Hamburg. Fast 50.000 Fans feierten auf dem Heiligengeistfeld den Auftakterfolg der Nagelsmann-Elf. Die Tops, Flops und Kuriositäten.
Als um 22.56 Uhr der Abpfiff in der Münchner Arena ertönte und der 5:1-Sieg der deutschen Fußball-Nationalmannschaft gegen Schottland perfekt war, gab es beim Fanfest auf dem Heiligengeistfeld kein Halten mehr. Menschen lagen sich in Hamburg in den Armen, sangen den Torsong „Major Tom“ und feierten ausgelassen den perfekten Auftakt in die Fußball-EM 2024.
Das Fanfest war am Tag des Eröffnungsspiels nahezu komplett ausgelastet. Von den möglichen 50.000 Fans fanden über den Tag 48.700 Anhänger den Weg zum Heiligengeistfeld. Den Besucherinnen und Besuchern wurde neben der Übertragung des Spiels ein buntes Programm geboten. Das Abendblatt war bei der Premiere des Fanfests dabei und hat die Tops, Flops und Kuriositäten zusammengestellt.
EM 2024: Fußballfans loben Einlasskontrollen bei Fanfest in Hamburg
Die ersten Fans hatten sich schon um 17 Uhr – vier Stunden vor dem Anpfiff des Deutschlandspiels – auf den Weg zum Heiligengeistfeld gemacht. Der Einlass verzögerte sich jedoch etwas.
Mira und Tobias aus Viersen in der Nähe von Mönchengladbach sind im Kurzurlaub und spontan zum Fanfest gekommen. „Wir standen etwas länger hier als gedacht, aber wir haben die Kontrollen als sehr gründlich empfunden“, sagte Mira, die mit einem Rucksack zum Public Viewing kam. „Der wurde sehr gründlich durchsucht. Ich fühle mich hier total sicher“, erklärte sie. „Ich finde sogar, dass die Kontrollen gründlicher sind als im Bundesligastadion. Das finde ich klasse“, so Tobias.
Ähnlich nahm es auch die Hamburger Eventmanagerin Julia wahr. „Die Kontrollen waren total gründlich. Gerade die Tasche haben sie sehr genau begutachtet. Allerdings war es gar nicht so leicht, einen Ansprechpartner zu finden, der mir erklären konnte, ob ich meine Konfettikanonen mit reinnehmen durfte. Aber das ist halt der erste Tag. Ich finde auch die Polizeipräsenz hier gut. Die Beamten sind auch alle total entspannt“, sagte sie.
Ab 19 Uhr wurden die Warteschlangen vor den Eingängen länger, aber durch die vier Eingangsbereiche entzerrte sich der Andrang.
Entspannt war auch der Umgang zwischen Fans aus Schottland und Deutschland. Eine Reisegruppe aus Edinburgh ist extra für die EM nach Deutschland gereist. „Ich glaube, wir werden 1:2 verlieren, aber die Stimmung ist super, das Bier lecker. Wir freuen uns auf das Eröffnungsspiel“, sagten die Fans unisono.
Obwohl es friedlich zuging, mussten die Sanitäter vereinzelt Menschen behandeln. Vor allem Kreislaufprobleme sorgten für Einsätze. Auch die Polizei nahm einige wenige Anzeigen vor Ort auf.
Speisen und Getränke: So teuer ist der Besuch beim Fanfest in Hamburg
In den sozialen Netzwerken kursierten zuletzt Bilder von Preistafeln in den Stadien. Dort kostete unter anderem ein Bier 7 Euro. Auf dem Fanfest ist das „Kühle Blonde“ günstiger. Ein 0,4 Liter großes Bier oder Alsterwasser ist für 5 Euro, zuzüglich 2 Euro Becherpfand zu haben.
Ohnehin gibt es ein buntes Angebot an Speisen und Getränken. Ein Gin Tonic gibt es für 9 Euro plus 2 Euro Pfand, 0,3 Liter Weißwein kosten 8 Euro plus Pfand, einen Mojito gibt es für 9 Euro.
Ähnlich moderat sind die Preise bei den Speisen. Sie sind ähnlich wie auf Stadtteil- oder Straßenfesten in Hamburg. Die Bratwurst im Brötchen kostet 5 Euro, das Nackensteak im Brötchen gibt es für 7 Euro. Beim Pizzastand kostet ein Stück je nach Belag 5 bis 7 Euro. Eine Falafel kostet 9 Euro, den Cheeseburger gibt es für 8,50 Euro, die Portion Pommes gibt es ab 4 Euro.
Für die Fans von der Insel gab es stilecht „Fish and Chips“ für satte 13 Euro. Wer Lust auf Süßes hat, der bekommt beispielsweise einen Crêpe mit Zimt und Zucker für 4 Euro.
Weil es viele Buden gab, hielt sich die Zeit, in denen die Fans auf Wurst und Bier warten mussten, in Grenzen. Das dürfte sich ändern, wenn die erwarteten 50.000 Fans da sind.
Toiletten beim Fanfest auf dem Heiligengeistfeld: Flatrate-Klo-Nutzung für die Fans
Wer auf dem Heiligengeistfeld das Stille Örtchen besuchen will, braucht Geduld und vor allem Geld. Der Betreiber „Toilettenfee“ hat eine Toiletten-Flatrate ins Leben gerufen. Für 5 Euro können die Fußballfans so oft sie wollen die „Porzellanabteilung“ nutzen. In diversen Sprachen wird das etwas andere Toilettenkonzept erklärt.
