Bauarbeiten war der Zugang zur Herbertstraße über die Davidstraße gesperrt.
Herbertstraße in Hamburg: Berühmte Tore wurden saniert
Wegen der kulturhistorischen Bedeutung wird der bisherige Sichtschutz dem Museum für Hamburgische Geschichte zur Verfügung gestellt. Hinter den Toren sitzen seit mehr als 100 Jahren Prostituierte auf Hockern in Koberfenstern, präsentieren sich und warten auf Freier oder sprechen die männlichen Passanten bei geöffnetem Fenster an.
Zur Zeit des Nationalsozialismus wurde die Herbertstraße erstmals mit Sichtschutzanlagen versehen. Damals galt ein striktes Verbot von Prostitution – mit Ausnahme der Herbertstraße, an deren beiden Zugängen damals die Sichtblenden errichtet wurden, um die „weiblichen, asozialen Elemente“ aus dem Sichtfeld der Öffentlichkeit zu verbannen.
In den 1970er-Jahren wurde der Sichtschutz auf Wunsch der Prostituierten durch den Hinweis ergänzt: „Zutritt für Männer unter 18 und Frauen verboten!“
Herbertstraße: Sichtschutz wird saniert und bleibt als Denkmal
Die Sanierungsarbeiten wurden wie vom Bezirksamt angekündigt, planmäßig am Freitagnachmittag beendet, sodass der Wochenendbetrieb in der Herbertstraße nicht beeinträchtigen werden soll.
Das Sichtschutz-Tor an der Westseite (Zugang über die Gerhardstraße) soll als Denkmal vor Ort erhalten bleiben und zu einem späteren Zeitpunkt restauriert werden.
- Die Legende wird 50 Jahre alt – wie der Kiez die Ritze feiert
- Eine der besten deutschen Bars gibt‘s auf St. Pauli
- Gastronomin muss Laden schließen – weil Nachbar sich beschwerte
Die Arbeiten waren nötig geworden, weil die langjährige Nutzung sowie starke Umwelteinflüsse den Angaben zufolge den baulichen Zustand der beiden Sichtschutzanlagen an den Eingängen zur Herbertstraße zunehmend verschlechtert hatten.