Hamburg. Hamburger können sich bei Gestaltung des Areals zwischen Fischauktionshalle und Beachclubs einbringen. Die ersten kreativen Vorschläge.

Für viele Menschen in Hamburg ist der Hafen ein Ort der Inspiration, die Elbe eine Quelle der Kreativität. Dass da durchaus etwas dran ist, beweist ein älterer Herr, der sich an der Umgestaltung der Hafenkante zwischen Fischauktionshalle und Beachclub StrandPauli beteiligen möchte. „Ich habe eine Idee“, erklärte der Mann. „Man könnte die ganze Fläche hier an der Hafenkante überdachen und so eine offene Markthalle mit unterschiedlichsten Ständen errichten. So etwas gibt es auch in Barcelona“, erklärt der Rentner.

Nina Manz von Stadtplaner-Unternehmen „UVM“, das gemeinsam mit der Agentur „Projektbüro“ die Ausschreibung der Umweltbehörde für die Neugestaltung des Areals gewonnen hatte, sitzt in einem umgebauten Wohnwagen, der als Infostand dient, greift zum großen, lilafarbenen Schreibblock und notiert sich den Vorschlag des Passanten.

Hafenkante an der Elbe: Auf der Betonfläche werden neue Ideen getestet

Bis Ende September können Hamburgerinnen und Hamburger vor Ort am Fischmarkt oder über die Internetseite ihrer Kreativität freien Lauf lassen. Auf einer 60 Meter breiten Testfläche entsteht in den kommenden zwei Wochen nach und nach eine Art Muster-Areal. Verschiedene Nutzungsmöglichkeiten für die derzeit so wenig einladende Betonwüste, die vor allem von Campern genutzt wird, sollen simuliert werden.

Von der Errichtung eines temporären Waldes über einen multifunktionalen Sportplatz mit integrierter Bobbycar-Rennstrecke bis hin zu einem Gewitterdach, unter dem man in romantischer Atmosphäre das Wetter beobachten kann, ist alles dabei. Zudem finden vor Ort mehrere Veranstaltungen wie Podiumsdiskussionen und Workshops statt, in denen Themen wie Hochwasserschutz und die Auswirkung der Umgestaltung auf Gewerbetreibende behandelt werden.

Auch in künstlerischer Form werden Ideen für die Umgestaltung der Hamburger Hafenkante eingereicht.
Auch in künstlerischer Form werden Ideen für die Umgestaltung der Hamburger Hafenkante eingereicht. © FUNKE Foto Services | Thorsten Ahlf

Besonders beliebt ist an der Hafenkante bislang der Teegarten, ein Konzept, das seinen Ursprung in der Türkei hat. „Es gibt dort auf vielen Freiflächen ein niederschwelliges Tee-Angebot. Die Menschen können sich einfach auf Hocker setzen, Tee trinken und in den Dialog miteinander treten. Wir wollen so auch herausfinden, wie viel Bewirtung dieser Ort hier eigentlich braucht“, sagt Lisa Zander vom „Projektbüro“.

Hamburger Hafen: Hochwasser und Großveranstaltungen als Herausforderung

Es war eine bewusste Entscheidung, die Testfläche nicht sofort bis auf den letzten Quadratzentimeter zuzupflastern. „Man kann sich das so ein wenig wie einen Lautstärkeregler vorstellen. Wir fangen ganz leise an mit der Errichtung weniger Elemente, dann drehen wir die Regler weit auf, bis hier ganz viel auf der Testfläche zu sehen ist. Und dann schauen wir mal, was die Leute hier für das richtige Maß halten“, sagt Caroline Hertel von der Behörde für Umwelt, Klima, Energie und Agrarwirtschaft (BUKEA).

So wird die 60 Meter breite Testfläche aussehen, wenn alle Elemente aufgestellt wurden.
So wird die 60 Meter breite Testfläche aussehen, wenn alle Elemente aufgestellt wurden. © Projektbüro | Projektbüro

Grenzenlos sind die Möglichkeiten, die triste Betonwüste umzugestalten, nicht. Viele Fragen müssen bis zur Umsetzung geklärt werden. Wie verhält es sich auf der Fläche mit dem Hochwasserschutz? Was passiert mit dem traditionellen Fischmarkt, der jeden Sonntag ebenso Einheimische und Touristen anzieht wie der alljährliche Hafengeburtstag? „Wir stehen beispielsweise mit der Wirtschaftsbehörde, mit den Betreibern des Fischmarkts in Kontakt. Wir lernen den Ort und die Sichtweisen der anderen zusammen kennen und wollen gemeinsam einen Weg finden, der zu einer Vision für die Hafenkante führt, die von möglichst vielen Menschen mitgetragen wird“, erklärt Hertel.

Neue Hafenkante: Darum sollen Hamburger bei Umgestaltung mitreden

St. Pauli ist ein besonderer Stadtteil. Hier treffen Anwohner verschiedenster Herkunft und unzählige Touristen tagtäglich aufeinander. Daher stand von Anbeginn fest, dass nicht einfach ein Konzept für die Umgestaltung der Hafenkante vorgegeben wird. In die Ideenfindung für die Neugestaltung ist auch das Park-Fiction-Komitee, das bereits den Antonipark oberhalb der Hafenkante als Kunstprojekt initiiert und maßgeblich mitgestaltet hatte, eingebunden.

Zwischen Fischauktionshalle (r.) und Beachclub StrandPauli soll die Betonwüste verschwinden. Derzeit gibt es eine Testfläche, wo künftige Nutzungsmodelle simuliert werden.
Zwischen Fischauktionshalle (r.) und Beachclub StrandPauli soll die Betonwüste verschwinden. Derzeit gibt es eine Testfläche, wo künftige Nutzungsmodelle simuliert werden. © Projektbüro | Projektbüro

„Wir stehen im engen Austausch mit der BUKEA, dem Park-Fiction-Komitee, aber auch mit Menschen, die sehr viel Wissen über Altona und St. Pauli mitbringen. Es geht darum, gemeinsam hier den Ort für die Zukunft zu gestalten. Es sind schon ganz viele Ideen zusammengekommen. Teils sehr konkret, teils aber auch utopisch“, sagt Nina Manz, die studierte Soziologin und Urban Designerin ist.

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Eines dieser utopischen Projekte war ein überdimensionaler, rund fünf Meter hoher Parfüm-Flakon, der alle zwei Stunden Nebel versprüht, der den Menschen auf der Fläche Abkühlung verschafft. „Es macht total Spaß, diese ganzen Ideen zu sehen. Es lässt einen den kreativen Vibe dieses Ortes spüren“, sagt Hertel.

Hafen Hamburg: Bis Ende September bleibt Hafenkante auf St. Pauli Testfläche

Ende September soll die Testfläche wieder abgebaut werden. Anschließend werden alle Ideen gesichtet, ausgewertet und in ein Konzept integriert. „Wir evaluieren die Ergebnisse, gucken, was gut funktioniert hat. Das wird in eine Auslobung gegossen, welche dann an Freiraumplaner und Architekten gegeben wird, die dann wiederum einen Entwurf erstellen. Dieser soll dann auch in Bürgerbeteiligungsformaten diskutiert werden“, erklärt Lisa Zander vom „Projektbüro“.

Doch all das ist noch Zukunftsmusik. Derzeit gehen alle Planerinnen und Planer davon aus, dass frühestens in den frühen 2030er-Jahren die Umgestaltung Realität sein wird. Bis dahin werden sicher noch viele kreative Ideen eingehen.