Hamburg. Das Stadtteilfestival bietet an diesem Wochenende 177 Gratis-Konzerte – an ungewöhnlichen Orten. Was auf geplant ist.
- Das Stadtteilfestival 48h Wilhelmsburg gibt es seit 15 Jahren
- Vom 7. bis zum 9. Juni wird überall auf den Hamburger Elbinseln musiziert
- Innerhalb von 48 Stunden gibt es 177 Gratis-Konzerte an ungewöhnlichen Orten
Vor 15 Jahren begann in Wilhelmsburg etwas, das die Musikszene auf den Elbinseln grundlegend veränderte: 48h Wilhelmsburg. Jetzt feiert das Nachbarschaftsfestival in Wilhelmsburg und auf der Veddel 15. Geburtstag, und zwar vom 7. bis zum 9. Juni. Zu diesem Anlass hat das Organisationsteam um Projektleiterin Alena Kruse das bislang größte Festivalprogramm zusammengestellt.
Binnen 48 Stunden gibt es 177 Konzerte an 57 Orten in unterschiedlichen Quartieren auf den Hamburger Elbinseln. Die Idee ist dieselbe geblieben wie vor 15 Jahren: den Stadtteil und seine diversen Bevölkerungsgruppen durch die Musik zusammenbringen. Auch wenn im Laufe der Jahre immer mehr Besucherinnen und Besucher aus anderen Stadtteilen für 48h Wilhelmsburg auf die Insel kommen, die auftretenden Künstlerinnen und Künstler haben allesamt einen Elbinsel-Bezug.
Festival: 48h Wilhelmsburg bietet 177 Konzerte – an ungewöhnlichen Orten in Hamburg
So kommt eine Mischung an Genres zustande, die nicht nur die Vielfalt des Stadtteils abbildet, sondern auch möglichst viele Zielgruppen ansprechen soll. „Wir wollen alle mitnehmen“, sagt Alena Kruse. Deshalb koste das Festival auch keinen Eintritt. Die Gäste können jedoch Unterstützer-Festivalbändchen kaufen und direkt nach den Konzerten für die Musikerinnen und Musiker spenden. Als besondere Aktion gibt es in diesem Jahr eine Rallye: Besucher sammeln an unterschiedlichen Orten Stempel und erkunden so die Elbinsel.
Eine weitere Besonderheit des Festivals sind die Spielorte. Denn bei 48h Wilhelmsburg kann jeder Ort zur Bühne werden. Es gibt Konzerte in den örtlichen Haspa-Filialen, im Krankenhaus Groß-Sand, in der Grundschule Rotenhäuser Damm, der Bücherhalle, in Hinterhöfen oder direkt in der Natur. Und natürlich in Restaurants, Cafés, Bars und Kneipen wie dem Turtur am Veringkanal, in der Deichdiele, dem Café Yes oder dem Biergarten zum Anleger.
Festival 48h Wilhelmsburg: 177 kostenlose Konzerte an 57 Orten
Der Spielplan für das Festivalwochenende wird vom Programmkomitee zusammengestellt, das sich aus Menschen aus Wilhelmsburg und der Veddel zusammensetzt. Die Mitglieder sichten alle Bewerbungen und wählen die Orte aus. „In diesem Jahr mussten wir keine einzige Absage verschicken, das ist total schön“, sagt Alena Kruse. Aber: „Mit 177 Konzerten sind wir an der Kapazitätsgrenze angelangt.“
Das gilt nicht nur für die vielen ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer sowie das Orga-Team, sondern auch für den Stadtteil. Denn während des Festivals herrscht Ausnahmezustand, vor allem im beliebten Reiherstiegviertel. Dort kam es in der Vergangenheit daher auch immer wieder zu Lärmbeschwerden – weil viele Festivalgäste nach dem letzten Konzert noch vor den Kiosken und Bars den lauen Sommerabend verbrachten.
48h Wilhelmsburg: Nachbarschaftsfestival soll Räume für Musik schaffen
Mittlerweile gibt es eine Lärm- und Info-Hotline, bei der sich etwa gestörte Anwohnerinnen und Anwohner melden können. „Eine Folge dessen ist, dass wir Schwerpunkte für die unterschiedlichen Festivaltage festlegen, um bestimmte Quartiere zu entlasten“, sagt Kruse. Außerdem würden Flächen angeboten, auf denen auch nach den Konzerten gefeiert werden könne, ohne dass sich jemand gestört fühle. „Es muss Räume geben für Menschen, die feiern wollen. Sonst wird gecornert“, sagt Kruse.
Der Schwerpunkt am Eröffnungstag, Freitag, 7. Juni, liegt auf der Veddel und im Wilhelmsburger Reiherstiegviertel. Am Sonnabend, 8. Juni, stehen das Bahnhofs- und Korallusviertel sowie die Neue Mitte im Fokus. Dort gibt es etwa einen Mitmach-Zirkus für Kinder, einen Tango-Workshop für Erwachsene und natürlich jede Menge Konzerte. Am Sonntag, 9. Juni, spielt sich das Geschehen vor allem in der Neuen Mitte ab, beispielsweise mit einem musikalischen Stolpersteinrundgang und einem Programm, das von Jugendlichen organisiert wird.
Festival 48h Wilhelmsburg ist eine Erfolgsgeschichte – und trotzt ersten Zweiflern
2024 wird zudem ein stärkerer Fokus auf die Barrierefreiheit gelegt. „In diesem Jahr haben wir Routenempfehlungen für geheingeschränkte Menschen“, sagt Projektleiterin Kruse. Auch familienfreundliche Orte und Programmpunkte würden hervorgehoben. „Das ist besonders für Menschen hilfreich, die von außerhalb kommen.“ Aber auch für das Wilhelmsburger Publikum gebe es immer wieder etwas Neues zu entdecken. Das gesamte Programm gibt es ab 15. Mai im Internet unter www.48h.mvde.de und vor Ort an den Spielstätten.
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Der 15. Geburtstag des Stadtteilfestivals ist auch für Steph Klinkenborg etwas Besonderes: Klinkenborg hat das Konzept mitgeprägt, lange um Sponsoren und das Publikum geworben, bis die Idee schließlich Wirklichkeit wurde. Viele hätten daran gezweifelt, dass es gelingen könne, ein Festival nur mit Musikerinnen und Musikern von den Elbinseln zu organisieren. „Die Leute haben mit den Augen gerollt. Aber wir waren von unserer Idee überzeugt“, sagt Klinkenborg. Zu Recht, 48h Wilhelmsburg ist eine Erfolgsgeschichte.