Hamburg. 4000 Menschen steigen täglich hoch zum Dachgarten. Lohnt sich das? Wie ist der Weg nach oben? Und was darf man mitnehmen? Der Test.

Es dauert gute zehn Minuten, die Treppen auf den Grünen Bunker an der Feldstraße hochzusteigen – wenn man es in Ruhe angeht und immer wieder innehält, um von oben auf Hamburg zu blicken. Viele Hamburger sind seit der Eröffnung des Bunkers Anfang Juli diese 335 Stufen emporgestiegen. Der Bunker entpuppt sich dabei als echter Publikumsmagnet: Täglich wollen rund 4000 Menschen Hamburgs neueste Attraktion erleben.

Vor dem Aufstieg kommt die Bürokratie. Denn alle Besucher müssen unten an der Feldstraße durch eines der drei Drehkreuze gehen. Das erinnert an einen Freibadbesuch, nur dass es hier wesentlich mehr Verbote gibt. So dürfen keine Glasflaschen mitgenommen werden und kein Essen. Hunde sind ebenso verboten wie das Zigarettenrauchen. Sicherheitspersonal wie beim Betreten eines Fußballstadions wirft stichprobenartig einen Blick in Rucksäcke und Taschen. Der Grund: Weil Flaschen als Wurfgeschosse dienen können, dürfen sie nicht mitgenommen werden. Allerdings gilt das derzeit nur für Glas- und Thermosflaschen. Plastikflaschen sind dagegen erlaubt.

Grüner Bunker in Hamburg: Glasflaschen sind dort nicht erlaubt und müssen unten bleiben

Ähnlich wie am Flughafen sammeln sich daher in einer Ecke sämtliche mitgebrachten Glasflaschen. Dieses Prozedere gefällt nicht jedem. Und so zieht die junge Frau samt ihrer Thermosflasche enttäuscht weiter: „Ich lasse doch meine 60-Euro-Flasche nicht hier unten stehen. Die ist dann garantiert weg.“ Daher gilt: am besten gar keine Flaschen mitnehmen, dann erspart man sich das.

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Und dann steht dem kostenlosen Besuch (geöffnet ist im Sommer von 9 bis 21 Uhr) und vor allem dem Aufstieg über den sogenannten Bergpfad – dem Pfad auf das begrünte Dach – auch nichts mehr im Wege. Der Bergpfad erschließt den Dachgarten auf St. Pauli von außen und ist zugleich Rettungsweg. Der Name ist nicht zufällig gewählt – einerseits türmt sich der Aufbau 58 Meter über dem Straßenniveau, zum anderen ist das Klima auf dem ehemaligen Flakbunker rau – dort wachsen vor allem nordische Pflanzen oder Gebirgspflanzen. Für Botaniker ist der begrünte Bunker ohnehin spannend, es gibt viele verschiedene Gewächse zu sehen: 4700 Gehölze und 16.000 Stauden wurden gesetzt.

Begrünter Flakbunker wird zur urbanen Aussichtsplattform

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    Eine besondere körperliche Kondition ist für den Aufstieg nicht notwendig, und wem es zu anstrengend ist, der kann und sollte sowieso immer mal wieder stehen bleiben und diesen tollen Blick auf Hamburg genießen. Für Menschen, die schlecht zu Fuß, auf einen Rollstuhl oder einen Rollator angewiesen sind, gibt es einen barrierefreien Zugang per Fahrstuhl. Alle anderen dürfen laufen.

    Bunker von St. Pauli: Je höher es geht, desto reizvoller wird der Ausblick auf Hamburg von oben

    Meter für Meter, Stufe für Stufe wird dieser Ausblick immer reizvoller. Da ist der Fernsehturm, der plötzlich auf gleicher Höhe zu sein scheint, da die Elbe mit den Hafenkränen, die Elbphilharmonie, das Millerntor-Stadion. Die Faszination, die eigene Stadt von oben aus betrachten und entdecken zu können, sie reißt wohl nie ab. Es ist die ungewohnte Perspektive, die immer wieder reizt.

    Bunker Feldstraße
    Es ist immer wieder faszinierend, Hamburg von oben aus zu sehen. Vom Grünen Bunker aus sind sämtliche Wahrzeichen zu sehen: Michel, Elbphilharmonie, Hafen, Fernsehturm. © FUNKE Foto Services | Marcelo Hernandez

    Der ursprünglich 38 Meter hohe Flakbunker, der 1942 von Zwangsarbeitern errichtet wurde, war um fünf weitere Etagen auf 58 Meter erhöht und üppig begrünt worden. Bei den 2019 begonnenen Bauarbeiten kam es zu Verzögerungen. Rund 60 Millionen Euro sollen die Aufstockung auf 58 Meter und die Begrünung des Kolosses neben dem Millerntor-Stadion nach Angaben von Ende 2023 gekostet haben. Aber: Immerhin ist dieses Bauwerk fertiggestellt worden, anders als andere Bauten in Hamburg – wie der Elbtower.

    Bunker Feldstraße
    Meter für Meter geht es die 335 Treppenstufen hinauf auf den Dachgarten des Grünen Bunkers in Hamburg. Jeder Schritt wird mit einer tollen Aussicht belohnt. Hinunter geht es dann etwas schneller. © FUNKE Foto Services | Marcelo Hernandez

    Oben angekommen, kommt es jedoch zu einer kleinen Enttäuschung: Auf Fotos wirkt der Dachgarten immer größer. Das findet auch Marian Lembeck aus Altona, der mit seinen Freunden auf dem Rasen entspannt. Aber das ist keine Kritik, nur eben ein Eindruck. Der 32-Jährige findet den grünen Bunker „gut gelungen“. Sein Kumpel Caspar Frintz aus Kopenhagen, als Architekt vom Fach, ist regelrecht begeistert: „Super, dass dieser Raum genutzt wird und für die Öffentlichkeit zugänglich ist.“ Es sei ein „spannender Dialog“ zwischen Neu und Alt.

    Grüner Bunker in Hamburg: Das Grün sieht zum Teil schon etwas mitgenommen aus

    Überraschend ist, dass ganz oben im Dachgarten die Sicht auf Hamburg gar nicht mehr so gegeben ist wie auf dem Weg dorthin. Überall wachsen Bäume am Rand, es gibt nur einige Stellen mit freiem Blick. „Beim Hochlaufen sieht man die Stadt aus verschiedenen Blickwinkeln, oben wird der Blick dann durch die Bäume blockiert. Ich denke, das war wahrscheinlich auch gewollt, das finde ich spannend“, sagt Caspar Frintz. Freundin Yasmin findet es hier einfach nur „schön und entspannend“.

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    Einfach auf dem Rasen zu sitzen und zu schauen, das reicht manchmal schon. Dieser eigentlich als sehr robust geltende Rasen allerdings sieht nach noch nicht einmal drei Wochen ziemlich mitgenommen aus. Der Sprecherin des Bunkerbetreibers ist das auch schon aufgefallen. Die starke Sonneneinstrahlung im Wechsel mit heftigen Regenfällen bringt wohl auch die unempfindlichste Grassorte an ihre Grenzen.