Wer etwas seltener muss, zahlt pro „Sitzung“ 50 Cent. Die Wartezeiten hielten sich in Grenzen, lediglich während der Halbzeit wurde es etwas voller. „Ich finde das Konzept mit der Flatrate super, musste aber lachen. Wenn man den ganzen Tag hier ist, zwölf Bier getrunken hat, dann rentiert sich das“, sagte die Hamburger Eventmanagerin Julia und ergänzt: „Die Toiletten sind sauber, dafür zahle ich dann auch gerne.“
Gerade kurz vor dem Anpfiff und in der Halbzeitpause bildeten sich lange Schlangen vor den Containern. Da verwunderte es, dass nicht alle Toiletten geöffnet hatten.
Einen kostenlosen Service gibt es für all die Fans, die vergessen haben, sich mit Sonnencreme einzudecken. Auf dem gesamten Gelände stehen Automaten, die Creme ohne Parfümzusätze spenden. Fehlt nur noch die Hamburger Sonne ...
EM 2024: Fanfest – Livemusik, Riesenrad, Beachclub und buntes Mitmachprogramm
Yared Dibaba lief bereits knapp dreieinhalb Stunden vor dem Eröffnungsspiel über die noch leeren Flächen des Heiligengeistfelds. „Das ist für mich schon was Besonderes. Das ist ja kein kleines Dorffest hier“, sagte der NDR-Moderator dem Abendblatt, der das bunte Programm in der Fanzone moderierte.
Für das erste Highlight sorgte um 18.30 Uhr die Band Madsen, die das Publikum zum Tanzen brachte. „Es ist schon cool, die Vorband der deutschen Nationalmannschaft zu sein“, sagte Bandmitglied Johannes Madsen.
Kein Schnäppchen ist derweil die Fahrt im Riesenrad. Erwachsene zahlen 8 Euro, Kinder 5 Euro, damit sie das gigantische Fanfest von oben sehen können.
Wer sich sportlich ertüchtigen wollte, hatte die Chance in der Mini-Arena, die in der Fanzone aufgebaut ist. Vor allem Kinder hatten großen Spaß auf dem Kunstrasenplatz. Nicht ganz so groß war der Andrang im Familienbereich mit Klettergerüst und Sandkasten.
Große Beliebtheit erfuhr bei den Fans der Beachclub vor der Videowand in der Fanzone. Auf Liegestühlen genossen die Fußballanhänger das ein oder andere Kaltgetränk.
EM 2024: So viel Partystimmung kam beim Fanfest in Hamburg auf
Trotz der Menschenmengen hatten die Fans genug Platz, sich in den zwei Bereichen auf dem Fest auszubreiten. In der Fanzone, dem Event-Dorf mit zwei Leinwänden tummelten sich diejenigen, die nicht in der Public-Viewing-Area mit der 100 Quadratmeter großen Videowand in der Menge stehen wollten. Praktisch: Zwischen den beiden Bereichen zeigte eine Ampel an, wie voll der jeweilige Bereich ist.
Rund eine Stunde vor Spielbeginn spielte der DJ zunehmend mehr Fußballsongs, darunter den HSV-Torsong „Always Hamburg“ von Scooter direkt neben dem Millerntor-Stadion. Auch Klassiker wie „Sweet Caroline“ und immer wieder „Major Tom“ von Peter Schilling durften nicht fehlen.
Richtige Stadionatmosphäre kam auf, als Moderator Yared Dibaba voller Inbrunst die Mannschaftsaufstellung verlas. Bei der Nationalhymne waren die Hamburgerinnen und Hamburger noch etwas zurückhaltend, doch das änderte sich mit dem Anpfiff.
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Eine Monster-Grätsche von Antonio Rüdiger wurde in der Anfangsphase mit „Rüdiger, Rüdiger“-Sprechchören gefeiert. Doch der „Hamburg-Roar“ wurde erst richtig laut, als Florian Wirtz, Jamal Musiala und Kai Havertz für die DFB-Elf getroffen haben. „Was für eine erste Halbzeit“, rief Dibaba den Fans entgegen, als der DJ den Torsong des Nagelsmann-Teams laut aufdrehte.
Nach dem zweiten Tor griffen die Ordner rigoros ein, als wiederholt Pyrotechnik mitten in der Menschenmenge gezündet wurde. Ein Mann wurde von der Security abgeführt.
Die Party ging nach dem Seitenwechsel nach den Treffern der Joker Niclas Füllkrug und Emre Can weiter. Die EM-Euphorie ist bei den deutschen Fans nach dem Kantersieg zum Auftakt definitiv geweckt. „So sehen Sieger aus“, donnerte ebenso aus den Boxen wie der Klassiker „Oh, wie ist das schön“.
Für einen lustigen Moment sorgten jeweils zwei Fans von Polen und den Niederlanden, die am Sonntag in Hamburg spielen. Als sich die Anhänger erspähten, liefen sie mit ernsten Gesichtsausdrücken aufeinander zu, brachen aber dann in Lachen aus und umarmten sich herzlich.