Hamburg. Der Verein Hilldegarden soll einen Ort des Erinnerns schaffen – könne diese Aufgabe jedoch „nicht erfüllen“. Was der Vermieter sagt.

Die Aufstockung des alten Hamburger Flakbunkers auf dem Heiligengeistfeld auf St. Pauli war lange umstritten. Vor allem Denkmalschützer befürchteten, seine Funktion als Mahnmal gerate angesichts einer konsumorientierten Nutzung in Vergessenheit. Ein Kompromiss sah vor, im Grünen Bunker, dessen Dachgarten Besuchern seit Anfang Juli offen steht, einen angemessenen Raum der Erinnerung und Aufklärung zu widmen.

Mit dieser Aufgabe wurde der Verein Hilldegarden betraut. Dieser hatte sich von Anfang an bei den Planungen engagiert und dabei stets den Nutzen des Bunkers für den Stadtteil im Blick gehabt. Neben einem Ort des Erinnerns soll es auch einen Raum geben, in dem sich Vereine und Initiativen treffen können.

Grüner Bunker in Hamburg: Verein Hilldegarden beklagt Vielzahl von Mängeln

„Die Nachfrage ist so groß, wir werden förmlich überrannt“, sagt Sprecherin Anita Engels. „Doch wir können unsere Aufgaben nicht erfüllen. Denn die beiden Räume, die uns zugesagt wurden, konnten wir wegen einer Vielzahl von Mängeln noch nicht beziehen.“ Auch wenn man keine Miete, sondern nur die Verbrauchskosten zahlen müsse, könne man sich darauf nicht einlassen, so die Soziologin und Klimawissenschaftlerin.

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So sei ein Raum auf Level 4 des Bunkeraufbaus als Treffpunkt für Versammlungen vorgesehen. „Ein schöner Raum mit Panoramafenstern“, sagt Anita Engels. „Doch dort verlaufen dicke Lüftungsrohre für die Gastronomie, die in Spitzenzeiten die Lärmgrenze von 50 Dezibel erreichen.“ Da in dem Raum nach einem Wasserschaden Material gelagert wurde, sei die Lärmbelästigung erst im Juli aufgefallen. „Seitdem fordern wir eine Lärmdämmung seitens des Investors.“

Bunker auf St. Pauli: Verein möchte im fünften Stock eine Dauerausstellung einrichten

Probleme gebe es auch im zweiten Raum, der dem Verein im fünften Stock des Bestandsbunkers zur Verfügung steht. „Hier sollen wir eigentlich unsere Hauptaufgabe erfüllen und eine Dauerausstellung einrichten, die eine kritische Auseinandersetzung mit dem Bunker und dem Nationalsozialismus ermöglicht“, so Engels. Während der Bauzeit habe er als Pausen- und Sanitätsraum für die Bauarbeiter gedient. Und noch habe keine formale Übergabe stattgefunden. Dabei seien noch Fragen zu Schlüsseln und Zählern offen.

Der Verein sei dankbar, dass ihm vor dem Hotel eine Wand zur Verfügung gestellt wurde, an der nun die ersten zehn Informationstafeln über den Bunker hängen. Weitere Tafeln über die Geschichte und Bedeutung des Bunkers sollen auf dem Bergpfad installiert werden. Das Konzept dafür wurde bereits entwickelt und liegt Stadt und Investor vor.

Vermieter des Grünen Bunkers gibt Verein Hilldegarden Schuld an Verzögerung

Neben Dauerausstellung und Geschichtswerkstatt im fünften Stock des Bestandsbunkers soll der Leitstand auf dessen Dach als Gedenkort zugänglich gemacht werden. „Der muss dafür aber baulich erst einmal hergerichtet werden“, so Engels. Eine anfangs gedachte Rampenlösung wurde nicht umgesetzt. Nun müsse man sehen, wie man das regeln könne.

Beim Investor und Vermieter Thomas Matzen gibt man dem Verein die Schuld an den Verzögerungen. „Von Beginn an war es unser größtes Anliegen, den Erinnerungsort gemeinsam mit dem öffentlichen Stadtgarten, dem Hotel und der Halle zu eröffnen“, so Sprecher Frank Schulze.

Man habe dem Verein Hilldegarden vielmehr von 2016 bis 2022 eine Fläche für Arbeitszwecke zur Verfügung gestellt und auf Mieteinnahmen in Höhe von mehreren Hunderttausend Euro verzichtet, um eine rechtzeitige Planungsumsetzung zur Eröffnung zu ermöglichen.

Grüner Bunker in Hamburg: Ärger mit der Deckenhöhe und Streit um Vertragsunterzeichnung

Bereits Ende 2019 habe ein „verhandelter und unterschriftsreifer Mietvertrag“ über die im Erbrechtsvertrag 2017 vereinbarten Flächen vorgelegen. Dann habe der Verein die Deckenhöhe des ursprünglich geplanten Gedenkraums (im Leitstand) als nicht ausreichend empfunden und andere Flächen beansprucht.

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Vertraglich seien als Gedenkraumfläche lediglich 475 Quadratmeter gefordert worden, man habe Hilldegarden letztlich aber 555 Quadratmeter zur Verfügung gestellt, obwohl diese Fläche nie Teil des Erbbaurechtsvertrages gewesen sei. Dennoch habe der Verein den Mietvertrag erst im Mai 2024 gegengezeichnet.

Hamburgs Grüner Bunker: Verein Hilldegarden und Vermieter weisen sich gegenseitig die Schuld zu

Dass eine der Flächen wegen eines Wassereintritts erst jetzt übergeben werden konnte, sei bedauerlich, räumt Schulze ein. Dennoch habe Hilldegarden seit 2016 viel Zeit für die Projektentwicklung gehabt. Bezüglich der von dem Verein monierten Geräusche werde derzeit geprüft, was dort weiter optimiert werden könne.

Anita Engels weist die Schuldzuweisungen zurück. „Die Planungen und das Konzept liegen seit 2022 vor. Die bauliche Umsetzung aber erfordert Rechtssicherheit und einen verlässlichen Zugang zu unseren Räumen.“ Der Mietvertrag sei vom Verein übrigens im November 2022 unterschrieben worden. Der Vermieter habe erst 2024 unterschrieben und der Verein habe da nur gegengezeichnet.