Hamburg. Der alte wie berühmte Sichtschutz für St. Paulis Rotlichtviertel wurde ersetzt. Eines der Tore bekommt nun eine neue Heimat.

Wer an Hamburgs Herbertstraße vorbeiläuft, kann nur erahnen, was auf der rund 60 Meter langen Straße vor sich geht. Zwei Metalltore versperren seit Jahrzehnten die Sicht. Vielleicht sind es genau diese Tore, welche die Herbertstraße zu Deutschlands wohl bekanntester Rotlicht-Meile machen. Über die Jahre hat sich der Zustand der denkmalgeschützten Sichtschutzanlagen jedoch verschlechtert, nun werden sie saniert.

Aus der Verankerung gerissen: Ein Schlosser sägte am Montag an der Sichtschutzanlage am östlichen Eingang der Herbertstraße.
Aus der Verankerung gerissen: Ein Schlosser sägte am Montag an der Sichtschutzanlage am östlichen Eingang der Herbertstraße. © dpa | Marcus Brandt

Die Instandsetzung betrifft nach Angaben des Bezirksamts Hamburg-Mitte beide Zugänge zur Herbertstraße. In einem ersten Schritt wurden demnach die Tore an der Ostseite (Zugang Davidstraße) durch eine neue Toranlage ersetzt. Dafür wurden am Montagmorgen zunächst die alten Tore ab- und ein provisorischer Sichtschutz aufgebaut. Am Freitagnachmittag konnten die Arbeiten dann wie geplant abgeschlossen werden: Die neue Toranlage steht. Während der Bauarbeiten war der Zugang zur Herbertstraße über die Davidstraße gesperrt.

Prostitution in Hamburg nach dem Lock-Down
Die Herbertstraße ist über Hamburgs Stadtgrenzen hinaus bekannt – denn sie ist durch Tore vor unerwünschten Blicken geschützt. © picture alliance/dpa | Axel Heimken

Herbertstraße in Hamburg: Berühmte Tore wurden saniert

Wegen der kulturhistorischen Bedeutung wird der bisherige Sichtschutz dem Museum für Hamburgische Geschichte zur Verfügung gestellt. Hinter den Toren sitzen seit mehr als 100 Jahren Prostituierte auf Hockern in Koberfenstern, präsentieren sich und warten auf Freier oder sprechen die männlichen Passanten bei geöffnetem Fenster an.

Lars Schütze (l.) von der Interessengemeinschaft St. Pauli und Hafenmeile e.V. und Sönke Knopp vom Museum für Hamburgische Geschichte verfolgten am Montag den Abbau der Sichtschutzanlage an der Herbertstraße.
Lars Schütze (l.) von der Interessengemeinschaft St. Pauli und Hafenmeile e.V. und Sönke Knopp vom Museum für Hamburgische Geschichte verfolgten am Montag den Abbau der Sichtschutzanlage an der Herbertstraße. © dpa | Marcus Brandt

Zur Zeit des Nationalsozialismus wurde die Herbertstraße erstmals mit Sichtschutzanlagen versehen. Damals galt ein striktes Verbot von Prostitution – mit Ausnahme der Herbertstraße, an deren beiden Zugängen damals die Sichtblenden errichtet wurden, um die „weiblichen, asozialen Elemente“ aus dem Sichtfeld der Öffentlichkeit zu verbannen.

In den 1970er-Jahren wurde der Sichtschutz auf Wunsch der Prostituierten durch den Hinweis ergänzt: „Zutritt für Männer unter 18 und Frauen verboten!“

Herbertstrasse auf St. Pauli in der Pandemie 2020
Für Männer unter 18 Jahren und Frauen ist das Betreten der Herbertstraße in Hamburg verboten. © picture alliance / Laci Perenyi | Laci Perenyi

Herbertstraße: Sichtschutz wird saniert und bleibt als Denkmal

Die Sanierungsarbeiten wurden wie vom Bezirksamt angekündigt, planmäßig am Freitagnachmittag beendet, sodass der Wochenendbetrieb in der Herbertstraße nicht beeinträchtigen werden soll.

Das Sichtschutz-Tor an der Westseite (Zugang über die Gerhardstraße) soll als Denkmal vor Ort erhalten bleiben und zu einem späteren Zeitpunkt restauriert werden.

Mehr zum Thema

Die Arbeiten waren nötig geworden, weil die langjährige Nutzung sowie starke Umwelteinflüsse den Angaben zufolge den baulichen Zustand der beiden Sichtschutzanlagen an den Eingängen zur Herbertstraße zunehmend verschlechtert hatten.