Hamburg. Hamburger Fotograf kann sein aus dem Auto entwendetes Equipment in Harburg orten. Doch vor Ort sind die Beamten machtlos.
Vor rund einem Monat wurde der Grüne Bunker in Hamburg eröffnet – und der Hamburger Fotograf Ralf Becker (Name geändert) möchte ihn sich Ende Juli gemeinsam mit seiner Frau angucken. Sie parken ihr Auto an der Feldstraße auf St. Pauli, direkt gegenüber dem Bunker. Aus dem Kofferraum holt Becker eine Kamera mit großem Objektiv. Auf die Taschenkontrollen am Einlass hat er keine Lust, also lässt der Fotograf Teile seiner Foto-Ausrüstung im verschlossenen Auto zurück.
„Das muss wahrscheinlich jemand beobachtet haben“, meint Becker, denn als der Fotograf und seine Frau später zu ihrem Auto zurückkommen, erwartet sie ein böses Erwachen. Während ihres Besuchs des Bunkers wurde in ihr Auto eingebrochen und die Kameratasche mit rund 3000 Euro teurem Equipment gestohlen. Extra für solche Fälle hat Becker seine Tasche mit einem Apple AirTag ausgestattet, doch bis heute hat er sein Equipment nicht zurück.
Polizei Hamburg rät von Selbstjustiz nach Diebstahl ab – trotz Ortung mit einem AirTag
„Die Polizei Hamburg rät Geschädigten, die einen entwendeten Gegenstand mittels Ortung lokalisieren können, diese Erkenntnisse umgehend zu dokumentieren“, sagt ein Sprecher der Hamburger Polizei. Außerdem solle sofort die Polizei angerufen werden. Genau so hat auch Becker es gemacht. Während seine Frau auf dem Beifahrersitz mit der Polizei in Kontakt bleibt, fährt er mithilfe seines Smartphones dem AirTag hinterher. Die beiden verfolgen den Standort mit ihrem Auto bis zu einem Mehrfamilienhaus im Süden von Hamburg.
Dort stoßen drei Streifenwagen der Polizei zu ihnen, erinnert sich Becker. Das Ehepaar macht alles richtig und versucht nicht auf eigene Faust, die gestohlene Kameratasche zurückzubekommen. Erst gemeinsam mit den Beamten gehen sie in das Haus, in dem sich vermeintlich der AirTag und die Kameratasche befinden sollen. „Vonseiten der Polizei wird von der sogenannten Selbstjustiz, nicht zu verwechseln mit Zivilcourage, dringend abgeraten“, sagt die Polizei Hamburg. Insbesondere solle man sich in Situationen wie der von Ralf Becker nicht selbst in Gefahr bringen oder Straftaten begehen.
Zu schwaches AirTag-Signal: Hamburger Polizei kann Wohnhaus nicht durchsuchen
Doch die gemeinsame Suche in dem siebenstöckigen Wohnhaus in Harburg bleibt erfolglos. „Das Signal war zu schwach“, sagt Fotograf Becker. „Wir konnten es nicht genau lokalisieren.“ Noch vor Ort hätten die Beamten ihm erklärt, dass sie selbst bei einem stärkeren und genaueren Signal nicht einfach eine Wohnung hätten durchsuchen dürfen. „Da bräuchte man einen Beschluss“, erinnert sich Becker an sein Gespräch mit den Einsatzkräften.
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„Je genauer der Ortungspunkt angezeigt wird, beziehungsweise konkretisiert werden kann, desto mehr Möglichkeiten bieten sich den Einsatzkräften in der Regel vor Ort“, bestätigt die Polizei Hamburg. Wenn vor Ort aber alle Möglichkeiten ausgeschöpft seien und das Diebesgut nicht gefunden wurde, sehe es schlecht aus für die Geschädigten. Es sei erst wieder sinnvoll, sich an die Polizei zu wenden, wenn man einen neuen und konkreten Ortungspunkt vorliegen habe.
Opfer aus Hamburg hofft nach Taschendiebstahl auf Rückerstattung durch Versicherung
Der Hamburger Fotograf Becker hat den Fall nun bei seiner Versicherung eingereicht: „Ich hoffe, dass ich den Schaden jetzt erstattet bekomme.“ Hoffnung, dass er seine Kameratasche und das Equipment noch mal wiedersieht, hat er nicht. „Was soll die Polizei da noch ermitteln?“, fragt sich Becker. Bis heute sendet der AirTag ihm einen Standort aus Harburg.