Hamburg. Veranstalter hatten mit 18.000 Demonstranten gerechnet – und liefern bereits eine mögliche Erklärung für das geringere Interesse.
Sie hatten mit 18.000 Teilnehmenden gerechnet, zum Start des globalen Klimastreiks unter Federführung von Fridays for Future (FFF) hatten sich am Freitagmittag in der Hamburger Innenstadt ersten Schätzungen zufolge aber zunächst nur etwa 3000 Menschen vor der Bühne an der Ecke Willy-Brandt-Straße/Domstraße eingefunden.
„Es ist natürlich wichtig, dass viele Leute kommen“, sagte Annika Kruse, Pressesprecherin von FFF Hamburg, dem Abendblatt vor Ort. „Eine Demonstration ist wichtiger und hat mehr Einfluss, je mehr Leute da sind.“ Allerdings müsse berücksichtigt werden, dass die meisten Menschen aktuell „so viele andere Sorgen haben“, sagte Kruse, die auch das Bühenprogramm moderierte.
„Es ist auch nicht die Schuld der Menschen, dass sie den Klimaschutz nicht die ganze Zeit auf dem Schirm haben“, so Kruse weiter: „Die Politik sendet die ganze Zeit das gegensätzliche Signal, Klima sei nicht wichtig genug. Und wenn das kommt, können wir auch nach fünf Jahren nicht erwarten, dass so und so viele Menschen auf die Straße gehen.“
Weniger Demonstranten als erwartet bei Klimastreik in Hamburg
Kruse äußerte aber die Hoffnung, dass an der Demonstration über Lombardsbrücke, Gorch-Fock-Wall, Kaiser-Wilhelm-Straße und Stadthausbrücke zurück zur Willy-Brandt-Straße auch aufgrund des schönen Wetters am Ende noch einmal mehr Menschen teilnehmen würden. Und siehe da: Gegen 15.30 Uhr wurden dann auch schon rund 9000 Teilnehmende zusammengerechnet.
Am vorigen Klimastreik Ende Mai hatten sich bei strömendem Regen nach FFF-Angaben 4700 Menschen beteiligt, die Polizei sprach von 1800. Gerechnet hatten die Veranstalter damals eigentlich mit 15.000 Teilnehmern. Zum Vergleich: In der Hauptstadt Berlin hatten die Veranstalter schon im Vorfeld nur mit 5.000 Menschen gerechnet.
Fridays for Future: „Wir müssen weiter kämpfen“
„Wir wissen, dass immer noch nicht genug passiert und wir weiter kämpfen müssen“, sagte Kruse. „Wir haben in der Vergangenheit gesehen, dass ohne uns auf der Straße in der Klimapolitik wirklich nichts passiert. Deshalb gehen wir noch einmal auf die Straße zum globalen Klimastreik.“
An diesem Freitag stand die Demo unter dem Motto „Unite Behind the Science“ und dem Hashtag #KeinGradWeiter, skandiert wurden unter anderem der Schlachtruf „We are unstoppable, another world is possible“ („Wir sind nicht aufzuhalten, eine andere Welt ist möglich“) sowie der bewährte Slogan „Hoch mit dem Klimaschutz, runter mit der Kohle“.
FFF in Hamburg: Klimastreik mit Tönnies-Riesenwurst
Unter den teilnehmenden Organsiationen waren auch die Tierschützer der Stiftung Vier Pfoten, die mit einer schwebenden Riesenbratwurst und einer überdimensierten Plastikmilchflasche nach eigenen Worten darauf aufmerksam machen wollte, „dass auch Unternehmen der Fleisch- und Milchindustrie für immense Treibhausgase verantwortlich sind.“
Vanessa Schilke, Klima-Verantwortliche bei Vier Pfoten: „Tönnies schlachtet jedes Jahr alleine in Deutschland insgesamt ungefähr 16 Millionen Schweine und wird jedes Jahr als eines der klimaschädlichsten Unternehmen in der Fleisch- und Milchindustrie gewertet. Der Konzern Müller ist auf Platz eins der deutschen Unternehmen in der Milchindustrie, was Treibhausgas-Emissionen angeht.“
Globaler Klimastreik: Bundesweit 75.000 Teilnehmer
Auch die Letzte Generation mischte sich am Freitag unter die Klima-Demonstrierenden und versuchte gezielt, neue Mitglieder zu werben. Bekanntere Musik-Acts blieben in diesem Jahr derweil ebenso aus wie eine großflächige Ankündigung des Klimastreiks. Auch dies könnte möglicherweise ein Grund für das augenscheinlich zurückgehende Interesse an den Freitags-Demonstrationen sein.
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Deutschlandweit demonstrierten am Freitag nach Angaben der Bewegung mehr als 75.000 Menschen. „Wir waren heute mit Zehntausenden auf der Straße und haben gezeigt, dass Menschen in der eskalierenden Klimakrise nicht tatenlos bleiben wollen, während die Bundesregierung es nicht schafft, Konzepte für sozialgerechte Klimapolitik umzusetzen“, teilte Annika Rittmann von Fridays for Future Deutschland mit. Offizielle Angaben der Polizei zur Gesamtzahl der Teilnehmer lagen zunächst nicht vor.