Hamburg. Unzählige durchwachte Nächte und verkaterte Sonntage wurden auf und unter Deck verbracht. Wohin es für das Kulturschiff jetzt geht.

Sonntägliches Sonnenbaden auf dem Deck, die industriellen Maschinenräume des Schiffes bestaunen oder im Lagerraum des ehemaligen Kühl- und Transportschiffes zu dröhnenden Bässen tanzen: Das Kulturschiff MS „Stubnitz“ hat sich in Hamburg seit 2013 zu einer namhaften Institution der subkulturellen Szene entwickelt.

Jetzt verlässt das „Kultur.Raumschiff“ die HafenCity und fährt zurück in seinen Stralsunder Heimathafen, wo es vor 60 Jahren zu Wasser gelassen wurde. In der Strela Werft soll es dort für rund zwei Wochen auf das Trockendock und umfassend saniert werden. Anschließend folgt ein zweiwöchiges Kulturprogramm mit Konzerten, Open-Deck-Veranstaltungen und Ausstellungsformaten.

Kulturschiff MS „Stubnitz“ in der HafenCity: Rückkehr in Heimathafen Stralsund

Für Hamburger Fans des maritimen Denkmals gibt es allerdings Entwarnung: Noch im Spätsommer wird wieder bei den Elbbrücken geankert, wo die „Stubnitz“ seit September vergangenen Jahres ihren festen Standort hat. Die große Fahrt ist schon länger geplant, losgehen soll es am 6. Juli. Das vorerst letzte Konzert in Hamburg findet am 4. Juli statt.

Es müssen Technik, Material und Fahrtüchtigkeit geprüft und gegebenenfalls erneuert werden: „Das ist ein ständiger und normaler Prozess, wir müssen alle fünf Jahre in die Werft“, so Stefan Hangl, „Stubnitz“-Sprecher. „Schiffs-TÜV“ nennen die Ehrenamtlichen von der „Stubnitz“ die sogenannte Klassenerneuerung, die für den Status als See- und Kulturschiff notwendig ist. „Es gibt kein vergleichbares Schiff mehr in dieser Größte und Art“, so Hangl.

60 Jahre MS „Stubnitz“: Kulturschiff legte schon in 22 Städten an

Die Stralsunder Volkswerft feierte im vergangenen Jahr ihr 75-jähriges Bestehen. Jetzt ist die MS „Stubnitz“ mit einem runden Geburtstag dran: Vor 60 Jahren wurde sie dort als Kühl- und Transportschiff für die Hochseefischerei in der DDR gebaut, 1992 dann zum Kulturschiff umgewidmet.

Im Innenraum der MS „Stubnitz“ in Hamburg finden regelmäßig Konzerte statt.
Im Innenraum der MS „Stubnitz“ in Hamburg finden regelmäßig Konzerte statt. © MS Stubitz | Stefan Hangl

Bevor es nach Hamburg ging, legte die 80 Meter lange MS „Stubnitz“ in dieser Funktion in elf Ländern und 22 Städten an. 2013 sei das Schiff „auf dem letzten Zahnfleisch“ nach Hamburg gekommen, so Hangl. Von 2019 bis 2021 fand eine Generalinstandsetzung des schwimmenden Denkmals statt.

Technik aus den 1960er-Jahren: „Große Testfahrt“

Die Fahrt nach Stralsund ist dennoch besonders: „Wir fahren mit Technologie aus den 1960er-Jahren. Was nach 50 Stunden Seefahrt passiert, wissen wir natürlich auch noch nicht. Im Endeffekt ist das eine große Testfahrt“, so Hangl. Trotzdem ist er zuversichtlich.

Anfang August soll die Sanierung voraussichtlich abgeschlossen sein und das Kulturprogramm wieder starten, bevor es dann zurück nach Hamburg geht. Abgeschlossen sei die Instandhaltung des Kulturschiffes damit allerdings noch nicht. Die laufenden Kosten seien laut Hangel ehrenamtlich schwer zu decken.

Spendenziel bald erreicht? Bund, Bezirk und Bürgerschaft fördern Kulturschiff finanziell

„Wir hoffen auf den anhaltenden Zuspruch aus der Politik und der Bevölkerung, um mit der weiteren Instandhaltung in sichere Gewässer zu kommen“, so Hangl. Dafür läuft aktuell eine Spendenkampagne: 81.000 von 111.000 Euro sind laut Website bereits erreicht.

Erst im Juni beschloss die Bezirksversammlung Hamburg-Mitte einen Zuschuss von 48.000 Euro. „Die MS ‚Stubnitz‘ ist ein wichtiger Bestandteil der Club- und Kulturlandschaft in Hamburg. Als Bezirkspolitik setzen wir alles daran, diese zu erhalten und leisten unseren Beitrag dazu“, begründet SPD-Fraktionssprecher Stefan Sousa die Entscheidung.

Sonntags findet auf der MS „Stubnitz“ in der HafenCity regelmäßig das „Open Deck“ statt.
Sonntags findet auf der MS „Stubnitz“ in der HafenCity regelmäßig das „Open Deck“ statt. © MS Stubnitz | Lea Sofia Fichtner

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Vom Bund und von der Bürgerschaft Hamburg gibt es darüber hinaus einen Zuschuss von 522.000 Euro, die an das Erreichen des Spendenziels bis zum Herbst gekoppelt sind. „Auf jeden gespendeten Euro kommen rund 5 Euro aus den Fördertöpfen“, wird das Prinzip auf der Website veranschaulicht.

Bis zum 4. Juli finden noch Konzerte und Veranstaltungen auf der „Stubnitz“ statt, bevor es nach Stralsund geht. Weitere Informationen unter https://www.stubnitz.com/