Hamburg. Helppy aus Finnland startet als Vermittler für Pflege und Haushaltshilfe in Hamburg. Die Vermittlung funktioniert per App.

  • Finnisches Unternehmen Helppy vemittelt Pflege- und Haushaltshilfen unkompliziert per App.
  • Nach Berlin expandiert Helppy nun nach Hamburg.
  • Im Schnitt betreuen Helppy-Mitarbeiter die Kunden zwei bis drei Stunden in der Woche.

Per App kann Annika Beyer auswählen, ob und wann sie einem pflegebedürftigen Menschen in Hamburg helfen möchte. Die 40-Jährige hat sich für eine 90-Jährige aus Alsterdorf entschieden, die sie seit Mai regelmäßig im Haushalt unterstützt.

Hinter der Idee steckt das finnische Unternehmen Helppy, das nach Berlin nun auch in Hamburg mit einem innovativen Pflegedienst mit viel Flexibilität an den Start gegangen ist. Das Besondere daran: Theoretisch kann jeder volljährige Hamburger zum Helfer werden – denn es geht hauptsächlich um Unterstützung im Alltag.

Tinder hat es vorgemacht: Pflegedienst bietet Hilfe für Senioren per App

Im Schnitt betreuen Helppy-Mitarbeiter die Kunden zwei bis drei Stunden in der Woche. Wer die Hilfe in Anspruch nimmt, zahlt je nach Aufwand zwischen 36 und 54 Euro in der Stunde, hinzu kommt eine Wegepauschale für die Helfer. Der Dienst wird von den Pflegekassen anerkannt oder gilt als Selbstzahlerleistung.

Pressefoto  App Helppy - Startseite Helfer-App 
So sieht die App für die Helferinnen beim finnischen Pflegedienstunternehmen Helppy aus. Annika Beyer hat so ihre Zeiten im Blick, die sie mit Seniorin Helga verbringt. © Hermine - Agentur für Kommunikation | Hermine - Agentur für Kommunikation

„Bei uns hat jeder Kunde eine feste Bezugsperson“, sagt Vanessa Kirchner von Helppy. „Wir wollen die Menschen aus der Anonymität herausholen und Kontinuität, um zwischen Pflegenden und zu Pflegenden eine richtige Beziehung aufbauen zu können.“

Das klingt in Zeiten des Fachkräftemangels in der Pflege sehr ambitioniert, ist aber durchaus möglich, da Helppy-Mitarbeiter vor allem im Alltag und im Haushalt unterstützen. Sie gehen einkaufen oder putzen, können je nach Qualifikation auch leichte Pflegearbeiten übernehmen, bis zur Pflegestufe 5 ist das möglich. „Eine medizinische Versorgung bieten wir nicht an“, so Kirchner.

Pflegedienst Helppy: Helfer starten bei 15,50 Euro die Stunde

In Berlin kümmern sich bereits rund 100 Helfer um 300 Senioren, pflegebedürftige Kinder oder auch Jugendliche. In Hamburg gibt es bislang rund zehn Helfer, die eine Handvoll „Kunden“ besuchen, wie die Pflegebedürftigen heißen. Eine Helferin aus Hamburg ist Annika Beyer, die hauptberuflich als Polizistin arbeitet und alle zwei Wochen für jeweils eineinhalb Stunden einer alten Dame hilft, vor allem beim Staubsaugen und beim Einkaufen. „Und wir reden viel miteinander, darum geht es eben auch sehr häufig“, sagt Annika Beyer.

Das ist typisch für Helppy: „Viele Mitarbeiter haben noch einen anderen Job und machen das hier zusätzlich oder arbeiten Teilzeit, wir bieten ganz flexible Modelle an“, so Kirchner. Die Helfer starten mit einem Stundenlohn von 15,50 Euro plus Wegepauschale und können sich nach kurzer Zeit schnell steigern auf bis zu 20,50 Euro die Stunde. Pflegefachkräfte starten mit einem höheren Stundensatz. Wie so häufig sind die Skandinavier auch beim Thema Pflege den Deutschen einen Schritt voraus: Helppy ist voll digitalisiert, transparent und funktioniert über Apps.

So gibt es die Helfer-App für Pflegekräfte. Darüber können sich diese die Person und die Zeiten aussuchen, die am besten passen. Für das perfekte „Match“, ein bisschen wie bei der Partnersuche auf Tinder, aber anonym und ohne Fotos. Natürlich hat Pflegedienstleiterin Sabrina Parisi alle Helfer vorab in der Zentrale in der HafenCity kennengelernt, hat Bewerbungsgespräche geführt.

Pflege Hamburg: Per App gibt es einen ausführlichen Bericht für Angehörige

„Die Helfer müssen schon ein wenig Lebenserfahrung haben und absolut zuverlässig sein, viele Rentner interessieren sich dafür“, so Parisi. Die Hamburger sind bereit zu helfen, die Warteliste künftiger Helfer sei lang. Nun muss sich das Angebot noch bei den zukünftigen Kunden herumsprechen.

Für diese gibt es dann die Familien-App: „Die Angehörigen bekommen nach jedem Besuch unserer Mitarbeiter einen ausführlichen Bericht auf ihr Handy. Darin schreiben die Helfer, wie es der Person geht, was gemacht wurde, Angehörige können dort auch Wünsche äußern“, so Vanessa Kirchner. Man verstehe sich quasi als „erweitertes Familienmitglied“.

Pflegedienst Hamburg: Was Senioren in welchen Stadtteilen brauchen

Angehörige von Pflegebedürftigen klagen häufig darüber, dass der direkte Draht zum Pflegedienst fehle. „Wir haben alles digitalisiert, für die volle Transparenz“, so Kirchner.

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In Hamburg habe man übrigens bereits Unterschiede zwischen den Stadtteilen feststellen können: „In entfernteren Stadtteilen wie Poppenbüttel müssen die Senioren häufig mit dem HVV zum Arzt begleitet werden, in innerstädtischen Bezirken wie Mitte oder Eimsbüttel können die Kunden das noch oft selbstständig erledigen“, so Vanessa Kirchner.

Weitere Informationen unter: helppy.de