Hamburg. Hochbahn-Chef Robert Henrich plant Neuerungen, um Zahl der Fahrgäste auf 700 Millionen zu steigern. Was Nutzer von Bus und Bahn noch erwartet.
Seit Januar hat die Hamburger Hochbahn einen neuen Chef: Robert Henrich folgte auf Henrik Falk, der aktuell die Geschicke der Berliner Verkehrsbetriebe leitet. In der fünften Etage des Hochbahn-Hauses an der Steinstraße in der City empfängt Robert Henrich das Abendblatt zum Gespräch.
Der 55-Jährige kommt schnell auf den Punkt: „Wir wollen das Fahrerlebnis für die Kunden verbessern“, sagt er. „Nur so kann man auch mehr Menschen für den Umstieg auf Bus und Bahn begeistern.“
HVV: Chef der Hamburger Hochbahn will Zahl der Fahrgäste auf 700 Millionen steigern
Und der ehemalige Moia-Chef nennt Zahlen: „Wir hatten im vergangenen Jahr 489 Millionen Fahrgäste. Mein Ziel ist es, dass wir bis 2035 eine Steigerung auf 600 bis 700 Millionen Nutzer erreichen“, sagt Henrich, der übrigens weder einen Chauffeur noch einen Dienstwagen hat, sondern mit der U1 oder mit der Regionalbahn aus Ahrensburg ins Büro in die Innenstadt fährt.
Der Verkehrsexperte hat sich einiges vorgenommen, um sein selbst gestecktes Ziel zu erreichen. Seit Kurzem können Fahrgäste in der HVV-Switch-App bereits die rund 1100 Busse der Hochbahn lokalisieren und sich die Echtzeitposition anzeigen lassen. Das heißt, man kann genau verfolgen, wo sich das Fahrzeug gerade befindet. Dieser Service soll auch auf die U-Bahn ausgeweitet werden.
Im Abendblatt-Gespräch kündigt Henrich einen weiteren Schritt an, der bis Mitte 2025 umgesetzt werden soll: „Die Fahrgäste sollen über die HVV-Switch-App informiert werden, wie hoch die aktuelle Auslastung der Busse ist. Das heißt, wenn man auf der App eine Verbindung herausgesucht hat, wird der Kunde in Echtzeit darüber informiert, wie hoch die Platznutzung im jeweiligen Bus ist.“
Bus und U-Bahn in Hamburg: Piktogramme sollen Auslastung in App anzeigen
Wie das funktionieren soll: „Bislang haben etwa 20 Prozent der Busse ein automatisches Zählsystem. Wir werden jetzt nach und nach alle Fahrzeuge mit dieser Technik ausstatten“, sagt Henrich.
Wird dann die genaue Fahrgastzahl angezeigt? „Nein, wir werden da mit Piktogrammen arbeiten. Die zeigen an, ob es eine geringe, mittlere oder eine hohe Auslastung gibt. Das ist ein weiterer Komfort für die Fahrgäste. So kann man sich spontan entscheiden, einfach den nächsten Bus zu nehmen, weil der geringer ausgelastet ist, oder eine andere Linie, die auch zum gewünschten Ziel führt“, kündigt Henrich im Abendblatt-Gespräch an.
Auch die Kunden der U-Bahn sollen beginnend ab dem Jahr 2025 über die Auslastung informiert werden. Hier soll die Auslastung der einzelnen Züge über „Lightgates“ erfolgen. Optische Sensoren, die an Masten auf der Strecke angebracht sind, „durchleuchten“ die vorbeifahrenden Züge und erfassen dadurch die Platzauslastung durch Fahrgäste. Ein Pilotversuch läuft derzeit auf der Linie U1.
Hamburger Hochbahn: Fahrgäste sollen Störungen und Alternativen angezeigt bekommen
Ein weiteres Thema, das Henrich am Herzen liegt: „Wir müssen mehr Service bieten, wenn es um die Kommunikation von Störungsmeldungen geht. Das wird dann auch über die HVV-Switch-App passieren und soll bei Bus und U-Bahn angewendet werden.“
- Verkehr Hamburg: Riesige Baustelle und Straßensperrung für U5 in Winterhude
- HVV: U5 erhält U-Bahn-Knoten am Hamburger Stadtpark schon 2033
- Hamburg-Alsterdorf: Warum am Fußballplatz so viele Bäume gefällt wurden
Ein Beispiel: „Wenn ein Fahrgast eine Verbindung herausgesucht hat, die einen Umstieg beinhaltet, und dieser zum Beispiel nicht mehr erreicht werden kann, soll über die App direkt eine Alternative angezeigt werden“, erklärt Henrich. „Aktuelle Störungen, die den Fahrgast betreffen, sollen ihn aber auch als Pushnachricht auf der App erreichen, und zwar schnellstmöglich.“