Hamburg. Die kleinen Insekten sind nicht nur eklig, eine Art kann auch zum Krankheitsüberträger werden. Was ein Schädlingsbekämpfer rät.
Eine einzelne Ameise im Haus ist noch nicht schlimm, wenn sich aber ganze Ameisenstraßen durch den Flur oder über die Fensterbank bewegen, sollte man tätig werden. „Denn je länger man sie gewähren lässt, desto größer wird das Problem“, sagt Marco Haß, der die Wisag Pest Control in Hamburg-Rothenburgsort leitet. Das Unternehmen ist Mitglied im Deutschen Schädlingsbekämpfer-Verband.
Haß und seine Kollegen bekommen jetzt wieder viel zu tun. „Es ist ein Sommergeschäft“, die Auftragslage sei hoch, weil viele Hausbesitzer die Ameisen jetzt loswerden wollten. Denn anders als bei Mücken, die in diesem Jahr besonders früh ausschwärmen, kommt man oft nicht mit einfachen Hausmitteln dagegen an.
Ameisen: Wenn Insekten in Hamburg Gefahr für Haus und Garten werden
„Einzelne Ameisen sollte man aufsammeln und entfernen“, rät der Experte, „denn das sind ,Scouts‘ auf der Suche nach Essbarem.“ Ihnen folgen auf der Pheromonspur sonst schnell ganz viele andere. Ameisennester im Haus gebe es übrigens recht häufig. Viele Ameisenarten fänden einen Weg über Klinker ins Haus. „Die gehen dann in Hölzer, besonders wenn diese feucht sind, und können gewaltigen Schaden anrichten.“ Die Insekten seien etwa in der Lage, Dämmstoffe zu durchlöchern.
Mit Köderdosen aus dem Baumarkt komme man da jedoch nicht weit. „Pro Nest können das mehrere Zehntausend Tiere sein, und sie leben sehr lang – Arbeiter zwei bis vier Jahre, Königinnen können etwa 28 Jahre alt werden“, sagt Haß, dessen Unternehmen die meisten Aufträge von SchädlingsHero vermittelt bekommt, der nach eigenen Angaben größten deutschen Vermittlungsplattform für Schädlingsbekämpfer und Betroffene.
Schwarze Wegameise ist in Hamburg die am meisten verbreitete Art
Ameisennester gebe es aber auch unter Steinen auf Terrassen, unter Töpfen oder Gehwegplatten. Die am meisten verbreitete Art, die Schwarze Wegameise, sei zwei bis vier Millimeter groß. „Sie kann überall vorkommen und lästig sein“, sagt Haß. „Sie ist nicht als Schädling anzusehen, kann aber schädlich werden.“ Beispielsweise dann, wenn sie sich im Gebälk breit macht und dadurch sogar Probleme für die Statik entstehen könnten. Oder, wenn sie unter Terrassen leben, die Räume darunter nach und nach aushöhlen und die Platten so instabil werden.
„Wenn man uns anruft, dann weil es um Ameisen im Innenbereich und am Gehweg geht“, sagt Haß. Demnächst bekämen er und seine Kollegen wieder viel zu tun. „Im Juni und Juli fallen vielen die Hochzeitsflüge der Ameisen auf. Dabei begatten sich die Tiere im Flug.“
Im Innenbereich arbeite Haß mit Fraßgel, das ein Nervengift enthält. Dieses wirke zeitverzögert und werde von den Tieren an ihre Brut verfüttert. Im Außenbereich bei Gehwegen und Terrassen nutze er ein Granulat, das in Wasser aufgelöst wird und dann in den Untergrund eindringt – wo es die Ameisen als Kontaktgift abtötet.
Ameisennest im Rasen: Expertentipp, wie man die Insekten vergrämt
Sollten Hamburger und Hamburgerinnen ein störendes Ameisennest in ihrem Rasen finden, rät der Experte, die Tiere zu vergrämen. „Man legt Lavendel oder Zitronenscheiben aus, das vertreibt sie.“ Auch Kalkpulver könne man benutzen.
Doch bei den Ameisenarten gibt es Unterschiede: Während beispielsweise Waldameisen streng geschützt sind, werden Pharaoameisen gefürchtet. „Man findet sie überall in Hamburg. Das ist eine eingeschleppte Art, sehr winzig und bernsteinfarben. Man übersieht sie leicht.“ Diese kleinen Tiere leben laut Haß im Innenbereich und bevorzugen proteinhaltige Nahrung. Auch in Krankenhäusern seien sie gefürchtet. Solche Vorkommen gehörten auf jeden Fall in die Hände von Profis, sagt Marco Haß.
Problem in Krankenhäusern: Wenn die Ameisen unter die Verbände krabbeln
Denn es gibt immer wieder Berichte, dass die kleinen Ameisen zu einem großen Problem werden können, weil sie unter Gipsverbände krabbeln können und bei Patienten an Wundrändern fressen. Dadurch werden sie außerdem zu gefährlichen Krankheitsüberträgern.
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In Hamburger Krankenhäusern habe er noch nie Pharaoameisen bekämpft, in Bäckereien und Wohnungen dagegen schon oft. Die Tiere gingen gern an alle offenen Lebensmittel, „es hält sie fast nichts auf“.
Ameisen vertreiben: Kosten für Schädlingsbekämpfer ab 150 Euro
Wer Ameisen im Innenbereich bekämpfen lässt, muss dem Schädlingsbekämpfer zufolge mit Kosten von 150 bis 250 Euro pro Behandlung rechnen, meistens seien zwei Einsätze nötig. Im Außenbereich hänge es von der Größe der Fläche ab und koste bis zu 500 Euro.