Hamburg. Schlösser knacken war gestern: Jetzt gehen die Kriminellen neue Wege. Die Polizei gibt Tipps, wie Sie Ihr Rad am besten schützen.
Die neuen Fahrradbügel im Generalsviertel in Hoheluft-West waren vor etwa einem Jahr angebracht worden, nun sind die Halterungen aus dem Boden gerissen worden. Dahinter steckt eine dreiste Masche von Fahrraddieben.
Anwohnerin Julia B. war überrascht, als sie vor einigen Wochen am Fahrradständer an der Gneisenaustraße in Höhe des „Kotti“-Spielplatzes vorbeiging: Der neue Fahrradbügel war einfach aus dem Boden herausgehoben worden. „So einfach kann es gehen“, sagt sie. Sie meint damit: So einfach können also selbst gut gesicherte Fahrräder gestohlen werden.
Fahrrad Hamburg: „Die gerade erst installierten Bügel täuschen Sicherheit nur vor“
Zum einen ist sie froh, dass nicht ihr Fahrrad auf diese Weise mitgenommen wurde. Gleichzeitig ist sie enttäuscht: „Es ist ärgerlich, dass die gerade erst installierten Fahrradbügel die Sicherheit nur vortäuschen.“
An anderen Stellen in Hamburg haben Diebe den Stahlbügel einfach durchgesägt, an dem das Fahrrad angeschlossen ist. Besonders gemein: Sie schieben die beiden Teile des Fahrradbügels wieder zusammen und überdecken diese mit einem Aufkleber oder mit Panzerband, sodass der nächste Fahrradfahrer nichtsahnend das Rad dort anschließt. Die Kriminellen können dieses anschließend ganz leicht vom Metallständer lösen und wegtragen.
Genaue Zahlen über solche Fälle liegen der Polizei Hamburg nicht vor. Da der Aufwand für die Fahrraddiebe bei diesem Prozedere recht hoch ist, bilden sie noch eher die Ausnahme. „So viel Aufwand ist für Diebe meistens auch gar nicht notwendig: Häufig sind Fahrräder nur schlecht oder gar nicht gesichert, oder die Täter oder Täterinnen haben viel Zeit und können unbeobachtet arbeiten“, so ein Polizeisprecher.
Fahrraddiebstahl in Hamburg: Das rät die Polizei
- Ein guter Diebstahlschutz beginnt mit der Wahl des Abstellortes: Am besten sind helle, beleuchtete, belebte oder verschließbare öffentliche wie private Orte, an denen auch viele andere Fahrräder abgestellt sind.
- Das Rad mit einem oder besser mit zwei hochwertigen Fahrradschlössern anschließen. Diese sollten unterschiedlicher Bauart sein, da Fahrraddiebe auf einzelne Schlosstypen spezialisiert sein können. Fahrradrahmen und möglichst auch beide Räder mit stabilen, fest verbauten Gegenständen verbinden.
- An Vorderrädern allein, die oft mit Schnellspannern befestigt sind, sollten Fahrräder nie angeschlossen werden.
- Darauf achten, an welchen Gegenstand man sein Fahrrad anschließt, beispielsweise kann ein hölzerner Jägerzaun mithilfe einer Säge durchtrennt und das Fahrradschloss so später mit Ruhe und Zeit an einem anderen Ort geknackt werden.
- Einen besseren Schutz vor Fahrraddiebstählen als beispielsweise einfache Rundrohr-Baumschutzbügel bieten spezielle Fahrradbügel aus gehärtetem Flachstahl
ADFC: Besseren Schutz vor Diebstahl bieten flächendeckende Fahrradparkhäuser
Auch dem Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Club in Hamburg (ADFC) ist die Masche der Diebe, einfach die Metallbügel zu durchtrennen, bekannt. „Schützen können sich Radfahrer und Radfahrerinnen dagegen, indem sie vorher an den Bügeln rütteln und dann – besser – ihr Rad an- und abschließen und dabei auch den Rahmen und das Hinterrad miteinbeziehen, sodass Diebe nicht einfach mit dem Diebesgut wegfahren können“, schlägt Dirk Lau vom ADFC vor. „Alternativ könnte die Stadt endlich flächendeckend für sichere Radabstellplätze und -parkhäuser sorgen.“ Derzeit probiert Hamburg beispielsweise moderne und abschließbare Radboxen aus.
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Die kriminalpolizeiliche Beratungsstelle des Landeskriminalamts Hamburg steht für eine Beratung zum Thema Fahrraddiebstahl unter der Telefonnummer 040 4286-70777 oder per E-Mail an kriminalberatung@polizei.hamburg.de bereit.